Kindergarten "Schatzinsel" ging im Flammenmeer unter (plus Video/Fotogalerie)
Feuerwehr hatte am evangelischen Kindergarten keine Chance - Bürgermeister ordnete "kontrolliertes Abbrennen" an

Kurz nach Mitternacht schlugen die Flammen meterhoch aus dem evangelischen Kindergarten - nur wenige Stunden später lag das Gebäude in Schutt und Asche. Fotos: Moll/Alex
Von Christoph Moll
Neckarsteinach. Die Flammen schlagen meterhoch aus dem Dach und lassen die riesige Rauchsäule über der Vierburgenstadt orange leuchten. Immer wieder bersten Fensterscheiben, während die Rauchmelder im Gebäude auch nach Stunden noch unentwegt piepsen. Es ist ein schreckliches Bild, das sich in der Nacht auf Donnerstag am evangelischen Kindergarten "Schatzinsel" im Rosenweg bietet. Als Donnerstag die Sonne aufgeht, liegt das Gebäude in Schutt und Asche. Am Nachmittag zuvor hatten hier noch Kinder gespielt, getobt und gebastelt. Über Nacht ging die "Schatzinsel" dann in einem Meer aus Flammen unter. Über 120 Feuerwehrleute aus der Stadt und dem Umland hatten keine Chance und mussten letztlich kapitulieren. Gegen Mitternacht ordnete Bürgermeister Herold Pfeifer das "kontrollierte Abbrennen" des Gebäudes an.

Musste entscheiden: Herold Pfeifer.
Doch am frühen Abend besteht noch Hoffnung. Pfeifer ist gerade auf der Vorstandssitzung des Heimat- und Kulturvereins, als ihn der Alarm erreicht: "Als ich ankam, hat es schon aus dem Dach gequalmt", erzählt Pfeifer. "Da dachte ich schon: Das wird eine Katastrophe." Thore Maus ist als einer der ersten Feuerwehrleute vor Ort. "Wir haben sofort mit dem Innenangriff begonnen", berichtet er. Doch dieser allein hat nur wenig Aussicht auf Erfolg. Denn das Feuer wütet in der Zwischendecke unter dem Dach des über 40 Jahre alten und eingeschossigen Gebäudes in Holzständerbauweise. Und es breitet sich in der erst vor wenigen Jahren erneuerten Isolierung rasant aus.
"Eine gute Dämmung erschwert manchmal die Löscharbeiten", erklärt der ebenfalls herbeigeeilte Kreisbrandmeister Sven Falter. So ist es auch hier. Die Feuerwehr versucht noch, das Dach von oben mit der Motorsäge zu öffnen, wie Stadtbrandinspektor Sven Schmitt berichtet. Doch das wird zu gefährlich, weil das Flachdach einzustürzen droht. Es folgt das Kommando: Runter vom Dach und raus aus dem Gebäude!
Von da an kann nur noch von außen gelöscht werden. Eine Drehleiter kann in der engen Straße übrigens nicht eingesetzt werden. "Auch große Mengen Wasser zeigten keine Wirkung", berichtet Schmitt, der wie viele Feuerwehrleute einst selbst in den Kindergarten gegangen ist. Als dann das Wassernetz in die Knie geht und die Hochbehälter leerzulaufen drohen, wird Wasser aus der Steinach zur Einsatzstelle gepumpt. Ob die Belastung des Wassernetzes schuld an einem Wasserrohrbruch am Donnerstagvormittag war, ist übrigens unklar.
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Insgesamt werden jedenfalls mehrere 100.000 Liter auf den Kindergarten verteilt - ohne durchschlagenden Erfolg. "Wir können nichts mehr tun", schnauft Schmitt gegen Mitternacht durch. Daraufhin beraten sich die Fachleute und Bürgermeister Pfeifer ordnet das "kontrollierte Abbrennen" an. Das bedeutet, dass angrenzende Gebäude geschützt werden, das Gebäude selbst aber nur noch eingeschränkt gelöscht wird. Die Rauchsäule wird nun immer gewaltiger und ist kilometerweit zu sehen. Der beißende Rauch ist sogar in Neckargemünd zu riechen. Anwohner werden aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen. Messungen geben jedoch Entwarnung. Eine weitere Herausforderung: Bei um die null Grad gefriert das Löschwasser.
Gegen 4 Uhr lässt das Lodern der Flammen nach. Da das Dach nun eingestürzt ist, können die Feuerwehrleute gezielter löschen. Dennoch raucht es bei Sonnenaufgang noch immer. Am Morgen wird das ganze Ausmaß des Schadens deutlich: Der Kindergarten ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Spielsachen, Bilder, Gebasteltes - alles verloren. Bürgermeister Pfeifer und Pfarrer Norbert Feick ist die Fassungslosigkeit anzusehen. "Es war ein schöner Kindergarten", seufzt Pfeifer. "Auch meine Töchter waren hier."
Die Feuerwehr löscht am Donnerstag bis in den Abend aufflammende Glutnester. Zu diesem Zeitpunkt stehen die Brandursache und die Schadenshöhe noch nicht fest. Die Kriminalpolizei ermittelt. Immerhin: Einem Feuerwehrmann, der am Mittwochabend ins Krankenhaus kam, geht es schon wieder besser. Der Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung bestätigt sich nicht. Wenigstens eine gute Nachricht - so kurz vor Weihnachten.














































