Dossenheim: "Keiner will hier aktuell Windkraftanlagen bauen"
Martin Müller informierte bei der Gemeinderatssitzung über die Ausweisung von zwei Konzentrationsflächen in Dossenheim

Auf Dossenheimer Gemarkung befinden sich zwei der insgesamt 17 zu diskutierenden "Konzentrationszonen für Windkraft (KZW)". Symbol-Bild: dpa
Dossenheim. (dw) "Was der Nachbarschaftsverband im Odenwald plant, ist haarsträubend", sagte ein Bürger in öffentlicher Sitzung des Gemeinderats. Er fragte, ob die baden-württembergischen Höhenzüge nicht genauso schützenswert seien wie die in Hessen und Rheinland-Pfalz. Nach dem Punkt "Fragen und Anregungen von Bürgern" stand die "Aufstellung eines Flächennutzungsplans (FNP) zur Standortsteuerung von Windenergieanlagen durch den Nachbarschaftsverband (NBV)" als Information auf der Tagesordnung. Daher war Martin Müller, Geschäftsführer des NBV, anwesend. Er berichtete über den Sachstand und beantwortete Fragen. Seine wieder kehrende Botschaft: "Keiner will hier aktuell Windkraftanalgen bauen."
Es gehe darum, bestimmte Areale als mögliche Standorte auszuweisen, damit die Masten nicht dort gebaut würden, wo man sie auf gar keinen Fall haben wolle. Müller bezeichnete die Strategie der Zuweisung von Konzentrationsflächen im FNP als "Steuerung".
Auf Dossenheimer Gemarkung befinden sich zwei der insgesamt 17 zu diskutierenden "Konzentrationszonen für Windkraft (KZW)". Sie gruppieren sich um den "Weißen Stein". "KZW 11" liegt geografisch nordöstlich vom Hausberg der Bergstraßengemeinde. "KZW 12" liegt südwestlich davon am Westhang des "Hohen Nistler". Die beiden Flächen überschreiten die Gemarkungsgrenze. Daher ist zu erwarten, dass die Städte Schriesheim (KZW 11) und Heidelberg (KZW 12) sich ebenfalls dazu äußern werden. Beide Konzentrationszonen liegen im Landschaftsschutzgebiet. In einem eigenen Verfahrensschritt sei eine Herauslösung der Flächen möglich, so Müller. Eine dritte Zone "KZW 13" mit 129 Hektar liegt außerhalb aber unweit der Gemarkungsgrenze südlich des "Weißen Steins".
Der NBV-Geschäftsführer stellte das bisherige Vorgehen vor, das als pragmatisch bezeichnet werden kann. Dennoch blieben Fragen. "Was geschieht, wenn die Vögel ihren Standort ändern", fragte Eugen Reinhard (FDP) "provokativ", wie er selbst meinte. Cornelia Wesch (FW) erkundigte sich nach der Flugsicherheit. Am "Hohen Nistler" sei schon einmal ein Flugzeug abgestürzt. Weiter fragte sie nach dem Einfluss auf das zur Naherholung genutzte Gebiet. Carlo Bonifer (SPD) brachte die Wirtschaftlichkeit ins Spiel. Im Odenwald sei die Investition in Windkraftanlagen nicht besonders ertragreich. Reinhard unterstützte die Aussage. Hans-Peter Stöhr (CDU) hinterfragte das Kriterium der Flächengröße für mindestens drei Windräder je Zone. Seine Fraktionskollegin Julia Philippi fragte, ob der NBV eine Mindestanzahl von Windrädern ausweisen müsse. Gunhild Frey, Grüne, erkundigte sich nach den "Sichtbeziehungen".
Müller beantwortete die Fragen geduldig. Die Dossenheimer Gemarkung wäre von drei Windrädern in "KZW 12" betroffen, das Gebiet sei recht klein. Laut Karte misst es 39 Hektar. Vier Windräder könnten in der "KZW 11" gebaut werden. Die Karte weist hier eine Fläche von 53 Hektar aus. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit sei und könne nicht vom NBV beantwortet werden, so Müller. Anhaltspunkt für die Standortfindung seien die im Windatlas dargestellten Windgeschwindigkeiten. Die Flugsicherheit sei durch Anpassungen nicht gefährdet. Die Flächen und damit Anzahl der Windräder sei Ergebnis der jetzt beginnenden Diskussion.
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Wie sich das Landschaftsbild verändern könnte, wurde mit Fotomontagen gezeigt. Auch sie sollen im Internet auf www.nachbarschaftsverband.de veröffentlicht sein.



