Region Heidelberg

Die Strommasten bekommen einen neuen Anstrich

Strommast-Kletterer brauchen Schwindelfreiheit - Planen sollen abgeschliffenen Rost sammeln

02.08.2018 UPDATE: 03.08.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

Wie eine übergroße Vogelscheuche wirken die zugehängten Strommasten - hier in Spechbach. Planen sollen den Rost auffangen. Foto: Zimmermann

Region Heidelberg. (kel/cm) Ist hier etwa der Verhüllungskünstler Christo am Werk gewesen? Vor Kurzem war der Strommast auf der Neidensteiner Höhe bei Spechbach zugehängt. Was hat es damit auf sich? Die RNZ fragte nach.

Zwei Kernkompetenzen braucht jeder, der diesen Job ausüben will: Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. "Den Rest kann man lernen", sagt Jens Sacher, Bauleiter der Firma RS Korrosionsschutz aus dem thüringischen Schorba. Sein Vier-Mann-Trupp wandelt auf schmalem Grat in luftiger Höhe. Als Industriekletterer schmirgelt das Quartett derzeit den Rost an den Strommasten der Trasse zwischen Leimen und Hüffenhardt bei Mosbach ab und pinselt einen neuen Korrosionsschutz aufs Gestänge. In Spechbach steht einer von insgesamt 100 Hochspannungsmasten, die im Auftrag des Betreibers EnBW-Netze gewartet werden. Das Arbeitsprogramm wird sich noch bis in den Spätsommer hinziehen.

Helm, Klettergeschirr, Seile und Sicherheitshaken sind Pflicht, wenn Sachers Mitarbeiter die 30 Meter vom Ackergrund bis an die Spitze des Stahlgestänges kraxeln. Arbeitsgeräte wie Flex, Stahlbürste sowie die Farbeimer werden anschließend hochgezogen.

Währenddessen hat Yusuf Tasdemir vom Netzbetreiber Netze-BW dafür zu sorgen, dass kein "Saft" auf den 110.000- Volt-Leitungen ist. Denn schon bei einer Entfernung von knapp einem Meter könnte die Elektrizität vom Kabel auf den menschlichen Körper überspringen - "ein absolut tödlicher Stromschlag", erklärt Tasdemir. Weil aber die Stromversorgung auch nicht ganz abgeschaltet werden kann, wird zuerst eine Traverse vom Netz genommen und die Leitung zusätzlich geerdet, während auf der anderen Traverse auf dem Ausleger gegenüber weiterhin Strom fließt. Eine grüne Flagge auf der "toten" Seite dient den Männern oben als Gedächtnisstütze: Nur hier darf gearbeitet werden.

"Ein fortlaufender Prozess und eine rein prophylaktische Maßnahme" sind die Arbeiten nach Aussage von Jörg Busse, dem Sprecher der Netze-BW in Stuttgart. Etwa alle 20 Jahre sei an den Masten ein Neuanstrich fällig, auch die Kabelträger im nördlichen Kraichgau seien keinesfalls durchgerostet gewesen: "Das ist massiver Stahl, der hält lange."

Zwei Tage dauert es, bis ein Mast von der Grundreinigung mittels Hochdruckwäsche und Roststellenbearbeitung über Grundierung und endgültigem Korrosionsanstrich fertig ist. Obwohl das Gestänge filigran wirkt, kommt eine Gesamtoberfläche von rund 100 Quadratmetern zusammen - entsprechend groß ist der Anfall von Rost und anschließend von Farbpartikeln, obwohl der neue Anstrich von Hand und per Pinsel aufgetragen wird. Große Planen sollen verhindern, dass sich der Abrieb und der Anstrich auf die Landschaft verteilen. Die Farbreste sammle man und entsorge sie umweltgerecht, verspricht Bauleiter Sacher.

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