Unterm Schwalbennest brüten Wanderfalken wieder sicher
Mit einer besonderen Naturschutzaktion ist ein spezieller Brutkasten ausgetauscht worden.

Neckarsteinach. (fhs) Der Wanderfalke kann im hessischen Neckartal sein Revier besiedeln, nachdem am Montag Mannheimer Industriekletterer in der Felswand nahe des "Schwalbennests" einen Brutkastentausch vorgenommen haben. Hintergrund dieser Aktion ist eine Naturschutzmaßnahme im Konflikt der Arten Wanderfalke und Uhu. Die ausführliche Geschichte weiß Andreas Quell zu erzählen. Quell ist der Zweite Vorsitzende der Nabu-Ortsgruppe "Hessisches Neckartal" Nabu-Ortsgruppe "Hessisches Neckartal" und gleichzeitig Horstbetreuer der Neckarsteinacher Wanderfalken.
Für die hier heimischen Wanderfalken hatte man 1985 zwei Brutkästen in der Wand montiert. Einer davon wurde durch Steinschlag beschädigt, im verbliebenen Brutkasten hatten 2017 das letzte Mal die Falken erfolgreich Nachwuchs aufgezogen. Quell: "Um 2009 ist der Uhu ins Neckartal gekommen." Dieser nachtjagende Raubvogel hat das gleiche Revier wie Wanderfalken, die meist tagsüber Beute jagen und somit eigentlich nebeneinander existieren könnten. Aber der Uhu dringt auch in Falkenhorste ein, sodass sich Falken vor Uhus zurückziehen, wenn diese sich neu ansiedeln.
Es sei denn, ihr Horst ist "uhusicher" – wie jetzt der neu angebrachte etwa 70 Kilogramm schwere Kunststoffkasten, der eigens von der Schönauer Firma Boxberger angefertigt wurde. Im Rahmen des Schutzgebietsmanagements war diese Verdrängungsproblematik bei der zurückliegenden Jahrespflegeplanbesprechung der behördlichen Naturschützer im Herbst 2022 erörtert worden.
Die Vertreterin der "Oberen Naturschutzbehörde" beim Regierungspräsidium Darmstadt, Henriette Wache, hatte sich dabei auch bei Horstbetreuer Quell erkundigt, wie es um die Wanderfalken bestellt sei. In der Folge veranlasste Wache den Brutkastenaustausch. Die Behörde trägt auch die Kosten von rund 4000 Euro für die gestrige Aktion.

Esther Dedial vom Forstamt Beerfelden hatte als vor Ort in Hessen für Neckarsteinach zuständige Sachbearbeiterin die Spezialfirma "High Moves" aus Mannheim beauftragt, den beschädigten Brutkasten – noch aus Sandsteinplatten gefertigt – zu entfernen und das neue Behältnis in luftiger Höhe rund 100 Meter über Grund zu montieren. Die Firmenhaber Eric Otto und Michael Dreißigacker sowie Johannes Lukas und Max Pawletta waren am Montag in Neckarsteinach.
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Otto: "Wir machen immer wieder solche Naturschutzaufträge, aber unser Hauptgeschäft sind die Zustandskontrolle oder Sicherheitsarbeiten an unzugänglichen Stellen." In diesem Fall galt es nun, in der Felswand an die Halterung der alten Brutkästen zu gelangen. Zudem war der durch Gebüsch und Gestrüpp an den Fuß des Abhangs gebrachte Ersatzkasten an seinen Bestimmungsort zu bringen. Weiterer Helfer war Erwin Binder, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe.
Noch vor dem Hinaufziehen des neuen Brutkastens war zu klären, wie genau die Maße der Haltekonsole beschaffen sind. Anhand der per Funk übertragenen Daten wurden noch unten am Boden Befestigungslöcher in den neuen Behälter gebohrt. Mühsam wurde dann der neue Kasten mittels der Zug- und Hilfsseile an der Felswand hochgezogen. Auch eine Kamera-Drohne zeichnete die Tauschaktion auf. Nach insgesamt fünf Stunden Arbeit war die Aufgabe erledigt und die Helfer nahmen trotz der schon herbstlichen Temperaturen erst mal einen großen Schluck aus der Wasserflasche.