RNZ-Sommertour

Zur Vierburgen-Sommertour wurde alle Tore geöffnet (plus Fotogalerie)

Die RNZ-Sommertour führte nach Neckarsteinach und zu den Wahrzeichen der Vierburgenstadt. Der Höhepunkt war der Besuch beim Baron.

08.09.2025 UPDATE: 08.09.2025 04:00 Uhr 5 Minuten, 18 Sekunden

Von Nicolas Lewe

Region Heidelberg. Lutz Spitzner nahm sich die Zeit, um die Teilnehmer persönlich zu begrüßen. Zum Start der letzten diesjährigen RNZ-Sommertour rund um Heidelberg – diesmal in Kooperation mit der Stadt Neckarsteinach – zu zwei der vier Burgen freute sich der Bürgermeister über "perfektes Wanderwetter".

Doch auch später einsetzender Regen konnte die Stimmung der Sommertouristen nicht trüben. Warum auch? Sie bewegten sich, so hatte es Spitzner angekündigt, in einem "wunderschönen Ambiente" ganz in der Nähe des südlichen Punktes Hessens. Die Führung übernahm Birgit Stahl.

Los ging es am Neckarlauer an der Mündung der Steinach in den Neckar. Passend war dies, da beide Flüsse der Stadt Neckarsteinach zu ihrem Namen verholfen haben. Warum Neckarsteinach den Beinamen Vierburgenstadt trägt, liegt ebenfalls auf der Hand. Den Sommertouristen musste dies nicht extra erklärt werden, es genügte ein Blick den Neckar entlang, der die vier Burgen zeigte: Vorderburg, Mittelburg, Hinterburg und die Burg Schadeck, besser bekannt als "Schwalbennest".

Auf der Mittelburg sollte die RNZ-Leser später ein ganz besonderer Höhepunkt erwarten: Baron Jakob von Warsberg öffnete die Tore, an deren Seiten sonst die Hinweise "privat" und "Eintritt verboten" prangen. Dass der Freiherr von Warsberg für die Sommertouristen eine Ausnahme machte, sollte zu einem ganz speziellen Schmankerl werden.

Doch um zur Burg zu gelangen, mussten zunächst einige Höhenmeter bewältigt werden. Stadtführerin Birgit Stahl nutzte diese unter anderem, um die Teilnehmer der Sommertour auf die historischen Hochwasserstände aufmerksam zu machen, die auch an mehreren Häusern in der Altstadt vermerkt sind.

Ein Rekordhochwasser gab es demzufolge 1824 und auch der Ausbruch des Vulkans Laki auf Island sorgte 1783 indirekt für einen Wasserhochstand in Neckarsteinach. Das Winterhochwasser 1993 hatten die Sommertouristen größtenteils selbst erlebt.

Auf dem Weg zur Mittelburg erklärte die Stadtführerin auch die Gerberei-Geschichte der Stadt, sie stellte anhand des Bligger-Porträts den "berühmtesten Sohn" der Stadt vor und sie lud zu einer kurzen Verschnaufpause in die evangelische Kirche ein. Immer wieder ging es um die Geschichte der vier Burgen. "Warum hat Neckarsteinach überhaupt vier Burgen?", fragte Stahl in die Runde.

Dass diese entstanden seien, weil sich vier Brüder zerstritten hätten, so wie es die Heidelberger Romantiker schrieben, sei "Quatsch". Stattdessen sei es historisch gesehen viel wahrscheinlicher, dass es sich um sogenannte Gegenburgen handele. Damals sei es den Bistümern Mainz, Speyer und Worms wohl darum gegangen, den jeweils anderen Bistümern die eigene Macht zu beweisen.

Was die Besitzverhältnisse über die Jahrhunderte anbelange, so seien diese "ziemlich kraus" und "eine Wissenschaft für sich". Es sei, so die Stadtführerin, "schwer nachvollziehbar, was wem und wann gehört hat". Übrigens habe Neckarsteinach sogar noch eine fünfte Burg, überraschte Stahl die Sommertouristen.

Die Burg Hundheim bei Neckarsteinach-Neckarhausen sei im 11. Jahrhundert erbaut worden, wohl aber im 12. Jahrhundert bereits wieder aufgegeben worden. Heute sei von der Burganlage nicht mehr viel zu sehen.

Nach dem geschichtlichen Exkurs ging es für die RNZ-Leser auf die finale Etappe zur Mittelburg, welche über einen schmalen Waldweg führte, der in Form eines querliegenden Baumstamms auch noch ein Hindernis bereithielt, welches die Leser jedoch gekonnt überwinden konnten.

Die Mittelburg wurde gebaut um 1170 von Konrad II. Er sei ein Sohn von Bligger gewesen, der sein 24-facher Urgroßvater war, erzählte der Baron von Warsberg seinen Gästen gleich zu Beginn. 

Außerdem stellte Freiherr Jakob von Warsberg die Exklusivität dieser Sommertour fest: Bei der Mittelburg und auch bei der Vorderburg handele es sich nämlich um rein privaten Wohnbesitz. Selbst die Wanderwege und fast der gesamte Burgberg bis kurz vor der Hinterburg seien sein Privatgelände, dessen Nutzung aber geduldet werde.

Jedoch ließ der Baron auch nicht aus, dass es immer wieder Leute gebe, welche sich beim Zugang zur Burg über den eindeutigen Hinweis "privat" hinwegsetzen. "Wenn ich das Tor nicht verschließe, stehen die Leute bei mir im Schlafzimmer." Ihm und seinen Vorfahren sei es indes zu verdanken, dass heute große Teile der Vorder- und Mittelburg erhalten geblieben sind.

Im Prinzip werde auf den Burgen seit Jahrhunderten Denkmalschutz betrieben – in der jüngeren Vergangenheit seien die Anforderungen seitens der Behörden an den Denkmalschutz aber immer weiter gestiegen. Für An- und Zubauten bedeute dies oft größere Herausforderungen.

Die RNZ-Leser konnten sich ein Bild davon machen, dass der Innenhof der Mittelburg bis etwa 1860 landwirtschaftlich genutzt wurde, später dann Wohnräume für die Mitarbeiter bot und seit circa 15 Jahren Hochzeiten und andere Feiern in der Eventlocation begangen werden können. "Ist die Burg Ihr Beruf?", fragte einer der RNZ-Leser. "Nein", antwortete der Baron.

Alleine mit der Burg als Eventlocation lasse sich nicht genug Geld verdienen, um die laufenden Kosten zu decken. Ein Beispiel: "Wir verbrauchen hier rund 25.000 Liter Heizöl im Jahr", erzählte der Burgbesitzer seinen staunenden Zuhörern. Und beim ersten Bescheid nach der Grundsteuerreform "da habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen als ich den Umschlag geöffnet habe".

Zur Finanzierung betreibe er zwei Forstbetriebe, Campingplätze sowie landwirtschaftliche Nutzflächen. Freiherr Jakob von Warsberg ist Jahrgang 1984, er hat als einziger Sohn von Johannes Freiherr von Warsberg vor rund zwei Jahren die Mittel- und die Vorderburg, aber auch Wald sowie andere Grundstücke in Neckarsteinach und außerhalb vermacht bekommen.

Auf der Mittelburg lebt er mit seiner Familie, mit seiner Frau Clarissa sowie den gemeinsamen Kinder. Rein wirtschaftlich gesehen, mache es keinen Sinn, eine Burg als Wohnhaus zu erhalten, bei ihm spiele die "emotionale Verbundenheit zur Mittel- und Vorderburg sowie zu Neckarsteinach" eine entscheidende Rolle dabei, dass er sich tagtäglich dieser Herausforderung stelle.

Einen lohnenswerten Aspekt dieses Engagements für den Erhalt der historischen Kulturdenkmäler durften die Sommertouristen dann auch noch kennenlernen: Der Baron führte sie auf seine "Terrasse", in den Garten, von wo sich ein traumhafter Blick auf das Neckarschleifen-Panorama bot.

Für die RNZ-Leser ging es indes, angeführt von Birgit Stahl, weiter zur Hinterburg. Im Gegensatz zur Vorder- und Mittelburg ist von dieser nur noch eine Ruine übrig. Ausnahme: der vergleichsweise gut erhaltene Burgturm. "Früher gab es hier noch keine Treppe, da mussten die Leute mit Strickleitern hinauf", informierte Stahl.

Die Sommertouristen freuten sich, dass sie die Treppe nutzen konnten – und wurden oben auf dem Turm angekommen, zum Abschluss der Sommertour mit einem weiteren fantastischen Ausblick belohnt.


Stimmen zur Sommertour


> Mike Heid aus Mauer hat gemeinsam mit seiner Mutter Maria Heid an der Sommertour teilgenommen. Er meint: "Der Höhepunkt war der Besuch auf der Mittelburg und das Gespräch mit dem Freiherrn von Warsberg. Mir hat der Rundgang auf der Burg, insbesondere die beiden Gärten, die Perspektive auf die Mittelburg und der herrliche Blick ins Neckartal sehr gut gefallen. Diese Einblicke bleiben einem normalerweise verwehrt. Auch die Gesprächsthemen waren außergewöhnlich: Wann diskutiert man schon einmal, was für ein Aufwand es ist, 1000 Quadratmeter Wohnfläche warm zu halten oder wie die Erbfolge bei Adeligen erfolgt, ohne dass es zu Streit kommt?"

> Michael Willfahrt aus Epfenbach fand die RNZ-Sommertour "super toll". Neckarsteinach und die vier Burgen habe er vorher schon gekannt, aber die Einblicke, die der Baron den Teilnehmern gegeben habe, seien einzigartig gewesen. "So etwas kann man sich nicht kaufen. Es ist schön, dass die RNZ das ermöglicht hat. Für mich war das das Highlight." Hinzu komme: "Von unten sieht man die schönen Gärten nicht."

> Heidi und Jochen Albig aus Waldkatzenbach freuten sich darüber, "dass die RNZ-Sommertour Einblicke ermöglicht, die normalerweise verschlossen bleiben". Der Höhepunkt sei auch für sie beide der Besuch der Mittelburg mit der Führung durch den Baron von Wasberg gewesen. "Vor allem beeindruckt hat uns, wie offen und freundlich er alle Fragen beantwortet hat und mit wie viel Leidenschaft und Herzblut er versucht, in der heutigen nicht einfachen Zeit die Burgen für die nächsten Generationen zu erhalten."

> Beate und Peter Mergenthaler aus Epfenbach fanden zunächst lobende Worte für Stadtführerin Birgit Stahl: "Die ,Reiseleiterin’ hat ihre Sache sehr gut gemacht." Darüber hinaus habe ihnen vor allem "der Herr Baron von Warsberg" gefallen. "Er hat sich so viel Zeit für uns genommen und auf alle Fragen ausführlich geantwortet. Der Garten und die Aussicht waren wunderschön."

> Friederike und Michel Meyer aus Neckarsteinach dankten "für die sehr gut durchgeführte Sommertour – trotz des eher verregneten Tages". Die Stadtführerin habe es wirklich verstanden, die RNZ-Sommertouristen "mitzunehmen". Und: "Auf der Mittelburg war es höchst interessant. Der Herr Baron hatte sehr viel Informatives zu erzählen. Der Ausblick von der Hinterburg war für uns der persönliche Höhepunkt: ein berauschender Ausblick auf den Neckar und die Umgebung Neckarsteinachs." lew

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.