Rauenberg

Schüsse am Pfarrhaus kamen wohl aus Schreckschusswaffe (Update)

Pfarrer hatte im Gottesdienst von Schüssen berichtet. Polizei geht nicht von Beteiligung des Fußballvereins aus

03.10.2021 UPDATE: 05.10.2021 16:51 Uhr 3 Minuten, 14 Sekunden
Das Rauenberger Pfarrhaus in der Wieslocher Straße. Foto: tt

Rauenberg. (tt) Was hat es mit den Schüssen auf sich, die am Samstagabend gegen 21.30 Uhr am Rauenberger Pfarrhaus mit einer Schreckschusswaffe abgegeben worden sein sollen? Diese Frage stellt sich nicht nur Pfarrer Joachim Viedt, der am Sonntag den Vorfall im Erntedankgottesdienst thematisierte. Mittlerweile ermittelt der Polizeiposten Mühlhausen, denn nach dem Fund von Platzpatronen an der Pfarrhausmauer wurden auch im Burgunderweg Hülsen von Schreckschussmunition entdeckt. Zunächst hatte die Polizei vermutet, die Schussabgabe stehe in Zusammenhang mit den Feierlichkeiten des Pokalsiegs des VFB Rauenberg. Doch die Fußballer sind entlastet, die Beamten gehen davon aus, dass die Schüsse "anderen Ursprungs" gewesen sind.

Der Abteilungsleiter Sport, Christian Erhart, erklärte dazu: "Der VFB Rauenberg fuhr nachweislich in Rot um 22 Uhr am Sportgelände los. Rauenberg erreichten wir gegen 22.15 Uhr und fuhren im Korso auf den Sportplatz. Der Vorfall im Pfarramt ereignete sich daher in der Zeit, als wir nicht in Rauenberg waren." Zudem hätte man eine Schreckschusspistole in den eigenen Reihen nicht geduldet und sei auf der Fahrt nicht am Pfarrhaus vorbeigekommen: "Der Weg führte uns über die Malschenberger Straße, Untere Röte, Rotenberger Straße, Haupt-, Tal- und Schönbornstraße direkt auf unser Sportgelände", so Erhart. Dort habe man lange gefeiert.

Die Polizei erklärte ebenfalls, dass die Schussabgabe vor Abschluss der Fußballmeisterschaft stattgefunden habe: "Wir gehen daher momentan davon aus, dass die Schüsse mit der Schreckschusswaffe nicht – wie zunächst angenommen – im Rahmen der Siegesfeierlichkeiten des örtlich ansässigen Fußballvereines abgegeben wurden, sondern anderen Ursprungs sein dürften." Der Polizei lägen zudem Hinweise vor, dass die möglichen Verursacher sich auf mehreren Motorrollern fortbewegten. Die Ermittlungen dauerten an.

Viedt hatte die Polizei am Samstagabend verständigt, doch die sprach zunächst von einem Missverständnis. Nach dem Fund der Hülsen beschwerte sich Viedt beim Polizeirevier Wiesloch: "Schwer zu verkraften ist vor allem, dass man meinen Ausführungen nicht glauben will." Am Mittwochnachmittag waren die Polizisten dann nochmals im Pfarrhaus und nahmen die Anzeige auf.

"Nach ersten Ermittlungsergebnissen ist davon auszugehen, dass es sich um Schüsse mit einer Schreckschusswaffe handelt. Nach den Aussagen mehrerer Zeugen, die sich zu Wochenbeginn bei der Polizei meldeten, wurden nicht nur vor dem Pfarrhaus sondern auch im Burgunderweg Hülsen von Schreckschussmunition aufgefunden und sichergestellt, teilte ein Polizeisprecher auf RNZ-Nachfrage mit. Bei den sichergestellten Hülsen handele es sich jeweils um Platzpatronen. "Einschusslöcher am Pfarrhaus konnten nach eingängiger Prüfung nicht festgestellt werden. Auch ergaben sich keinerlei Anhaltspunkte auf eine gezielte Schussabgabe auf ein oder mehrere Personen", erklärte der Sprecher.

Viedt gab an, dass er um kurz nach 21.30 Uhr ins Haus ging. "Der Platz war leer, der Autokonvoi war einige Minuten zuvor, von Rotenberg kommend, in die Hauptstraße abgebogen", schildert er Anfang der Woche seine Sicht der Dinge. Das Pfarrhaus sei hell erleuchtet gewesen. Als er das Fenster in der Küche zum Lüften öffnete und in den Garten blickte, seien drei Schüsse gefallen.

"Die haben mich gesehen, bis zur Pfarrhausmauer sind es nur 15 Meter", sagte Viedt im RNZ-Gespräch. Die Situation ist für ihn schwierig: "Bei der Schussabgabe weiß man ja nicht, ob es ein echter Schuss ist oder einer aus einer Platzpatrone." Emotional und psychologisch sei es auch eine andere Dimension als bei seinem Afghanistan-Einsatz als Militärseelsorger: "In Afghanistan wusste ich, dass es nichts persönliches ist., Aber hier kennen die Täter mich."

Update: Donnerstag, 7. Oktober 2021, 19.16 Uhr


Patronen am Pfarrhaus gefunden

Rauenberg. (tt) Nachdem Pfarrer Joachim Viedt am Rauenberger Pfarrhaus am Samstagabend Schüsse wahrgenommen hatte, sind am Sonntag Patronenhülsen am Gebäude in der Wieslocher Straße gefunden und der Polizei übergeben worden. Ein Polizeisprecher bestätigte am Montag gegenüber der RNZ den Fund: "Dem ersten Anschein nach handelt es sich um Platzpatronen aus einer Schreckschusspistole." Man gehe davon aus, dass diese im Rahmen der Feierlichkeiten zum Pokalsieg des VFB Rauenberg abgeschossen wurden. Im Zuge der Feierlichkeiten seien verschiedene Ruhestörungen der Polizei gemeldet worden. "Es gibt keinen direkten Hinweis, dass der Pfarrer das Ziel war", so der Sprecher. Die Ermittlungen dauern aber weiter an. 

Update: Dienstag, 5. Oktober 2021, 16.49 Uhr


Angriff auf das katholische Pfarrhaus?

Rauenberg. (tt) Den Erntedankgottesdienst in der katholischen Kirche St. Peter und Paul nutzte Pfarrer Joachim Viedt am Sonntag auch für eine Mitteilung in eigener Sache, die bei den Gläubigen im Gottesdienst für Entsetzen sorgte: Am Samstagabend habe jemand drei Mal auf das Pfarrhaus in der Wieslocher Straße geschossen, erinnern sich Teilnehmer an die Worte des Seelsorgers. Er sei jetzt seit zehn Jahren in Rauenberg, mit dem Vorfall sei ein absoluter Tiefpunkt erreicht, so Viedt, der in Afghanistan als Militärseelsorger tätig war. Er frage sich, ob er sich nur noch auf allen Vieren durch seine Wohnung bewegen könne, sagte er laut Gottesdienstbesuchern.

Das Polizeipräsidium Mannheim bestätigte am Sonntag den abendlichen Einsatz am Pfarrhaus. Viedt habe eine Schussabgabe angezeigt. "Die Kollegen vor Ort konnten jedoch keine Hinweise darauf finden, dass tatsächlich auf ihn geschossen wurde", erklärte der Polizeiführer vom Dienst.

Ort des Geschehens

Die Polizei geht davon aus, dass es beim Pfarrer ein Missverständnis gegeben habe: In der Nähe feierte eine Fußballmannschaft lautstark und mit Autokorso. Die Polizei geht deshalb davon aus, dass die Schussgeräusche eine andere Ursache hatten. Die Ermittlungen dauern an.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.