Verkehr treibt die Hirschberger um
Der SPD-Ortsverband fühlte den Bürgern an zwei Ständen auf den Zahn. Dabei ragte vor allem ein Dauerthema heraus.

Von Max Rieser
Hirschberg. Eines wurde schnell klar am Stand der Hirschberger SPD vor den beiden Edeka-Märkten in den Ortsteilen: Die Anwohner sind mit der Verkehrssituation mehr als unzufrieden. Der Ortsverband der Genossen um ihren Vorsitzenden Rüdiger Kanzler verteilte Ostereier an die Einkaufenden und holte sich Anregungen und Vorschläge für die politische Arbeit.
Ursprünglich sei geplant gewesen, die Meinung der Bürger zum konkreten Thema der "Ortsrandentlastungsstraße" einzuholen. Da man aber zuletzt zur Kommunalwahl vor vier Jahren eine Umfrage initiierte, habe man sich entschieden, die Frage offener zu halten, um alles einzuholen, was es an Anliegen gibt, sagte Kanzler, der mit Frauke Kühnl und Gemeinderat Jörg Büßecker vor dem Edeka-Markt Zeilfelder stand.
Trotzdem stand der Verkehr im Ort an erster Stelle der Kritikpunkte: "Die Rotphasen bei den Ampeln sind teilweise so lang, da wird man verrückt", sagte eine Großsachsenerin. Sie wohne in der Lindenstraße, und gerade abends sei es sehr ärgerlich, so lange warten zu müssen. Sie schlug vor, die Ampeln ab 20 Uhr auszuschalten. Zudem müsse das Tempolimit in den Tempo-30-Zonen strenger kontrolliert werden, da sich kaum jemand daran halten würde. Und auch die Ortsumgehung fand häufig Eingang in die Antworten auf die Frage "Was kann die SPD für Hirschberg tun?"
Ein Besucher des Stands schlug vor, den Autobahnzubringer über die Weinberge zu verlängern und ihn dann mit der Talstraße zu verbinden. Doch auch die schon im Gemeinderat diskutierte Ortsumgehung polarisiere, sagte Kanzler: "Für die einen ist klar, dass der Verkehr aus dem Ortskern raus muss und die Ampelschaltung eine Katastrophe ist. Für die anderen bedeutet die Ortsumgehung eine hohe Flächenversiegelung und eben auch hohe Kosten", erklärte er.
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Kühnl ergänzte, dass, wenn es das neue Gewerbegebiet gäbe, die Belastung durch Schwerlastverkehr zudem steigen würde. Die Lkw würden den Ort dann zusätzlich "verstopfen". Gäbe es dann noch eventuelle Bauarbeiten auf der A5, würde der komplette Verkehr von Lastern und Autos durch den Ort geleitet. Dass die Gemeinde nun auf die Grundstückseigentümer entlang der geplanten Umgehung zugehe, sei zwar ein guter Schritt, es sei allerdings schon viel verschlafen worden: "Die SPD hat schon vor Jahren gesagt, es braucht die Umgehungsstraße. Egal, auf was es jetzt hinausläuft, ist es ein Kompromiss", ergänzte Kanzler. Mittlerweile glaube er, dass nur ein Bürgerentscheid die Situation befrieden und eine gute Lösung bringen könne.
Das direkte Ansprechen der Hirschberger sei auch Teil der grundsätzlichen Ausrichtung der SPD im Ort, berichtete Kühnl: "Wir wollen direkten Kontakt mit den Menschen haben." Die Ortsgruppe sei auf einem guten Weg und habe kräftigen Zulauf in letzter Zeit, sagte die ehemalige RNF-Moderatorin. Deshalb müsse man jetzt Schwerpunkte setzen. Ein wichtiges Thema für Hirschberg sei bezahlbares Wohnen: "So etwas geht in einer vermeintlich reichen Gemeinde schnell unter", schätzte sie. Durch die hohen Kauf- und Mietpreise und "eine Inflation von sieben Prozent" sei das Problem aber nicht mehr nur eines der Einkommensschwachen: "Viele Familien müssen die Hälfte des gemeinsamen Einkommens für die Miete aufwenden." Das betreffe auch "den Mittelstand".
Zu dem Thema äußerte sich auch eine Besucherin des Stands, die Mehrgenerationenhäuser als Möglichkeit zur sozialverträglichen Unterbringung älterer Menschen vorschlug. Zudem brauche es mehr Freizeitangebote für Kinder und vor allem Jugendliche, für die es aktuell kaum Angebote gebe. Auch zu internationalen Themen hatten viele Besucher eine klare Meinung: "Frieden schaffen ohne Waffen" sei das Credo, das die meisten unterstützen würden.