Wiesloch ist jetzt "Fairtrade-Stadt"
Bei einer Feierstunde wurde die Zertifizierungs-Urkunde übergeben. Eine Überprüfung gibt es in zwei Jahren.

Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Am Schluss gab es im gut besuchten Sitzungssaal des Rathauses anhaltenden Beifall: Wiesloch ist nun "Fairtrade-Stadt", die 837. Stadt in Deutschland und die Nummer 160 in Baden-Württemberg. Die Zertifizierungs-Urkunde wurde vom Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz an Oberbürgermeister Dirk Elkemann überreicht. Unter "Fair Trade" versteht man den Handel mit Produkten der Dritten Welt zu Bedingungen, die auch aus Sicht der Produzenten als fair und angemessen anzusehen sind.
In der Feierstunde begrüßte Elkemann die Gäste, unter ihnen sein Vorgänger Franz Schaidhammer und auch Walldorfs Bürgermeister Matthias Renschler. Die Astorstadt hat die Zertifizierung bereits 2017 erhalten. In Wiesloch gab es 2009 einen Beschluss auf Antrag der SPD-Fraktion, sich ebenfalls zu bewerben, um so nachhaltiges Verhalten zu implementieren. Dies wurde dann 2022 erneuert.
"Was spät aussieht, hat eine Vorgeschichte", so Elkemann, der vor allem auf das Engagement der früheren Umweltbeauftragten der Stadt, Monika Stein, die als Ehrengast gekommen war, verwies. "Ohne sie wären wir heute nicht hier", sagte er anerkennend. Stein habe sich stets für fairen Handel stark gemacht und zahlreiche Aktionen und Projekte initiiert. So beispielsweise die Sache mit den Wasserbüffeln: Zwischen 2003 und 2008 wurden insgesamt 25 Wasserbüffel gekauft und als Nutztiere an Bauern in Laos übergeben.
Stein erinnerte später in einer kleinen Talkrunde auch an einen Weltladen in der Blumenstraße, der dort von 1983 bis 1997 bereits fair gehandelte Produkte angeboten habe, und an zahlreiche Veranstaltungen, bei denen es um Produkte aus ärmeren Ländern gegangen sei.
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Im Leitbild der Stadt sei dies bereits 1999 verankert worden. "Jeder von uns sollte ein Bewusstsein entwickeln, welche Verantwortung wir global haben", sagte Stein. Man müsse weg vom Konsumrausch und darauf achten, woher die Produkte wie Kaffee und auch Fleisch kommen. So habe man auch mal einen kritischen Rundgang durch die Stadt gemacht, um zu überprüfen, woher bestimmte Kleidungsstücke kommen, wie dort die Arbeitsbedingungen seien und was tatsächlich dafür bezahlt werde. Elkemann ergänzte, beim Frühjahr- und Herbstmarkt nehme man sich des Themas an, um die breite Öffentlichkeit zu informieren.
Moderiert wurde der Abend von Imke Fernandez, der Leiterin des Steuerungsausschusses, und Grünen-Politiker Jürgen Kretz, ebenfalls Mitglied in dem Gremium. Beide verwiesen ...
Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Am Schluss gab es im gut besuchten Sitzungssaal des Rathauses anhaltenden Beifall: Wiesloch ist nun "Fairtrade-Stadt", die 837. Stadt in Deutschland und die Nummer 160 in Baden-Württemberg. Die Zertifizierungs-Urkunde wurde vom Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz an Oberbürgermeister Dirk Elkemann überreicht. Unter "Fair Trade" versteht man den Handel mit Produkten der Dritten Welt zu Bedingungen, die auch aus Sicht der Produzenten als fair und angemessen anzusehen sind.
In der Feierstunde begrüßte Elkemann die Gäste, unter ihnen sein Vorgänger Franz Schaidhammer und auch Walldorfs Bürgermeister Matthias Renschler. Die Astorstadt hat die Zertifizierung bereits 2017 erhalten. In Wiesloch gab es 2009 einen Beschluss auf Antrag der SPD-Fraktion, sich ebenfalls zu bewerben, um so nachhaltiges Verhalten zu implementieren. Dies wurde dann 2022 erneuert.
"Was spät aussieht, hat eine Vorgeschichte", so Elkemann, der vor allem auf das Engagement der früheren Umweltbeauftragten der Stadt, Monika Stein, die als Ehrengast gekommen war, verwies. "Ohne sie wären wir heute nicht hier", sagte er anerkennend. Stein habe sich stets für fairen Handel stark gemacht und zahlreiche Aktionen und Projekte initiiert. So beispielsweise die Sache mit den Wasserbüffeln: Zwischen 2003 und 2008 wurden insgesamt 25 Wasserbüffel gekauft und als Nutztiere an Bauern in Laos übergeben.
Stein erinnerte später in einer kleinen Talkrunde auch an einen Weltladen in der Blumenstraße, der dort von 1983 bis 1997 bereits fair gehandelte Produkte angeboten habe, und an zahlreiche Veranstaltungen, bei denen es um Produkte aus ärmeren Ländern gegangen sei.
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Im Leitbild der Stadt sei dies bereits 1999 verankert worden. "Jeder von uns sollte ein Bewusstsein entwickeln, welche Verantwortung wir global haben", sagte Stein. Man müsse weg vom Konsumrausch und darauf achten, woher die Produkte wie Kaffee und auch Fleisch kommen. So habe man auch mal einen kritischen Rundgang durch die Stadt gemacht, um zu überprüfen, woher bestimmte Kleidungsstücke kommen, wie dort die Arbeitsbedingungen seien und was tatsächlich dafür bezahlt werde. Elkemann ergänzte, beim Frühjahr- und Herbstmarkt nehme man sich des Themas an, um die breite Öffentlichkeit zu informieren.
Moderiert wurde der Abend von Imke Fernandez, der Leiterin des Steuerungsausschusses, und Grünen-Politiker Jürgen Kretz, ebenfalls Mitglied in dem Gremium. Beide verwiesen auf die Kriterien, um überhaupt den Titel "Fair Trade Town" zu erhalten. Diese wurden von Wiesloch nun erfüllt: der Beschluss des Gemeinderats, die Gründung des Steuerungsausschusses (erfolgte 2021), eine aktive Teilnahme von Geschäften, Restaurants Cafés und Floristen sowie die Einbindung der Zivilgesellschaft mit unterschiedlichen Aktivitäten. Hinzu kommt eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit.
"All dies ist in Wiesloch hervorragend gelungen", lobte Manfred Holz bei der Übergabe der Urkunde. Er begrüßte die Gäste mit "My fair Ladies and Gentlemen" und verwies darauf, dass es den Titel nicht zu verschenken gebe. "Die Zertifizierung gilt für zwei Jahre, dann wird alles nochmals überprüft". Sich mit beruhigtem Gewissen zurückzulehnen, sei nicht angesagt, sondern eine kontinuierliche Weiterarbeit. Viele hätten teure Kaffeemaschinen im heimischen Domizil stehen, aufgebrüht werde aber zumeist billiger Kaffee.
Sich Gedanken zu machen, woher alles komme, gelte auch für Nüsse, Schokolade, Wein, Zucker und Textilien. "Wiesloch ist gut dabei und spielt nun in der Champions-League mit Städten wie Paris, London, München oder San Francisco in Sachen fairer Handel". Er appellierte daran, einfacher und bewusster zu leben, damit andere überleben könnten. Dazu gehöre auch, Bio-Produkte aus der Region einzukaufen.
Kai Schmidt-Eisenlohr vom Vorstand der Bürgerstiftung betonte, auch seine Organisation beschäftige sich bereits seit Langem mit dem Thema. "Wir sind stolz, das Projekt begleiten zu können und freuen uns, dass aus unseren Reihen Imke Fernandez die Leitung des Steuerungskreises übernehmen durfte". Jetzt gehe es um die kontinuierliche Umsetzung und dabei seien alle gefragt.
Musikalisch begleitet wurde der Abend von einer gemeinsamen Band der Bertha-Benz-Realschule und der Esther-Bejarano-Gemeinschaftsschule. Fünf Schülerinnen und Schüler, unterstützt von drei Lehrkräften, musizierten und waren mehr als nur "Zwischentöne" an dem Abend, wie der Beifall bewies.