Bauern ließen Autos bei Protesten nicht überholen
Landwirte aus der Region kamen für den Heidelberg-Korso zusammen. Sie wollen den Protest fortsetzen.

Von Felix Hüll
Sandhausen/Eppelheim. In der Region um Heidelberg hatten sich am Montag gegen 6 Uhr die Treckerfahrer in Bruchhausen, Eppelheim und Dossenheim getroffen, um zum Protestkorso der Landwirte in Heidelberg aufzubrechen.
Bei den hier entstehenden Verkehrsverzögerungen im Berufsverkehr am ersten Tag nach den Weihnachtsferien gab es unterstützende Reaktionen wie Unmutsäußerungen der Autofahrer, berichten Mitdemonstrierende.
"Auf der Speyerer Straße haben viele Autos gehupt", berichtet Protestzugfahrer Christian Treiber aus Eppelheim. "Manche haben versucht zu überholen, aber wir sind auch auf der zweiten Spur gefahren".
Vom Sandhäuser Ortsteil Bruchhausen aus hatten sich 68 Fahrzeuge formiert – vor allem Traktoren, dazwischen auch einzelne Geländewagen. In Eppelheim waren Landwirte aus Plankstadt, Wieblingen und Edingen-Neckarhausen mit etwa 20 Fahrzeugen zusammengekommen. Sie hatten Transparente angebracht wie "Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert!" oder "Ist der Bauer platt, die Bevölkerung nichts mehr zu essen hat".
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Über die Schwetzinger und Oftersheimer Landstraße begaben sie sich zum Korso-Startpunkt am Baumschulenweg, an dem zwei Polizeifahrzeuge warteten, um den Zug durch Heidelbergs Innenstadt zu begleiten. Im Polizeipräsidium Mannheim hieß es am Montag, auf diesem Abschnitt seien keinerlei Probleme bekannt geworden.
In der Innenstadt hatte Treiber registriert, dass anstelle der verärgerten Autofahrer bei der Anfahrt nun freundlichere Signale wahrzunehmen waren wie Daumen hoch oder Zuwinken aus Straßenbahn, Bus und anderen Autos sowie vom Straßenrand aus.
"Bei uns war mein 23-jähriger Sohn mit dabei. Mein 82-jähriger Vater und ich, wir haben Stallarbeit gemacht und die Tiere versorgt", berichtet der Eppelheimer Landwirt und Stadtrat Horst Fießer auf Anfrage.
Nachmittags versammelten sich in Bammental nochmals 50 Traktoren beim Waldschwimmbad, um von dort zu einer der weiteren Protestkundgebungen zu fahren, wie sie am frühen Abend nahe dem Heidelberger Airfield am Diebsweg stattfanden. "Die Steuergeschichte jetzt ist ja nur ein Aspekt von vielen", hatte Landwirt Treiber erklärt, warum die Proteste weitergehen.
Fießer meint: "Ich denke, dass es nicht mit dieser Woche erledigt sein wird. Wir Bauern fordern die Anerkennung unseres Berufsstandes, Bürokratieabbau und auch EU-weit vergleichbare Voraussetzungen für Erzeuger am Markt."