Der Leimener Günter Haritz wurde 1972 Olympiasieger

Bei der Hymne kommen Haritz heute noch die Tränen. Der ehemalige Bahnradfahrer freut sich auf die Spiele in Rio

04.08.2016 UPDATE: 05.08.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Olympiasieger Günter Haritz. Foto: Alex

Leimen. (mare) Das olympische Feuer wird am heutigen Freitag in Rio de Janeiro entzündet und die Spiele eröffnet. Wenn die Bilder aus Brasilien hier in Deutschland über den Bildschirm flimmern und den Einmarsch der Nationen bei der Eröffnungsfeier zeigen, wird es auch für Günter Haritz ein besonderer Moment sein. Der Leimener Ehrenbürger war 1972 in München nämlich selbst schon Olympiateil-nehmer im Bahnradfahren - und Olympiasieger.

"Es kribbelt schon und ich weiß, dass Olympia etwas Schönes und Außergewöhnliches ist", sagt der 68-Jährige. Besonders emotional werde es, wenn die deutsche Nationalhymne ertönt. "Da sagt meine Tochter dann immer: Der Papa kriegt wieder die Tränen." Er muss es wissen, schließlich gewann Haritz 1972 die Goldmedaille mit dem Bahn-Vierer. Doch allein die Erfahrung, bei Olympia dabei gewesen zu sein, möchte er nicht missen. "Das ist einmalig, wird ewig in meinem Kopf bleiben und hat mein Leben verändert." Es sei das Größte was man sich als Sportler vorstellen könnte. "Wer nie bei Olympia war, wird das nicht verstehen."

Das Größte sei, dass Athleten aus vielen Sportarten und aus der ganzen Welt zusammen kommen. Da käme man in der Kantine miteinander in Kontakt, erzählt Haritz. So seien in München Freundschaften mit Ruderern und Boxern entstanden, die bis heute Bestand hätten.

So freut sich Günter Haritz darauf, die Wettbewerbe in Rio in diesen Sportarten zu verfolgen. Und natürlich die Radsportveranstaltungen. Auch, wenn dies heute nicht mehr mit früher vergleichbar sei. "Heute fahren die Profis zu Olympia, früher waren es noch Amateure, das war noch unbekümmert." Olympia war sein sportliches Sprungbrett, erst nach 1972 wurde der Leimener Profifahrer auf der Straße.

Dies hatte er bei den Olympischen Spielen 1972 zwar schon im Hinterkopf. Doch in München zählte nur eins: die Goldmedaille. Schließlich ging der Bahn-Vierer als Favorit und Weltmeister von 1970 ins Rennen. "Wir hatten mit Gustav Kilian einen super Trainer, der erklärt hat: Gold ist alles", erinnert sich Günter Haritz. Auf dieses Ziel wurde entsprechend hart hingearbeitet. "Ich wäre schon enttäuscht gewesen, wenn wir nicht Gold gewonnen hätten, aber wir waren auf den Tag X topfit."

Zumal die Rad-Entscheidungen damals eine deutsch-deutsche Angelegenheiten waren: Die Medaillen in den 1960er- und 70er-Jahren wurden zwischen der Bundesrepublik und der DDR ausgemacht. "Das war ein reines Politikum."

Die Weltpolitik schlug auch in der Nacht des Triumphs des Bahn-Vierers zu: Am Abend des 4. September gewann das Quartett Gold. "Wir fuhren nach der Siegerehrung in der Nacht nach Schwabing zum Feiern", so der Ex-Profi. Bei der Rückkehr zum olympischen Dorf standen die Radfahrer aber vor verschlossenen Türen: Der Ordner informierte sie über die Geiselnahme israelischer Sportler durch die palästinensische Terrororganisation "Schwarzer September". "Das war schon schlimm, danach war es überall totenstill." Ohne Akkreditierung wurde so die Goldmedaille zur Eintrittskarte zurück ins Dorf. Die liegt heute übrigens im Wohnzimmerschrank.

Und wird in diesem Jahr wohl nicht nach Deutschland gehen. "Der Bahnvierer wird kein Olympiasieger mehr, das tut mir schon weh", so Haritz. Nach der Wiedervereinigung sei sein Sport in ein Loch gefallen, der Bahn-Vierer habe sich nur mit Mühe und Not qualifizieren können. "Es wäre schön, wenn es zu einer Medaille reichen würde", drückt Günter Haritz seinen Nachfolgern aber doch die Daumen.

Fi Info: Günter Haritz wird heute Abend um 18.45 Uhr zu Gast in der "Landesschau Baden-Württemberg" im SWR sein und über seine Olympiaerfahrungen sprechen.

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