Schönau bekommt eine Rettungswache
Stationierter Krankenwagen sorgt für schnellere Hilfe im Notfall - Euphorie im Steinachtal

DRK-Chef und Bürgermeister Marcus Zeitler.
Von Anja Hammer
Schönau. Im Klosterstädtchen herrscht Jubelstimmung: Schönau soll nämlich eine Rettungswache bekommen. Das bedeutet, dass im Steinachtal ein Rettungswagen samt Besatzung stationiert wird. "Das ist wie ein Sechser im Lotto", freut sich Bürgermeister Marcus Zeitler. "Ein Gewinn für das gesamte Steinachtal!"
Lange Zeit war es umgekehrt gelaufen: Allein im Stadtteil Altneudorf verschwanden in den letzten Jahren etwa die Sparkasse, die Post und die Telefonzellen. Besonders die Schließung der ärztlichen Notfallzentrale im Jahr 2011 machte dem ganzen Steinachtal schwer zu schaffen. "Das war überraschend und schlimm", sagt Rathauschef Zeitler, der auch Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Steinachtal ist.
Hintergrund
In einer Rettungswache halten sich die Rettungsdienste in ihrer einsatzfreien Zeit auf. Von dort aus steuern sie ihre Einsatzorte an, um bei lebensbedrohlichen Notfällen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen Hilfe zu leisten. Daher ist das Aufgabengebiet
In einer Rettungswache halten sich die Rettungsdienste in ihrer einsatzfreien Zeit auf. Von dort aus steuern sie ihre Einsatzorte an, um bei lebensbedrohlichen Notfällen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen Hilfe zu leisten. Daher ist das Aufgabengebiet nicht zu verwechseln mit dem einer ärztlichen Notfallzentrale, die in den Abendstunden und am Wochenende bei dringenden Fällen etwa Grippe, Fieber oder Bauchschmerzen behandelt. Maßgebliches Organisations- und Planungsorgan in den Rettungsdienstbereichen - in Baden-Württemberg gibt es davon 34 - ist der Bereichsausschuss. Stimmberechtigte Mitglieder sind die Kostenträger, also Krankenversicherungen und gesetzliche Unfallversicherungsträger, sowie die Leistungsträger. Zu Letzteren zählen das DRK, der Arbeiter-Samariter Bund (ASB), die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Malteser Hilfsdienst. aham
Das DRK führte daraufhin das "Helfer vor Ort"-System ein. "Das ist aber kein Ersatz für einen Rettungswagen", betont Zeitler. Letzterer müsse aus Bammental, Schriesheim oder Weinheim anfahren. Zeitler: "Da ist es schwer, die Hilfsfristen einzuhalten." Zwar kämen 96 Prozent der Rettungsdienste innerhalb der vorgeschriebenen zehn bis 15 Minuten, nur: "Wer aber zu den anderen vier Prozent gehört, den tröstet das nicht", erklärt Schönaus Rathauschef.
Im Steinachtal, das neben Schönau und Altneudorf auch Heiligkreuzsteinach mit seinen sieben Ortsteilen, Wilhelmsfeld und Heddesbach umfasst, leben über 10.000 Menschen. Und für diese haben sich die Bürgermeister der betroffenen Kommunen jahrelang eingesetzt. Zeitler: "Gemeinsam ist man stärker." An allen Fronten habe man gekämpft. Auch der Landrat habe stets ein offenes Ohr für die Anliegen des ländlichen Raums gehabt.
Als dann vor rund drei Wochen die Nachricht von der neuen Rettungswache kam, war der Jubel groß. Die monatelangen Verhandlungen waren erfolgreich. Übrigens nicht nur im Steinachtal: Von den Sofortmaßnahmen bei der Notfallrettung profitiert beispielsweise auch Bammental, wo die Rettungswache einen zweiten Rettungswagen im werktäglichen Zwölf-Stunden-Betrieb bekommt, und in Heidelberg-Schlierbach soll ein Notarztfahrzeug stehen, das tagsüber in der Region Neckargemünd/Bammental eingesetzt werden soll.
Wo genau die neue Rettungswache in Schönau eingerichtet werden soll, steht aber noch nicht fest. Der Schönauer Rathauschef hat aber bereits alle Stadträte angeschrieben, damit sie sich Gedanken machen können. "Das soll jetzt alles so schnell wie möglich gehen", sagt Marcus Zeitler. "Jetzt sind wir heiß und lassen nicht locker." Er hofft auf eine Umsetzung noch in den nächsten Monaten.
Im Januar sei ein Treffen mit den zuständigen Stellen geplant. Dabei soll geklärt werden, was für die Rettungswache gebraucht wird. Bürgermeister Zeitler will zwar einem Ratsbeschluss nicht vorgreifen, aber: "An den finanziellen Mittel darf es nicht scheitern", so der Rathauschef. "Wir geben für so viel Blödsinn Geld aus, und das ist etwas, das allen zugute kommt: dem kleinen Jungen mit dem Radunfall und der Oma mit dem Herzinfarkt."
Unklar ist auch, wie die Rettungswache besetzt sein soll - also ob nur tagsüber oder auch nachts, nur unter der Woche oder auch am Wochenende. "Wir werden uns natürlich für 24 Stunden, sieben Tage die Woche einsetzen", so DRK-Chef Zeitler. Auch wenn man euphorisch und dankbar in die weiteren Verhandlungen gehe.



