Plus Neckarsteinach

Hessen sichert Förderung für Sprach-Kitas spät

In der "Schatzinsel" herrscht Erleichterung, aber es gibt auch Bedenken.

24.11.2022 UPDATE: 24.11.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
„Schatzinsel“-Leiterin Iris Lenz (l.) und Fachkraft Daniela Neuner-Plan warben schon länger für eine Programm-Fortsetzung. Foto: Alex

Von Lukas Werthenbach

Neckarsteinach. Unter Pädagogen ging ein Aufschrei durchs ganze Land, der offenbar anfängt zu fruchten: Das Förderprogramm "Sprach-Kitas" läuft zwar aus – doch die zuständige Bundesregierung verlängert es immerhin um ein halbes Jahr bis Sommer 2023. Und zumindest in Hessen wird es auch darüber hinaus fortgeführt, wie nun bekannt wurde. Das freut auch Daniela Neuner-Plan, die durch dieses Programm als sogenannte zusätzliche Fachkraft in der Neckarsteinacher Sprach-Kita "Schatzinsel" arbeitet. Dort ist sie unter anderem für die "alltagsintegrierte sprachliche Bildung als fester Bestandteil in der Kindertagesbetreuung" zuständig. Im September noch hatten sie und "Schatzinsel"-Leiterin Iris Lenz wie berichtet das angekündigte Ende des Programms scharf kritisiert. Jetzt herrscht – erst mal – Erleichterung.

Die "Schatzinsel" ist eine von knapp 550 zertifizierten Sprach-Kitas in Hessen, in denen man bis vor Kurzem davon ausgehen musste, dass sich ab Januar 2023 niemand mehr um die gezielte Sprachförderung der Kinder kümmern könne. Neuner-Plan stehen 19,5 Stunden pro Woche zur Verfügung, die mit 25.000 Euro jährlich vom Bund finanziert werden beziehungsweise wurden. Anders als andere pädagogische Fachkräfte ist sie nicht einer Gruppe fest zugeordnet, sondern hat durch das Programm die Möglichkeit, neue Impulse mit dem Ziel der frühkindlichen Bildung zu erarbeiten. Sie ist es dann, die beispielsweise ein Kinderbuch zum Thema Diversität in einer Gruppe vorstellt, woran danach die jeweils zuständigen Erzieherinnen anknüpfen. Gegenüber der RNZ beschrieb sie ihre besondere Position, die auch der Digitalisierung des Kita-Alltags und der Kommunikation mit den Eltern dient, als eine Art Schnittstelle zwischen Kita-Leitung und dem restlichen Pädagogenteam.

Hintergrund

> Auch in Baden-Württemberg darf auf eine Fortführung des Sprach-Kita-Programms über den Sommer 2023 gehofft werden. Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) kündigte nach der Bekanntgabe der Verlängerung vonseiten des Bundes wie berichtet an,

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> Auch in Baden-Württemberg darf auf eine Fortführung des Sprach-Kita-Programms über den Sommer 2023 gehofft werden. Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) kündigte nach der Bekanntgabe der Verlängerung vonseiten des Bundes wie berichtet an, mit der Arbeit "zügig beginnen" zu wollen, um eine eine Fortsetzung ab Juli 2023 zu ermöglichen. In Baden-Württemberg wurden im Zuge des Programms rund 1000 Fachkräfte eingestellt.

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Auf Anfragen der RNZ im September zum anvisierten Ende des Programms hatten sich das Bundesfamilienministerium als Urheber der Förderung und das grundsätzlich für Kitas zuständige Hessische Sozialministerium gegenseitig die Verantwortung zugeschoben. Von Bundesseite hieß es, das Programm sei von seinem Start im Jahr 2011 an befristet gewesen und es sei an den einzelnen Ländern, jeweils daran anzuknüpfen; das Landesministerium erklärte, die auslaufende Finanzierung sei für die Länder "überraschend".

Nun bewegten sich also beide Seiten: Der Bund verlängert um ein halbes Jahr, danach übernimmt in Hessen das Land. "Das Land stellt die Finanzierung zum Doppelhaushalt 2023/2024 in Höhe von rund 22,5 Millionen Euro sicher, um den Wegfall der Bundesförderung für die Jahre 2023 und 2024 zu kompensieren", heißt es in einer nun veröffentlichten Mitteilung aus dem Ministerium in Wiesbaden.

"Ich habe mich sehr gefreut", sagt Neuner-Plan. Doch dass die Entscheidung so spät kam, habe auch Nachteile: Sie weiß von zwei Sprach-Kita-Fachkräften aus anderen Einrichtungen, die sich bereits gezwungen sahen, sich woanders als "normale" Fachkräfte zu bewerben und zu wechseln: Für ihre Weiterbeschäftigung hätten ohne die Förderung in ihren bisherigen Sprach-Kitas die Mittel gefehlt. "Das ist schade, weil jetzt viel Fachwissen verloren geht", meint Neuner-Plan: Teil des Programms sind monatliche Fortbildungen der jeweiligen zusätzlichen Fachkräfte, denen aber als Pädagogen im Regelbetrieb einer Betreuungseinrichtung die Zeit zur Umsetzung der Inhalte fehlen würde.

Sie selbst wäre übrigens auch ohne das Programm weiter in der "Schatzinsel" beschäftigt worden und als "Fachberatung" zum Thema Sprachförderung für andere Einrichtungen vorgesehen gewesen. Nun aber kann sie ihre lieb gewonnene Arbeit zu 100 Prozent fortsetzen. Wenngleich sie sich darüber Stand jetzt nur bis Ende 2024 sicher sein kann: "Der Verweis auf den Doppelhaushalt klingt für uns wie ein Aufschub", sagt sie. Und sie hofft, dass ihr und ihren Kolleginnen diese Ungewissheit bereits etwas früher als diesmal genommen wird...

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