Neckarsteinach

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert war Politiker zum Anfassen

"Überstunden" für Kevin. SPD-Generalsekretär Kühnert war zu Gast im Bürgerhaus.

24.10.2022 UPDATE: 24.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Die Vertreter der SPD-Ortsvereine und Bürgermeister Herold Pfeifer (2.v.r.) als „Hausherr“ begrüßten Kevin Kühnert (4.v.r.). Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckarsteinach. Um 20.05 Uhr fährt der schwarze Geländewagen mit Berliner Kennzeichen am Samstag beim "Schwanen" vor. Drinnen im Bürgerhaus warten bereits zahlreiche neugierige Besucher. Die Türen öffnen sich, Kevin Kühnert steigt aus. Wenig später betritt der SPD-Generalsekretär den mit rund 150 Personen vollen Veranstaltungssaal. Applaus. Kühnert – weiße Turnschuhe, schwarzer Rollkragenpulli – grüßt in die Menge. Erst rund drei Stunden später wird er wieder gehen. Dabei sollte er doch nur anderthalb Stunden bleiben. "Überstunden" also für Kevin – Kühnert bot gleich allen das "Du" an.

Kevin Kühnert füllte den Saal des Bürgerhauses „Zum Schwanen“ und saß nur zu Beginn in der ersten Reihe.  Foto: Alex

Es ist der Auftakt der Veranstaltungsreihe "Talk an Neckar und Steinach", die bereits im Juni mit Kühnert starten sollte. Doch damals musste der 33-Jährige wegen einer Corona-Infektion kurzfristig absagen. Es ist das erste große Projekt der SPD-Ortsvereine Neckarsteinach, Schönau, Heiligkreuzsteinach, Hirschhorn und Eberbach, die über die Ländergrenzen von Baden-Württemberg und Hessen verstärkt kooperieren. Die jetzige Veranstaltung mit dem Titel "Den ländlichen Raum stärken" lockt am Samstagabend so viele Interessierte an, dass weitere Stühle aufgestellt werden müssen.

Leichte Ungeduld kommt auf, als Kühnert zum Beginn um 20 Uhr noch nicht da ist. "Unser Stargast verspätet sich nur etwas", beruhigt Marlene Pfeifer als Vorsitzende der Neckarsteinacher SPD. Kühnert komme direkt von der Frankfurter Buchmesse. Pfeifer war es auch, die über ihre Kontakte als ehemalige Mitarbeiterin der jetzigen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht Kühnert nach Neckarsteinach lotste.

"Wir haben nicht viel Zeit", sagt sie und begrüßt den Generalsekretär – ohne wissen zu können, dass dieser später doch länger bleiben will. Ihr Vater, Bürgermeister Herold Pfeifer, ebenfalls SPD, heißt Kühnert genauso willkommen wie die sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Rüdiger Holschuh aus dem hessischen Odenwaldkreis und Jan-Peter Röderer aus dem badischen Rhein-Neckar-Kreis. "Wir im ländlichen Raum brauchen Unterstützung aus Berlin", spricht Holschuh das Thema des Abends an. "Wir sind nicht nur Regenerationsraum für genervte Städter."

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"Schön, dass ihr alle da seid", sagt Kühnert lässig in die Runde und macht in guter SPD-Tradition klar: "Ich duze alle und ihr könnt mich auch duzen." Der "General" betont, dass er sein Wort halten wollte und deshalb nun da sei. Außerdem "übe" er für den hessischen Landtagswahlkampf 2023. In Neckarsteinach sei er noch nicht gewesen, wohl aber als Juso-Vorsitzender in Lobbach, sagt er und beeindruckt mit Ortskenntnis die Besucher. Er verrät, dass er in seinem Büro eine Landkarte habe, auf der er mit Nadeln die bereits besuchten Orte markiere. "Ich komme nicht aus dem ländlichen Raum, sondern bin Berliner", sagt er. "Aber ich bin viel unterwegs."

Bei seinem Impulsvortrag und der anschließenden Diskussion punktet Kühnert mit seinen Erklärungen und auch mit Humor – auch wenn er nicht jede Frage wirklich beantwortet. Den umstrittenen Begriff "Doppelwumms" vermeidet er genauso wie eine Aussage zum Machtwort des Kanzlers in Sachen Atomkraftwerke.

Nach zwei Stunden dankt Marlene Pfeifer mit einem Geschenkkorb mit lokalen Leckereien Kühnert. Doch dieser geht nicht, sondern erfüllt unzählige Wünsche nach Fotos und Autogrammen. Geduldig hört er sich die Bitten vieler Besucher an. Und selbst als die Schlange weg ist, macht Kühnert keine Anstalten zu gehen, sondern setzt sich mit den Vertretern der Ortsvereine in die "Schwanen-Stube". Nach RNZ-Informationen ist nach einem Pils gegen 23 Uhr Schluss. Kühnert hat noch eine dreistündige Autofahrt nach Marburg vor sich, wo er am Sonntag um 9 Uhr den nächsten Termin hat. Er liebe es, unterwegs zu sein, sagt Kühnert der RNZ.

Draußen wartet derweil sein Fahrer, der gerade in Heidelberg zum "Tanken" war. Denn der Akku des vollelektrischen Audi e-Tron mit einer Reichweite von rund 250 Kilometern war schon zur Hälfte leer. Und die Ladesäule in Neckarsteinach sei zu "klein" gewesen. Dass er länger Zeit gehabt hätte, konnte er nicht ahnen.

Bürgermeister Pfeifer lud Kühnert übrigens ein, seine Stadt nicht nur im Dunkeln zu besuchen. Das Neckartal sieht der Spitzenpolitiker schon am kommenden Freitag wieder, wenn er Unterstützung im Heidelberger OB-Wahlkampf leistet.

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