"Wer 20 Jahre im Rat sitzt, weiß, wie Verwaltung geht" (plus Video)
SPD-Findungskommission schlägt Stella Kirgiane-Efremidou als OB-Kandidatin vor - Kein kategorisches Nein zu den Breitwiesen

Kandidatin Stella Kirgiane-Efremidou. F.: Dorn
Weinheim. (keke) "Es darf kein kategorisches Nein zur Ausweisung eines bestimmten Gewerbegebietes geben": OB-Wahlkandidatin Stella Kirgiane-Efremidou (SPD) will die Stadt strukturell konsolidieren. Sie möchte den rechtlich nicht mehr bindenden Bürgerentscheid von 2013 zum Gebiet Breitwiesen mit allen Beteiligten noch einmal auf den Prüfstand stellen und "in einem fruchtbaren Dialog" zum Konsens gelangen.
Ein weiteres Vorhaben ist, neue Formen der Bürgerbeteiligung zu initiieren und den sozialen Wohnungsbau weiter voranzutreiben. Sie will die "Weinheimer Bildungskette" ausbauen sowie die Unechte Teilortswahl beibehalten. Diese und weitere Schwerpunkte würde sie angehen, wenn sie am 10. Juni zu Weinheims Oberbürgermeisterin gewählt würde.
Eine zehnköpfige "Findungskommission" unter der Leitung von Eckhardt Pfisterer hob die 1965 in Thessaloniki geborene Gastronomin mit zusätzlicher deutscher Staatsangehörigkeit, SPD-Stadt- und Kreisrätin, Beisitzerin im Landesvorstand, Co-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Sprecherin im dortigen Kinder- und Jugendbeirat, Kultur- und Sozialausschuss sowie Vorsitzende des griechisch-deutschen Freundeskreises "Philia" und des Stadtteilvereins "Pro Weststadt" nun auch offiziell auf den Schild.
Sie selbst hatte ihre Kandidatur bereits im Vorfeld des Neujahrsempfangs der Weinheimer Genossen öffentlichgemacht. Und: Sie werde auch dann antreten, so die SPD-Ortsvereinsvorsitzende, wenn ihr die Genossen bei der Nominierungsversammlung am 19. Februar wider Erwarten die Gefolgschaft verweigern: "Ich verfolge keine Spaßkandidatur."
Das Votum der aus Mitgliedern der Fraktion und der Ortsteile zusammengesetzten Kommission sei an einem Kriterien-Katalog ausgerichtet gewesen und einstimmig erfolgt. "Führungsqualität", "soziale Kompetenz" und ein "lokaler Bezug" hätten ganz oben gestanden, so Pfisterer. Dabei habe auch Rechtsanwalt und SPD-Stadtrat Daniel Schwöbel Interesse gezeigt, vor der entscheidenden Runde aber signalisiert, "aus familiären Gründen" nicht antreten zu wollen.
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An Erfahrung in Verwaltungsdingen mangele es ihr nicht, gab sich Kirgiane-Efremidou selbstbewusst. Wer seit 20 Jahren "auf der anderen Seite" im Gemeinderat sitze, der wisse, "wie Verwaltung geht". Außerdem müsse eine Oberbürgermeisterin eher repräsentieren und darauf achten, dass die aus anerkannten Fachleuten zusammengesetzte Verwaltung funktioniert: "Das traue ich mir zu." Darüber hinaus gelte es, die Weinheimer fortlaufend durch regelmäßige Bürgerbeteiligungen einzubeziehen, auch in Finanzfragen. Stichwort: Bürgerhaushalt.
Das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Stadtteile zu stärken, nannte Kirgiane-Efremidou als ihr "besonderes Anliegen". In diesem Zusammenhang gelte es, die Hallendiskussion erneut in den Blickpunkt zu rücken. Neue Begehrlichkeiten wolle sie aber nicht schüren. Angesichts der desolaten Finanzlage der Stadt sei "in den nächsten Jahren mit nichts zu rechnen". Als weitere Ansatzpunkte nannte sie, "Bildungsungleichheiten zu beseitigen" und die Integration von Flüchtlingen.
Mit Blick auf den sozialen Wohnungsbau reiche die derzeit 20-prozentige Sozialbindung in den projektierten Neubaugebieten bei Weitem nicht aus. Hier seien auch Bund und Land gefordert. Der Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft stehe sie positiv gegenüber. Auch die kommunalen Anschlussunterbringungen für Flüchtlinge dürften nicht aus dem Fokus geraten. Sollten die Wohnungen (zum Teil) nicht mehr benötigt werden, müssten sie zugunsten sozial schwächer Gestellter umgewidmet werden.