Klares Votum für neues Baugebiet "Sandäcker"
Gemeinderat Rauenberg billigt einstimmig den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan - Anwohner kritisieren das Projekt

Von Timo Teufert
Rauenberg. Die Stadt Rauenberg will weiteres Bauland schaffen: Nordöstlich des bestehenden Baugebiets "Im Weiherhäusel" im Süden der Weinstadt soll auf 2,5 Hektar das Neubaugebiet "Sandäcker" entstehen. Einen entsprechenden Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan hat der Gemeinderat einstimmig gebilligt. Auf dem heute als Grünland genutzten Areal auf Rotenberger Gemarkung sollen ungefähr 35 Bauplätze mit einer Größe von jeweils 400 bis 500 Quadratmetern entstehen. Zwar ist das Gelände im Flächennutzungsplan bereits für die Wohnnutzung vorgesehen, trotzdem kamen über 50 Interessierte zur Sitzung des Gemeinderates in die Kulturhalle, und nutzten die Bürgerfragestunde, um ihre Sorge über die Pläne zu äußern.

"Durch das Neubaugebiet werden Flächen versiegelt und Grün platt gemacht", sagte ein Anwohner. Er könne es nicht verstehen, dass man dort die Natur nicht belassen wolle. Er fürchtet auch den zusätzlichen Verkehr, den das neue Gebiet erzeuge. Schon heute sei die Dielheimer Straße als Zubringer für das "Weiherhäusel" und die Weinstraße überlastet, so der Anwohner. Eine andere Anrainerin erkundigte sich nach der Verkehrserschließung: Sie könnte über die Weinstraße oder die Zepplin-Menges-Straße erfolgen, was ihr Sorge bereitet. Bislang sei die Zeppelin-Menges-Straße eine schmale Straße ohne Gehwege, die nur von den Anwohnern der vier Häuser genutzt werde. Bauamtsleiter Martin Hörnern bestätigte: Von der Erschließung her sei das Neubaugebiet "Sandäcker" sicher nicht einfach.
In der Bürgerfragestunde kam auch die Frage nach dem Erhalt der zwei Biotope auf, die sich auf dem Gebiet befinden. Sie sollten erhalten werden, hieß es von den Anwohnern, die Flora und Fauna sei sehr üppig. Hörner versicherte, dass die Biotope in die Abwägung im Bebauungsplanverfahren einfließen würden. Sollten sie entfallen, müsste ein Ausgleich dafür geschaffen werden. Ein ganz anderes Problem hätte ein Landwirt, der das Gewann bewirtschaftet und es als Winterweide für Schafe und Ziegen nutzt, wenn es zur Bebauung kommt. Er sagte: "Dort ist sehr fruchtbarer Boden und der einzige Zugang zu diesem Bereich ist an der Weinstraße." Würde man diese Zufahrtsmöglichkeit bebauen, käme er mit seinen Maschinen nicht mehr auf die angrenzenden Flächen.
Die Anregungen aus der Bevölkerung nahm die Stadtverwaltung auf. Zunächst ging es aber darum, die Gebietsabgrenzung im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens zu beschließen, ein Vorkaufsrecht für die Gemeinde in einer Satzung festzuschreiben, den modifizierten Erschließungsvertrag mit der ESB Kommunal AG aus Bruchsal zu billigen und einen Umlegungsausschuss zu bilden. Bei der Umlegung werden die landwirtschaftlichen Grundstücke, Wiesen und Wegegrundstücke, die sich laut Bürgermeister Peter Seithel im Privatbesitz befinden, in Straßen-, Grünflächen und Bauplätze neu eingeteilt. Mit dem Vorkaufsrecht will die Stadt Grundstücksverkäufe vermeiden, die der städtischen Planung entgegenstünden, so Seithel.
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Für den Bebauungsplan gibt es bereits rudimentäre Planungsüberlegungen: "Das Gebiet soll als allgemeines Wohngebiet ausgewiesen werden, in dem Einzel- oder Doppelhäuser entstehen sollen, für die ein Keller mit maximal zwei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss erlaubt ist", erklärte Hörner. Und Seithel ergänzte: "Rauenberg hat nur sehr wenig Bauland, aber es gibt vielfältige Ansiedlungswünsche." Im Flächennutzungsplan würden keine neuen Wohngebiete mehr ausgewiesen, sondern nur noch bestehende Areale abgerundet.
"Wir beschäftigen uns schon rund zehn Jahre mit diesem Gebiet und haben es uns als Stadt nicht leicht gemacht. Wir haben uns im Vorfeld mit den verschiedenen Interessen beschäftigt und sie abgewogen", sagte Christiane Hütt-Berger (SPD). Auch wenn das Gebiet ökologisch wertvoll sei und die verkehrliche Anbindung eine Herausforderung werde, so wolle man doch auch dem Rechnung tragen, dass viele Menschen nach Rauenberg ziehen und sich niederlassen wollen. Das bestätigte auch Manuel Steidel (Grüne): "In Rauenberg wird Wohnraum gesucht. Wir erleben immer wieder, dass junge Familien aus der Stadt wegziehen, weil sie hier nichts finden." Wenn man die Fläche schon versiegele, solle dort möglichst viel Wohnraum entstehen.
Auf den steigenden Wohnraumbedarf verwies auch Stephan Hakala (Freie Wähler) und Jürgen Bender (CDU) sagte: "Wir sind prinzipiell für die Ausweitung der Baugebiete und die Schließung von innerörtlichen Baulücken. Die CDU ist dafür, dieses Baugebiet anzugehen."



