Bürgermeisterwahl in Neckargemünd: 10 Fragen an die vier Kandidaten

Über wen und welche Positionen entscheiden die Wähler am Sonntag? – Die RNZ hat die vier Kandidaten befragt

08.06.2016 UPDATE: 09.06.2016 06:00 Uhr 6 Minuten, 7 Sekunden

Horst Althoff: Der 53-jährige CDU-Politiker ist seit 16 Jahren Bürgermeister. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Die Spannung steigt: Am Sonntag, 12. Juni, sind 10.440 Neckargemünder – darunter erstmals auch viele 16- und 17-Jährige – aufgerufen, ihren Bürgermeister für die nächsten acht Jahre zu wählen. Auf dem Stimmzettel stehen vier Bewerber: Amtsinhaber Horst Althoff (CDU), Stadtrat Frank Volk (Freie Wähler), Architekt Michael König (Nein-Idee) und Rathausmitarbeiter Dr. Franz-Georg Scheffczyk. Doch warum bewerben sie sich um das höchste Amt in der Stadt? Wer unterstützt sie? Und welche Antworten haben sie auf die drängendsten Fragen in der Stadt am Neckar? Die RNZ hat – sozusagen als letzte Entscheidungshilfe vor der Wahl – jedem der vier Kandidaten zehn Fragen gestellt und insgesamt 40 Antworten bekommen. Wenn am Sonntag kein Bewerber die absolute Mehrheit – also mehr als 50 Prozent der gültigen Stimmen – erhält, wird in zwei Wochen, am 26. Juni, noch einmal gewählt.

1. Sie bewerben sich am 12. Juni um die Position des Bürgermeisters von Neckargemünd. Was ist aus Ihrer Sicht das Faszinierende an diesem Amt?

Horst Althoff: Ich kenne das Amt des Bürgermeisters mit seinen vielfältigen Aufgaben und Verpflichtungen. Dieses Amt ist attraktiv. Es verbindet mit vielen Menschen, erfordert Mitarbeiterführung, Fähigkeiten zum Ausgleich und Durchsetzungskraft. Dies alles macht die Faszination dieses Amtes aus.

Frank Volk: Bürgermeister in Neckargemünd zu sein, ist meine Herzensangelegenheit. Ich habe mir in meiner beruflichen Laufbahn Schlüsselqualifikationen angeeignet – vor allem Führungsqualität und Projekterfahrung – die ich gemeinsam mit meiner kommunalpolitischen Erfahrung einsetzen möchte.

Michael König: Wir machen das nur für die Demokratie und gegen Filz!

Franz-Georg Scheffczyk: Ein Team mit individuellen Fähigkeiten zu leiten, mit dem ich, aufgrund meiner vielfältigen Erfahrungen aus verschiedensten Verwaltungsbereichen, die Stadtentwicklung positiv verändern kann, sowohl gesellschaftlich und kulturell als auch baulich, wirtschaftlich und ökologisch.


2. Wahlkampf zehrt an Kraft und Geldbeutel. Wer unterstützt Sie bei Ihrer Kandidatur, wer steht Ihnen – auch finanziell – zur Seite?

Horst Althoff: Zunächst bin ich selbst mit hohem persönlichen und finanziellen Aufwand gefordert. Daneben unterstützen mich viele Freunde und Förderer, damit ich meine Arbeit als Bürgermeister fortsetzen kann.

Frank Volk: Meine Familie unterstützt mich und gibt mir Rückhalt. Freunde helfen mir und beraten mich. Meinen Wahlprospekt habe ich fast überall selbst verteilt. Finanzielle Unterstützung? Keine – ich zahle meinen Wahlkampf komplett selbst.

Michael König: Niemand, unser Wahlkampf existiert nicht.

Franz-Georg Scheffczyk: An erster Stelle meine Frau, dann Familie, Freunde. Was mich besonders gefreut hat, viele aus der hiesigen Bevölkerung, die mich sogar teilweise finanziell unterstützen wollten. Das habe ich aber nicht angenommen. Ich bezahle das alles selbst.


3. Apropos Geld: Der Schuldenstand der Stadt liegt bei rund neun Millionen Euro. Wie wollen Sie dieses Problem in den Griff bekommen und was kann sich Neckargemünd überhaupt noch leisten?

Horst Althoff: In den vergangen Jahren wurde sehr viel investiert. Diese Ausgaben wurden vom Gemeinderat fast immer einstimmig beschlossen. Mit einer Prioritätenliste, mit Ausgabendisziplin und einer Finanzpolitik mit Augenmaß ist die Finanzsituation auch in Zukunft gut zu meistern. Darüber bin ich mir mit dem Stadtrat einig.

Frank Volk: Viele Punkte meines Programms kosten vergleichsweise wenig. Für die anderen gilt: Investieren, wenn Geld da ist, und sich auf das Notwendige beschränken, wenn die Mittel geringer sind. Meine fast 30-jährige Erfahrung im Bankwesen wird nützlich und wichtig sein. Ich kann Kosten und Nutzen berechnen und abwägen.

Michael König: Nicht mein Tee.

Franz-Georg Scheffczyk: Durch eine andere Schwerpunktsetzung im Haushalt. Unnötige Ausgaben vermeiden. Pflichtaufgaben und Sicherheitsbelange werden bei mir nie vernachlässigt, sei es bei den Schul- und Kita-Wegen, dem Straßenzustand oder Notwendigkeiten bei der Feuerwehr. Praktische Unterstützung der Jugend, der Senioren und der Vereine.


4. Das Naturbad im Kleingemünder Terrassenfreibad ist nach wie vor ein Sorgenkind. Werden Sie als Bürgermeister – trotz der Probleme mit zu hohen Keimwerten – auch weiterhin auf das Naturbadkonzept setzen?

Horst Althoff: Die Schaffung des Naturbades beschlossen die Stadträtinnen und Stadträte einstimmig. Von diesem Beschluss kann nicht abgewichen werden. Deshalb stehe ich zum Naturbad, das sich im Übrigen großer Beliebtheit erfreut. Ich bin zuversichtlich, dass die Probleme gelöst werden.

Frank Volk: Ja. Ich habe den Eindruck, dass die beauftragte Firma die Mängel beseitigen kann. Das Naturbad ist eine Attraktion und ein Alleinstellungsmerkmal, wenn es funktioniert. Wichtig ist auch die Attraktivität des Schwimmbads im Ganzen, also Umkleiden und Infrastruktur.

Michael König: Nicht mein Tee.

Franz-Georg Scheffczyk: Ja – alles andere wäre ein Schildbürgerstreich – aber mit einer gänzlich anderen Herangehensweise an die Probleme. Ein millionenteurer Umbau des Filtersystems ist unsinnig, da es dadurch trotzdem keine Gewährleistung gibt, dass die Keimbelastungen endgültig beseitigt werden.


5. Die Altstadt treibt die Neckargemünder um. Wie beurteilen Sie die Verkehrssituation und wie lässt sich die Innenstadt stärker beleben?

Horst Althoff: Die Verkehrsbelastung der Hauptstraße hat sich deutlich verbessert. Aktuelle Messungen zeigen, dass sich der Verkehr um 70 Prozent reduziert hat. Die weitere Belebung ist eine große Aufgabe für unser Stadtmarketing. Es gibt gute Anzeichen für neue Geschäftseröffnungen.

Frank Volk: Leider hat die Verwaltung noch immer nicht die Verkehrszählung vorgelegt. Gefühlt fahren zu viele Menschen durch die Altstadt, die nichts einkaufen oder erledigen. Ein Netzwerk aus Gewerbetreibenden, Stadt und Institutionen soll Perspektiven für alle Gewerbestandorte entwickeln.

Michael König: Nicht mein Tee.

Franz-Georg Scheffczyk: Trotz Tunnel chaotisch. Der Durchgangsverkehr muss beispielsweise mittels versenkbarer Poller, die nur von den Bussen funkgesteuert versenkt werden können, ausgeschlossen werden. Eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität wird zum Wachstum von Handel, Gewerbe und Gastronomie führen.


6. In Kleingemünd hat die Stadt vor wenigen Jahren ein Neubaugebiet ausgewiesen. Doch immer wieder wird – vor allem aus den Ortsteilen – neues Bauland gefordert. Wie stehen Sie dazu?

Horst Althoff: Das Neubaugebiet in Kleingemünd ist eine Erfolgsgeschichte. In Mückenloch erfolgt die Umsetzung des "Haager Feldes". Die Vorbereitungen für die Aufstellung eines Bebauungsplanes laufen bereits. Im Übrigen setze ich in den Stadtteilen auf die Nutzung innerörtlicher Bauflächen.

Frank Volk: Zuerst Innenverdichtung, also Baulücken schließen. Kindergärten, Schulen und Vereine lassen sich nur halten, wenn wir jungen Familien Wohnraum bieten können. Die Initiative zu Baugebieten muss aus den Ortsteilen kommen. Das "Haager Feld" in Mückenloch sollte nun umgesetzt werden.

Michael König: Nicht mein Tee.

Franz-Georg Scheffczyk: Es müssen, gerade in den Ortsteilen, Baulandflächen ausgewiesen werden, am besten durch eine Innenverdichtung. Ohne Angebote werden keine jungen Familien mit Kindern die Ortsteile beleben. Wegfall der Grundschulen, eine Überalterung und eine Unterversorgung werden die Folge sein.


7. Neckargemünd ist das Ziel vieler Touristen. Doch es könnten mehr sein. Wie kann sich die Stadt besser positionieren und ihre Potenziale nutzen?

Horst Althoff: Neckargemünd ist attraktiv und zieht viele Touristen an. Die Zahl der Wander- und Tagestouristen wird sich durch den herrlich gelegenen "Neckarsteig-Wanderweg" weiter erhöhen. Dies wollen wir in unserer Vermarktung zukünftig noch besser nutzen.

Frank Volk: Wir sollten unser Merkmal "Stadt an zwei Flüssen" besser nutzen, Neckarsteig und Neckartalradweg müssen mehr eingebunden und vermarktet werden. Ziel muss es sein, weitere Übernachtungsmöglichkeiten anzusiedeln, beispielsweise auf dem Bauhof-Areal und die Jugendherberge in Dilsberg zu erhalten.

Michael König: Nicht mein Tee.

Franz-Georg Scheffczyk: Durch eine Verkehrsberuhigung in der Altstadt und ausreichenden Parkplätzen mit modernem Parkleitsystem. Durch bauliche Aufwertung des Neckarlauers bis zur Elsenzmündung. Einbinden der Menzer Villa und des Parks in das Nutzungskonzept von VHS, Musikschule, Bücherei und Museum.


8. Wenn Sie die Wahl gewinnen: Was werden die drei ersten Themen sein, die Sie als Stadtoberhaupt anpacken?

Horst Althoff: Es gibt viele aktuelle Themen, die mich bereits beschäftigen und unmittelbar nach der Wahl fortgeführt werden müssen. Ein ganz aktuelles Thema: Noch in der Woche nach der Wahl will ich eine Bürgerinitiative gründen für die Erhaltung der Jugendherberge auf dem Dilsberg.

Frank Volk: 1. Kommunikation verbessern: im Rathaus und aus dem Rathaus heraus. 2. Themen abarbeiten: Altstadtsatzung, Griechische Weinstube, Feuerwehrhaus in Dilsberg, Umsetzung des Landesinformationsfreiheitsgesetzes. 3. Projekte in Gang setzen.

Michael König: Ich werde niemals Bürgermeister, selbst wenn ich gewählt würde.

Franz-Georg Scheffczyk: Umbau und Neuausrichtung der Rathausverwaltung zu einer barrierefreien und bürgerorientierten Verwaltung. Einrichten einer aktiven Bürgergesellschaft mit Jugendgemeinderat und Seniorenvertretung. Umsetzen von sicherheitsrelevanten Maßnahmen bei den Schul- und Kita-Wegen.


9. Ein Bürgermeister ist immer nur so gut, wie er den Gemeinderat und die Bürgerschaft um sich scharen kann. Wie wollen Sie das erreichen?

Horst Althoff: Mit dem Stadtrat habe ich in den vergangenen Jahren hervorragend zusammengearbeitet. Wir haben oft einstimmige Beschlüsse gefasst. Diese sehr gute Zusammenarbeit mit allen Fraktionen will ich auch in Zukunft fortsetzen. Die Bürgerschaft habe ich bei vielen Infoveranstaltungen zu wichtigen Themen unterrichtet. Dies will ich auch zukünftig tun.

Frank Volk: Ich bin sowohl im Gemeinderat als auch in der Bürgerschaft gut vernetzt. Ich habe die Themen der nächsten Jahre in meinem Programm vorgelegt, man sieht was ich anpacken möchte. Ich gehe davon aus, dass sich die Mehrheit in Gemeinderat und Bevölkerung in diesen Zielen wiederfindet. Es gilt, diese Kräfte zu bündeln.

Michael König: Das ist Quatsch, ein Bürgermeister ist so gut wie er eben ist. Andere spielen keine Rolle.

Franz-Georg Scheffczyk: Durch meine Kompetenz, meine Aufrichtigkeit und meine unabhängige und ehrliche Bürgernähe. Umfassende Information der Bevölkerung, die das Wirken von mir und dem Gemeinderat auch auf der neuen Homepage der Stadtverwaltung transparent mitverfolgen kann. So ist jeder der Bevölkerung gegenüber selbst verantwortlich.


10. Abschlussfrage: Wann waren Sie das letzte Mal im Kino, welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?

Horst Althoff: Vor einigen Monaten habe ich im Kino den Film "Die Bestimmung" gesehen.

Frank Volk: Passt zur beginnenden Europameisterschaft: Mit der Familie war ich im November 2014 in "Die Mannschaft" – leider bleibt bei meinen vielen Ehrenämtern für Kino nicht viel Zeit.

Michael König: Ich gehe nicht ins Kino.

Franz-Georg Scheffczyk: Das ist schon lange her. Ich gehe lieber ins Kleinkunsttheater oder Kabarett. Aber ich glaube es war der James Bond Film "Spectre" mit Daniel Craig.

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