"Schiff II" hatte einen steinigen Weg
Freigabe durch Bürgermeister Alexander Eger - Kuriose Unwägbarkeiten verzögerten Fortgang

Das Gewerbegebiet "Schiff II" an der Erschließungsstraße "Im Schiff" in St. Leon-Rot: Auf 4,7 Hektar stehen hier ab sofort 19 Gewerbegrundstücke zur Verfügung. Rechts im Bild das Gesundheits- und Ärztezentrum, das voraussichtlich nach den Sommerferien seine Pforten öffnet. Foto: Ulrika Lawinger-Erhard
St. Leon-Rot. (teu) Es war ein steiniger Weg, gepflastert mit allerlei kuriosen Unwägbarkeiten, bis die Freigabe des Gewerbegebiets "Schiff II" in St. Leon-Rot nun endlich erfolgen konnte. Immerhin gab es bereits 2011 Überlegungen zur Überplanung des Gebiets, der erste Spatenstich erfolgte jedoch erst im April letzten Jahres und jetzt, nach 15 Monaten Bauzeit (geplant waren sechs bis sieben Monate), konnte Bürgermeister Dr. Alexander Eger Dienstagmittag dann doch noch das rote Band der Baufreigabe feierlich durchschneiden, gemeinsam mit den verantwortlichen Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung sowie mit Georg Mohn vom Ingenieurbüro Mohn aus Karlsruhe und Holger und Jennifer Mengesdorf vom Ingenieurbüro Förderer-Mengesdorf aus Heidelberg. Das rund 4,7 Hektar große Gewerbegebiet nördlich der bestehenden Einkaufsmärkte "Im Schiff" sei zu guter Letzt "mängelfrei fertiggestellt", freute sich Eger. Und: "Unterm Strich zählt ja der Erfolg."
Allen Grund zur Freude hatten insbesondere auch Werner Kleiber und Markus Kreibiehl vom Bauamt. "Wir sind wirklich froh, dass das ’Schiff II’ endlich fertig ist – hat es doch viel Kapazität gebunden!" Sinnbildlich postierte sich Bürgermeister Eger gestern denn auch vor dem Straßenschild der neuen Erschließungsstraße "Haubenlerchenweg". "Drei Monate der gesamten Bauzeit wurden dem Namensgeber dieses Weges gewidmet", schmunzelte der Rathauschef.
Er erinnerte an die aufwendigen Ausgleichsmaßnahmen, die sowohl vor dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan im Juni 2015 als auch nach Baubeginn ergriffen werden mussten, um den auf dem Areal brütenden Hauben- und Feldlerchenpaaren gerecht zu werden und zu längeren Bauunterbrechungen geführt hatten. "Seither sind wir ’Haubenlerchen-Hauptstadt’ Baden-Württembergs", zitierte Alexander Eger den damaligen Gutachter. Zu weiteren Verzögerungen hatten Eger zufolge schließlich noch ein "Bombensuchkommando" und ein Einsatz des Landesamts für Denkmalpflege geführt, das in dem Gebiet die Fundamentreste eines römischen Gutshofes vermutet hatte ("beides blinder Alarm"). "Wir haben alles abgearbeitet, was man abarbeiten konnte", so Eger. Und so dauerte, "was eigentlich viel schneller hätte gehen können".

Sie durchtrennten das rote Band der Baufreigabe: (v.l.n.r.) Hildegard Ittensohn-Back, Benjamin Schwalb, Holger Mengesdorf (Büro Förderer-Mengesdorf), Georg Mohn (Ingenieurbüro Mohn), Bürgermeister Dr. Alexander Eger, Jennifer Mengesdorf (Büro Förderer-Mengesdorf), Markus Kreibiehl und Werner Kleiber. Foto: Ulrika Lawinger-Erhard
Insgesamt 19 Gewerbegrundstücke mit einer Größe zwischen jeweils 1000 und 1500 Quadratmetern stehen nun zur Verfügung und können von örtlichen Gewerbebetrieben der Gemeinde abgekauft werden. Klar ist bereits, dass der Lidl-Einkaufsmarkt seine Zelte auf dem derzeitigen Standort "Im Schiff" abbricht und ins "Schiff II" übersiedeln wird. Das geplante Gesundheits- und Ärztezentrum steht bereits. Laut Bürgermeister Alexander Eger ist es auch schon komplett vermietet; so werden hier künftig unter anderem eine Arztpraxis aus St. Leon-Rot sowie die Arnika-Apotheke, die ihren Standort verlegt, anzutreffen sein. Der Einzug im Ärztehaus wird nach Aussage von Bauamtsleiter Werner Kleiber voraussichtlich nach der Sommerpause erfolgen.
Im Zuge der Erschließung des Gewerbegebiets wurde unter anderem die Haupterschließungsstraße "Im Schiff" saniert und um Park- und Gehwegstreifen erweitert. Mit verbaut wurde auch eine moderne und energieeffiziente Straßenbeleuchtung mit LED-Technik; ebenfalls verlegt wurde bereits die Leerrohrinfrastruktur für die anstehende Glasfaserverkabelung für ein schnelles Internet. Werner Kleiber präsentierte noch einmal die genauen Zahlen: 650 laufende Meter Kanalrohr, 500 Meter Wasserleitungen, ein Kilometer Straßenkabel und Leerrohr, 27 Stück Straßenleuchten, 5500 Quadratmeter Versickerungsmulde, 4500 Quadratmeter Straßenoberfläche und 2500 Quadratmeter Pflaster.
Markus Kreibiehl, technischer Leiter Abwasserbetrieb, sprach von einer Auftragssumme in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Die Auftragssumme verteile sich mit etwa 230 000 Euro auf die Wasserversorgungsanlagen, mit rund 530.000 Euro auf Abwasserentsorgungsanlagen und mit circa 755 000 Euro auf die Herstellung der Verkehrsanlagen.
Nachdem nun die Erschließungsmaßnahmen weitgehend abgeschlossen sind, ist das neue Gewerbegebiet "Schiff II" ab sofort zur weiteren Aufsiedlung freigegeben. Der Gemeinderat St. Leon-Rot wird sich in einer seiner nächsten Sitzungen mit entsprechenden Ansiedlungswünschen befassen.



