Die verflixte Brücke lässt nicht jeden durch

Bammental. In Bammental bleiben an einer der niedrigsten Bahnunterführungen in der Region immer wieder Lastwagen hängen.

06.07.2012 UPDATE: 06.07.2012 09:17 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Es geht nicht mehr vorwärts und nicht mehr rückwärts: Dieser Lastwagen war etwas höher als die erlaubten 3,10 Meter. Foto: Archiv
Von Christoph Moll

Bammental. Mal passiert es am frühen Morgen, mal um die Mittagszeit, manchmal aber auch abends. Und doch ist es immer wieder das Gleiche. Der Laster war zu hoch - oder andersrum gesagt: Die Unterführung war einfach zu niedrig. In regelmäßigen Abständen bleiben an der Eisenbahnbrücke in der Hauptstraße Lastwagen hängen. So wie vor zwei Wochen, als ein 53-Jähriger aus Mannheim mit seinem Laster steckenblieb und sogar die Bahnlinie zur Sicherheit für die Untersuchung auf Schäden über zwei Stunden gesperrt werden musste. Warum kommt es immer wieder zu diesen Unfällen? Liegt es an einer schlechten Beschilderung? Oder passen die Fahrer nicht auf?

Man kann fast die Uhr danach stellen: Durchschnittlich kracht es an der Bammentaler Bahnunterführung alle vier Monate. "Wir haben in den vergangenen drei Jahren jeweils drei Unfälle registriert", erklärt der Heidelberger Polizeisprecher Harald Kurzer gegenüber der RNZ. Allerdings könne die Dunkelziffer größer sein, nicht immer werde die Polizei informiert. Mit einer Höhe von etwas mehr als 3,10 Meter ist die Eisenbahnbrücke eine der niedrigsten an stärker befahrenen Straßen im ganzen Rhein-Neckar-Kreis, bestätigt Berno Müller, der Sprecher des Landratsamts.

"Heute würde so eine Unterführung nicht mehr gebaut werden", sagt Polizeisprecher Kurzer. Die Mindesthöhe sei schon vor Jahrzehnten auf 4,50 Meter festgelegt worden. Dass aber selbst das manchmal noch zu niedrig sein kann, zeigte am Ostersamstag der spektakuläre Unfall auf der A 5 bei Eppelheim, als ein Laster zwei Brücken abrissreif rammte.

Er kenne jedenfalls keine zweite Unterführung, an der so oft Lastwagen hängenbleiben, sagt Kurzer. Aber wie kommt es dazu? "An der Beschilderung kann es nicht liegen", meint Kreissprecher Berno Müller. "Egal, von welcher Seite man kommt, überall steht das Durchfahrtsverbot für Fahrzeuge über 3,10 Meter auf den Schildern." Beim E-Werk, beim Möbelparadies und an der Einmündung der Gaiberger Straße in die Hauptstraße und noch einmal an der Brücke selbst wird - auch mit rot-weißen Reflektorstreifen - auf die Engstelle hingewiesen. Linienbusse passen übrigens gerade so durch.

"Manche Fahrer kennen einfach die Höhe ihres Wagens nicht", meint Polizeisprecher Kurzer. Oft seien es Gewerbetreibende mit hohen Sprintern oder Kleinlastern, die ihre Fahrt nicht lange im Voraus planen. Sie verwenden meist auch Navigationsgerät für Autos, in denen die Durchfahrtshöhen bei Brücken in der Regel nicht erfasst sind. "Berufskraftfahrer wissen hingegen genau, wie hoch ihr Aufbau ist", erklärt Kurzer.

Der größte Schaden entsteht bei diesen Unfällen in der Regel am Fahrzeug, die Brücke bekommt - abgesehen von ein paar Schrammen - fast nie etwas ab. Das liege auch daran, dass die Fahrer kurz vorher ahnen, dass ihr Wagen nicht durchpasst und deshalb das Tempo drosseln, erklärt Kurzer weiter. Irgendwann krache es dann - und es geht nicht mehr vorwärts und nicht mehr rückwärts.

Nicht immer entsteht aber nur geringer Sachschaden. "Letztes Jahr hat es mal einen Möbellaster komplett zerlegt", erklärt der Bammentaler Feuerwehrkommandant Timo Winkelbauer. "Den Aufbau mussten wir dann wieder zusammenflicken." Schaden: 20 000 Euro. Manchmal reiche es aus, die Luft aus den Reifen der festgefahrenen Lastwagen zu lassen, um diese zu befreien. Teilweise handle es sich auch um Umzugslaster mit "Hobbyfahrern" am Steuer, viele Unfälle würden deshalb auch am Wochenende passieren, so Winkelbauer.

Man muss kein Prophet sein: Der nächste Laster bleibt bestimmt an der verflixten Miniunterführung hängen. Spätestens wieder in vier Monaten.

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