OEG-Haltestellen Weinheim

Entsetzen über Kosten für den barrierefreien Umbau

Vier Haltestellen, 8,5 Millionen Euro: Der barrierefreie Umbau von OEG-Stopps in der Weststadt verschlingt "gigantische" Summen.

14.01.2023 UPDATE: 14.01.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Abgesehen von der dynamischen Fahrgastinformation, die die Minuten bis zum Kommen des nächsten Zugs anzeigt, schein der Halt „Stahlbad“ den 1990ern entsprungen zu sein. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Die Haltestellen der RNV-Ringlinie 5 (früher OEG) im Südosten Weinheims sind seit dem letzten Jahrzehnt barrierefrei, nun darf auch die Weststadt nachziehen. Der Gemeinderat hat am Mittwoch einer Weinheimer Beteiligung am Ausbau der Haltepunkte "Händelstraße", "Stahlbad", "Blumenstraße" und "Freiburgerstraße" einmütig zugestimmt. Bis alle Haltestellen mit barrierefreien Zugängen und neuer Technik ausgestattet sind, wird es jedoch bis 2030 dauern. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 8,5 Millionen Euro brutto. Da das Land das Projekt fördert und der Kreis mit hoher Wahrscheinlichkeit Zuschüsse gewährt, beträgt der städtische Anteil 2,78 Millionen Euro. Projektträger ist die RNV.

Dass Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr auch aus rechtlichen Gründen längst keine fakultative Angelegenheit mehr ist, betonte Andreas Marg (GAL). Ihn störte jedoch, dass der Ausbau der Weststadt-Haltestellen in zwei Blöcken erfolgt: An der Händelstraße und dem früheren Stahlbad beginnen die Planungen schon dieses Jahr, der Ausbau soll 2029 abgeschlossen sein.

Bei den beiden anderen Haltestellen gehen alle Planungs-, Genehmigungs- und Bauschritte je ein Jahr später los, sodass es bis zur Fertigstellung 2030 wird. "Zwei Blöcke verlängern die Bauzeit und die Phase, in denen Schienenersatzverkehre nötig sind, welche die betroffenen Haltepunkte bedienen", so Marg. Er hoffe auf einen Umbau aller vier Haltestellen in einem Rutsch.

Günter Bäro (Freie Wähler) hatte – wie alle Redner nach ihm auch – keinerlei Zweifel am Sinn der Maßnahme. "Wenn man sich aber die Baupreise anschaut, kostet schon der Umbau nur einer Haltestelle so viel wie der Neubau von zwei kleinen Einfamilienhäusern", wunderte er sich über die Kosten. Nach seinen Berechnungen kommen auf jede Haltestelle 5000 Personenstunden an Arbeit. "Dabei ist das Vorgehen standardisiert."

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Thomas Ott (CDU) sprach von "gigantischen Kosten". Seine Fraktion treibe die Sorge um, dass es noch zu Kostensteigerungen kommt. Er hoffe aber, dass die RNV verlässlicher ist als die Bahn, erinnerte er an das Hickhack rund um den Sulzbacher S-Bahnhof. Was die Zeitplanung betrifft, schloss er sich Marg an.

Das tat auch Daniel Schwöbel (SPD), verbunden mit einem Vorschlag: Wenn es der RNV schon nicht möglich sei, alle vier Haltestellen auf einmal zu sanieren, könne man statt einer sturen Teilung in zwei Abschnitte im Osten und Westen des Stadtbezirks doch jede zweite Haltestelle entlang der Fahrstrecke anpacken. Dann hätten viele Fahrgäste immer noch die Möglichkeit, einen Haltepunkt zu Fuß zu erreichen.

Bezüglich der Kosten forderte er Unterlagen zu vergleichbaren Fällen ein, um die Zahlen besser einordnen zu können. Carsten Labudda (Die Linke) mahnte dringend an, dass der Westen Weinheims nicht in einem ähnlichen RNV-Bahn-Chaos versinken dürfe wie zuletzt der Mannheimer Bereich "Franklin". Die Dächer der neuen Fahrgastunterstände dürften keinesfalls aus Glas sein, dies sei an Hitzetagen unzumutbar. Seine Gegenvorschläge: Begrünung oder Photovoltaik.

Wolfgang Wetzel (FDP) schloss sich seinen Vorrednern an. Ebenso wie Schwöbel wollte er wissen, warum das aktuelle Vorhaben nicht in vorhergegangene Projekte wie dem zweigleisigen RNV-Ausbau zwischen Weinheim und Schriesheim integriert wurde. Susanne Tröscher zeigte sich angesichts der Kosten entsetzt. An der Maßnahme zweifelte aber auch sie nicht.

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