Region Heidelberg

Attacken auf Einsatzkräfte beschäftigen hiesige Feuerwehren

"Rücksicht auf die Mitmenschen fehlt". Es gab aber ebenso positive Erlebnisse.

04.01.2023 UPDATE: 04.01.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Foto: Jörg Carstensen/dpa

Region Heidelberg. (lesa/bmi) "Menschen, die helfen wollen, anzugehen oder anzugreifen – das ist so ziemlich das Niederträchtigste." Auch einige Tage nach dem Jahreswechsel gehen die Silvester-Attacken auf Einsatzkräfte in Berlin Timo Winkelbauer nahe. Der Bammentaler Feuerwehrkommandant solidarisiert sich wie seine Amtskollegen aus der Region mit den Kameraden, die in der Hauptstadt mit Böllern und Raketen beschossen und dabei verletzt wurden.

"Was in Berlin passiert ist, ist eine absolute Frechheit und wir verurteilen das", stellt Winkelbauer klar. Vorfälle dergleichen haben seine Kameraden und er im Elsenztal glücklicherweise noch nicht erlebt. "Nichtsdestotrotz haben wir bei Einsätzen schon Polizeischutz anfordern müssen", berichtet er. So sei es bei Amtshilfen für Türöffnungen immer mal wieder zu Bedrohungslagen gekommen, aber zu keiner Gewalt. Meist spielen dabei die Themen Drogen oder Alkohol eine Rolle.

So wie bei einem Einsatz der Dossenheimer Wehr vor etwa zwei Jahren. "Hier bin ich selbst Opfer eines tätlichen Angriffs im Einsatz geworden", erinnert sich Kommandant Stefan Wieder. Seine Kollegen und er waren damals zu einem Brand in eine durch angebranntes Essen vollkommen verrauchte Wohnung ausgerückt. Der offensichtlich betrunkene Mieter wachte im Laufe des Einsatzes auf und wurde aggressiv. Es kam zu einer Rangelei, was Wieder als sehr unangenehme Situation beschreibt. Weil sich der Mann am Folgetag einsichtig gezeigt und sich in einem Vier-Augen-Gespräch entschuldigt habe, habe Wieder von einer Anzeige abgesehen.

"Generell spielen sich solche Situationen mehr in Großstädten ab", kommt Wieder auf die für ihn "nicht tragbaren Situationen" zuletzt aus Berlin zurück. "Aber auch in kleineren Kommunen sind die Einsatzkräfte durchaus immer wieder mit Gewalt konfrontiert, wenn auch zum Glück meist nur in Form verbaler Attacken." Ein Klassiker: Bürger, die für bestimmte Maßnahmen kein Verständnis haben. Die Sperrungen ignorieren, Absperrhütchen versetzen und trotzdem durchfahren. Oder sich lauthals beschweren, wenn nachts um 3 Uhr der Löschzug auf der Straße steht und – auch ohne Martinshorn – Lärm erzeugt. "Die Belästigung können wir nachvollziehen, aber es fehlt das Verständnis für die Situation und die Rücksicht auf die Mitmenschen", so Wieder. "Das hat etwas mit Respekt und Akzeptanz zu tun", meint Winkelbauer. "Wir werden bei den Einsätzen auch mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen, sind stundenlang auf den Beinen und müssen morgens wieder früh zur Arbeit."

Einen solchen Fall erlebte erst kürzlich die Nußlocher Feuerwehr. Um kurz nach Mitternacht des Neujahrstages wurden die Einsatzkräfte zu einer brennenden Hecke gerufen. Zwölf Kameraden ließen mit dem Alarm ihre Silvesterfeiern und Gäste zurück und fuhren zu dem Brand. Vor Ort machten sie zunächst eine ärgerliche Feststellung: Alle Hydranten in der direkten Umgebung waren von parkenden Autos zugestellt und für die Wehr zunächst nicht erreichbar.

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Mit Autos als Hindernissen hat die Wehr derweil häufiger zu tun – wenn Kommandant Bernd Rensch auch sagt, dass man im Einsatz bislang stets durch die Straßen gekommen sei. Bei "Bewegungsfahrten", welche die Wehr regelmäßig mit dem Ordnungsamt im Löschfahrzeug unternimmt, versuche man hier durch Kontrolle entgegenzuwirken. Dabei seien auch schon Strafzettel verteilt worden.

Rensch appelliert im Zuge dessen an die Bevölkerung, immer die Durchfahrt für die Feuerwehr zu gewährleisten und auf die mit Schildern gekennzeichneten Hydranten zu achten. Größere Behinderungen hat der Feuerwehrmann im Einsatz noch nicht erlebt. "In der Silvesternacht haben sich die Leute sogar bei uns für unseren Einsatz bedankt", berichtet er von positivem Umgang der Bürger mit ihrer Feuerwehr. Mit Blick auf die Ereignisse in Berlin sagt Rensch aber: "Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn uns das passiert."

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