Das Landgut Lingental steht im Regen - Kritik an Leimens Verwaltung

Gastronomiebetrieb nach Überschwemmung vorläufig geschlossen - Von der Stadt fühlt sich der Eigentümer allein gelassen

04.08.2016 UPDATE: 05.08.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden

Diese Nachricht finden die Besucher des Landguts Lingental aktuell vor: Der Gastronomiebetrieb ist bis auf Weiteres geschlossen. Foto: Alex

Von Manuel Reinhardt

Leimen-Lingental. "Wer kann einer Braut kurz vor dem Fest schon einen Korb geben?" Aktuell gebuchte Hochzeiten und Veranstaltungen auf Landgut Lingental finden statt, betont Eigentümer Michael Hofbauer. Aber mit einem viel größeren Aufwand als noch vor einigen Wochen. Denn die Gastronomiebetriebe wurden bei den Überschwemmungen im Mai und Juni stark beschädigt und müssen saniert werden. Bis dahin bleiben die Restaurants "Küchenmichel" und "Oben" sowie das Landcafé geschlossen.

Als der Starkregen von oben kam, schossen die Wassermassen durchs Landgut. Der Festsaal wurde überschwemmt, das Wirtschaftsgebäude komplett durchnässt, die Haustechnik des Restauranttrakts beschädigt. Kühlhäuser, Trockenlager, Bankettküche und Lüftungsanlage müssen nun ausgebaut werden, um die Wände und Decken zu sanieren. Der Festsaal ist - eben für bereits gebuchte Veranstaltungen - nur nutzbar, wenn ständig getrocknet und Malerarbeiten durchgeführt werden. Die Höhe des Schadens bislang laut Hofbauer: über eine Million Euro.

 

Allein die Sanierung des Wirtschaftsgebäudes, das zwischen Festsaal und Restaurant-Gebäude liegt und das technische Herzstück des Guts ist, werde laut Michael Hofbauer vier bis sechs Monate dauern. "Wie und wann die Restaurants weitergeführt werden können, ist momentan noch nicht absehbar", sagt der Inhaber des Landguts. Derzeit werden Schadensgutachten erstellt, erst danach kann mit der Sanierung begonnen werden.

Und die Zeit, in der die Betriebe geschlossen sind, bringt weiteren finanziellen Schaden. Die Pächterin der Blumenwerkstatt etwa habe laut Hofbauer angekündigt, ihr Mietverhältnis zu kündigen. "Ein Überleben ohne die Besucherzahlen durch Hochzeiten, Veranstaltungen und Gastronomie ist nicht möglich, auch wenn es nur einige Monate sind", sagt Michael Hofbauer.

Im Raum steht nun, wer für die Schäden aufkommt. Was zur Frage nach den Gründen für die Überschwemmungen führt. "Es war ein Starkregenereignis, das Wasser läuft auf der Straße zusammen und den Hang runter zum niedrigsten Punkt", erklärt Rudi Kuhn, Leiter der Stadtwerke. Dem stimmt Michael Hofbauer noch zu: "Die Ursache liegt in einem ungünstigen Gefälle der Straße von Gaiberg kommend, die im Bereich des Landguts ihre Neigung ändert."

Beim Kanal gehen die Meinungen aber auseinander. Michael Hofbauer weist einerseits darauf hin, dass das Wasser von der öffentlichen Straße direkt auf das Grundstück des Landguts geleitet werde - und die Außenbereiche bei jedem stärkeren Regen überflute: "Die Menge, die von der Straße kommt, konnten wir nicht absehen." Und andererseits sei die Kanalisation innerhalb Lingentals nicht groß genug ausgelegt. Das sieht Rudi Kuhn nicht so. "Wir haben die Kanäle berechnet und es gibt keinen Bedarf, den Kanal hier größer zu dimensionieren." Diese Berechnung werde regelmäßig aktualisiert. Auch macht Rudi Kuhn klar: "Der Unterlieger muss dafür Sorge tragen, dass das Wasser nicht bei ihm reinläuft." Den-noch erkenne man die Probleme. So sei trotzdem geplant, einen neuen Kanal zu verlegen, der mehr Wasser auffängt und für größere Sicherheit sorgt.

Pläne, die auch Michael Hofbauer kennt; das schon seit 2013. Denn nach Hochwasserschäden habe die Stadt zugesagt, einen funktionsfähigen Kanal zu bauen. Geschehen sei bislang nichts, 2018 solle er fertig sein.

Michael Hofbauer sieht durch dieses Problem die Stadt in Zugzwang - auch in finanzieller Hinsicht. Mit Hinweis auf das "Starkregenereignis" habe die Versicherung der Stadt aber abgelehnt, die Kosten zu übernehmen und mit der "Wiederkehrlichkeit von mehr als 100 Jahren" argumentiert. Der Landgut-Eigentümer hält dagegen: "Es kommt mindestens zwei Mal jährlich zu Überschwemmungen, die erhebliche Schäden verursachen." Dies gehe auch aus einem Gutachten des Instituts für Wasser und Gewässerentwicklung der Universität Karlsruhe hervor. Bauamtsleiter Holger Gora verwies auf ein laufendes Verfahren und machte zum aktuellen Stand keine Auskunft.

"Die Stadt Leimen schaut untätig zu und lässt uns sprichwörtlich im Regen stehen", ärgert sich Michael Hofbauer. "Damit wird nicht nur uns, sondern auch der Stadt Leimen Schaden zugefügt, die ohne das Landgut Lingental auskommen muss, wenn sich keine Lösung findet."

Wie auch immer: Derzeit finden sich nur noch vereinzelt Besucher auf dem Landgut ein, die vor verschlossenen Türen stehen. Sie müssen sich mit Sushi in der "Dankbar" oder einem guten Tropfen aus der Vinothek begnügen, die nicht geschlossen sind. Oder einem Strauß aus der Blumenwerkstatt. Auch die ist geöffnet.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.