OB-Wahl Weinheim

Labudda hofft auf Druck von Linksaußen

"Linken"-Stadtrat kandidiert - Er will verstärkt soziale Themen auf die Agenda setzen

26.01.2018 UPDATE: 27.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Schon ohne OB-Kandidatur auf den Straßen Weinheims präsent: Carsten Labudda. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Lange Zeit hatte es anders ausgesehen, aber nun deutet sich die Wende an: Wenn die Weinheimer im Juni einen neuen OB wählen dürfen, haben sie einen bunten Strauß an Alternativen. Während Simon Pflästerer (34) und Manuel Just (39) bereits als "wertkonservative" beziehungsweise "mittig bürgerliche" Kandidaten für die Wahl (10. Juni) und eine eventuelle Stichwahl (24. Juni) feststehen, kommt nun ein Kandidat von Linksaußen. Carsten Labudda, seit 2009 Stadt- und Kreisrat für die Partei "Die Linke", hat seine Kandidatur gestern der RNZ bekannt gegeben. So weit ist es bei Stella Kirgiane-Efremidou (SPD) noch nicht - "aber da gibt es nächste Woche wohl eine Presserunde", so ein Kenner der lokalpolitischen Szene.

Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, so Labudda: "Das Thema kam bei uns in der Partei auf, weil wir uns über die Taktierereien der anderen geärgert haben." Er sagte zunächst Nein: "Wir sind die kleinste Ratspartei." Dann aber sei er immer öfter angesprochen worden.

Hintergrund

Carsten Labudda (42) erblickte in Hoyerswerda das Licht der Welt. Seine Kindheit verlebte er in Mecklenburg. 1991 zog die Familie nach Weinheim - weil im Osten Arbeitsplätze wegfielen.

Labudda legte sein Abitur am Werner-Heisenberg-Gymnasium ab, ehe er

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Carsten Labudda (42) erblickte in Hoyerswerda das Licht der Welt. Seine Kindheit verlebte er in Mecklenburg. 1991 zog die Familie nach Weinheim - weil im Osten Arbeitsplätze wegfielen.

Labudda legte sein Abitur am Werner-Heisenberg-Gymnasium ab, ehe er ein geisteswissenschaftliches Studium an der Uni Heidelberg aufnahm - und mit dem Doktortitel in Literaturwissenschaften abschloss. Heute arbeitet er bei einem Träger der Jugendhilfe, für den er Unbegleitete Minderjährige Ausländer betreut. Er ist American-Football-Fan und verpasst kaum ein Heimspiel der Weinheimer Longhorns.

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"Kinderärztlicher Notdienst gehört nach Weinheim"

An der Unschärfe der anderen Interessenten habe sich unterdessen wenig geändert, findet er: "Die Vorstellung von Manuel Just als bürgerlicher Kandidat war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte", erklärt Labudda, warum er nach der eigentlich professionellen Aktion Justs doch Ja sagte. "Da ging es nur um die Person. Just erwähnte mit keinem Wort, welchen Themen er anpackt. Das widerspricht meinem Politikverständnis. Man sollte erst Inhalte definieren. Und dann nach Personen schauen", kritisiert er.

Labudda selbst sieht sich als Kandidat für alle Weinheimer - nicht nur der "Linken". Gleichwohl möchte er den OB-Wahlkampf um soziale Themen ergänzen: etwa um die Interessen einkommensschwacher Bürger, den sozialen Wohnungsbau sowie günstige Betreuungsangebote für Kinder - oder zumindest solche, die sich am Verdienst der Eltern orientieren. "Ich will den sozialen Zusammenhalt fördern", sagt er: "Das umfasst auch die Integration Geflüchteter und die großartige Arbeit der ehrenamtlichen Helfer."

Ein "Herzensanliegen" hat er bereits in petto: Er will den kinderärztlichen Notdienst nach Weinheim zurückholen. Dieser sei vor vier Jahren abgeschafft worden. Kinder und Eltern müssten nun nach Mannheim oder Heidelberg reisen, wenn der Kinderarzt keine Sprechstunde hat. "Hierzu möchte ich Gespräche mit Ärzten und Kassen führen und herausfinden, welche Schritte wir gehen könnten - auch vonseiten der Stadt", so Labudda.

Dem mit 42 Jahren bisher ältesten Kandidaten ist an einer effizienten Verwaltung gelegen - vor allem im Hinblick auf die Digitalisierung. "Da sind wir hintendran, auch beim Thema digitale Bürgerbeteiligung." Raum für Personaleinsparungen sieht er indessen nicht. "Die Kernverwaltung ist knapp besetzt", sagt er.

Er finde die Forderungen aus Lützelsachsen und Oberflockenbach durchaus berechtigt, so seine Position zum Sporthallen-Thema: "Wir müssen angesichts drängender Projekte im Schul- und Wohnungsbau sowie leerer Kassen aber von einer längeren Zeitschiene ausgehen."

Apropos Finanzen: Auch Labudda findet, dass Weinheim nicht um neue Gewerbeflächen herumkommt: "Wir können nicht riskieren, in die Zwangsverwaltung abzurutschen." Gewerbe- und Grundsteuer seien längst erhöht worden - und Kürzungen bei freiwilligen Leistungen der Stadt wären nicht mehrheitsfähig. Doch wohin mit dem Gewerbe? Labudda will den Bürgerentscheid gegen die Breitwiesen respektieren. "Umso froher bin ich, dass die Stadt die Hochwasserschutzfrage im Tiefgewann weiter prüft", verweist er auf Neuigkeiten aus dem Technischen Dezernat.

Viele Positionen, kaum Wahlchancen? Labudda betont, wie groß sein Respekt vor dem Amt sei. Auch die Ära Bernhard will er nicht in den schwärzesten Farben malen: "Bei der Bürgerbeteiligung hat sich viel bewegt." Aber er sieht auch eigene Stärken: "Ich mache seit neun Jahren Kommunalpolitik und das nicht schlecht. Wir haben uns über die Chancen Gedanken gemacht - und gehen davon aus, dass wir mehr als fünf Prozent schaffen." Immerhin.

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