Grüne unterstützen Manuel Just (plus Video)
Mehrheit der Mitglieder unterstützt Wahlempfehlung für bürgerlichen Kandidaten - Dieser sei kompetent und vertrauenswürdig

Am Ende eines langen Überlegungsprozesses stand die Entscheidung pro Just: Maßgeblich beteiligt war die Wahl-Kommission. Vier der fünf Mitglieder stellten sich gestern der Öffentlichkeit (v.l.): Elisabeth Kramer, Alexander Boguslawski, Frieda Fiedler und Uli Sckerl. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim/Hirschberg. Das dürfte die Chancen von Manuel Just nochmals deutlich erhöhen: Mit klarer Mehrheit haben die Weinheimer Grünen am Freitag eine Wahlempfehlung für den amtierenden Hirschberger Bürgermeister ausgesprochen. Dieser tritt bei der Weinheimer OB-Wahl am 10. Juni als unabhängiger Kandidat der bürgerlichen Mitte an. Bislang hatten CDU und Freie Wähler die Kandidatur des 39-Jährigen unterstützt.
Gestern erklärten sich die Grünen im Pressegespräch im Partei-Büro in der Hauptstraße. Dabei betonten sie zunächst mehrfach, was ihre Entscheidung alles nicht zu bedeuten habe: Sie hätten keinen grundlegenden Richtungswechsel vollzogen - sondern nur ein kommunalpolitisches "Zweckbündnis" geschlossen. Die Entscheidung für Just stelle auch keine kommunalpolitische Zementierung der grün-schwarzen Koalition im Land dar. Und: "Es war keine Entscheidung gegen einen der anderen drei Kandidaten", so der Stadtrat und Landtagsabgeordnete Uli Sckerl weiter. Vielmehr hätten Justs Professionalität und seine große Offenheit überzeugt.
Hintergrund
Stellungnahme der Hirschberger Grünen
Die Weinheimer Grünen haben ihren Anhängern den OB-Kandidaten Manuel Just empfohlen. Doch wie stehen ihre Hirschberger Parteifreunde dazu? In ihrem Ort ist Just seit 2007 Bürgermeister. Und er wird es auch bleiben,
Stellungnahme der Hirschberger Grünen
Die Weinheimer Grünen haben ihren Anhängern den OB-Kandidaten Manuel Just empfohlen. Doch wie stehen ihre Hirschberger Parteifreunde dazu? In ihrem Ort ist Just seit 2007 Bürgermeister. Und er wird es auch bleiben, wenn er in Weinheim verliert.
"Lassen Sie es mich etwas flapsig ausdrücken: Wir hätten ihn uns manchmal grüner gewünscht", sagte die Hirschberger GLH-Fraktionsvorsitzende, Monika Maul-Vogt, gestern der RNZ. Andererseits geht sie davon aus, dass die Weinheimer Grünen Schnittmengen mit Just ausgemacht haben. Und genau hierin sieht sie Chancen: "Wie die Grünen in Weinheim sind auch wir vorsichtig, was den Flächenverbrauch angeht - und wir legen Wert auf Ausgleichsmaßnahmen."
Zudem wünsche sie sich mehr interkommunale Zusammenarbeit, vor allem beim Verkehr - wo sich Weinheim noch vehementer für einen Autobahnanschluss Süd und eine Entlastung für Hirschberg einsetzen könne. Aufeinander zugehen solle man aber auch beim Thema "Wohnen im Alter" und vielleicht sogar in Sachen Gewerbegebiete. (web)
Die Entscheidungsfindung selbst stellten die Grünen zumindest im Nachhinein transparent dar: Zunächst hatte sich eine Wahl-Kommission mit allen bisher feststehenden Kandidaten befasst. Die Kommission bestand aus Sckerl, Fraktionsvorsitzender Elisabeth Kramer, Stadtrat Alexander Boguslawski, Frieda Fiedler und Charlotte Winkler. Die fünf Aktiven stellten ihre Ergebnisse zunächst auf einer ersten außerordentlichen Mitgliederversammlung vor.
Bereits da habe sich eine Tendenz pro Just abgezeichnet, hieß es gestern. Dann kam der große Tag für den Kandidaten Just: Am Freitag habe er sich rund zweieinhalb Stunden lang einer zweiten außerordentlichen Mitgliederversammlung gestellt, so Sckerl. Am Ende hatten sich 16 von 21 Grünen für Just entschieden. Vier enthielten sich ihrer Stimmen. Ein Partei-Mitglied stimmte mit Nein.
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Während Frieda Fiedler Justs Gedanken zur politischen Beteiligung junger Weinheimer lobte, wagte Boguslawski dann doch einen Vergleich zwischen Just und den anderen Kandidaten: "Just sprach die interessanten Themen von sich aus an. Man hatte nicht das Gefühl, ihn zum Jagen tragen zu müssen." Bei Haushalt, Digitalisierung, aber auch Verkehr hätten sich Schnittmengen ergeben, so der Stadtrat weiter.
"Verkehrspolitik bedeutet ja nicht nur, ein paar schöne Radwege zu eröffnen: Wir brauchen ein Konzept, das zum Beispiel auch den Öffentlichen Nahverkehr stärkt", fügte Boguslawski hinzu. Landespolitiker Sckerl hob den Haushalt hervor: Just sei als früherer Rauenberger Kämmerer einer der ersten im Land gewesen, die die doppische Haushaltsführung umgesetzt hatten. "Bei diesem Thema haben wir viel Nachholbedarf. Selbst für Stadträte ist der Haushalt derzeit kaum zu durchschauen", sagte er. Zudem habe Just versprochen, der Digitalisierung auch verwaltungsintern einen hohen Stellenwert einzuräumen. "Er hat auch versprochen, die Haushaltsstruktur-Kommission ernst zu nehmen und sich um Sparpotenziale zu bemühen", so Kramer. Sie hatte in der Haushaltsrede der GAL-Fraktion dazu aufgefordert, nicht nur an neue Einnahmen - sprich Gewerbeflächen - zu denken.
Apropos: Der zweite Pluspunkt für Just ist keineswegs bei den Zahlen angesiedelt - sondern auf der Gefühls- und Vertrauensebene: Die Grünen glauben fest daran, bei Just "nicht am Katzentisch" (Sckerl) sitzen zu müssen. Das gilt auch für das strittige Gewerbe-Thema. "Just hat erkannt, dass das bisherige, zügig-konfrontative Vorgehen der Verwaltung nicht zum Ziel führt", so Kramer. So habe der Kandidat zugesichert, in dieser Sache nichts zu unternehmen, ohne vorher einen Kompromiss mit den Landwirten auszuloten. "Das sind für uns ganz neue Töne", war sich die Runde gestern einig. Doch jetzt geht es ans Verhandeln: Noch steht Justs Wahlprogramm nicht.