Turnverein erarbeitet Konzept gegen sexualisierte Gewalt
Damit Kinder keine Angst haben müssen: Es geht vor allem um Sensibilisierung.

Von Joachim Hofmann
Edingen-Neckarhausen. (joho) Die Vermeidung von Gewalt in allen Formen ist dem Turnverein Neckarhausen (TVN) schon seit Jahren ein Anliegen. Deshalb fällt das Thema "Prävention von sexualisierter Gewalt", dem sich der Deutsche Olympische Sportbund jetzt ausdrücklich verschrieben hat, beim TVN auf fruchtbaren Boden.

Nach einer Fortbildung bei der Badischen Sportjugend am 11. März in Karlsruhe, an der TV-Vorsitzender Horst Gropp und Kindheitspädagogin und Mitglied Anna Maria Knapp teilnahmen, regten sie die Erarbeitung eines Präventions- und Schutzkonzeptes für den Verein an.
"Als Herr Gropp uns kontaktiert hat, hatte er schon ein weit fortgeschrittenes Konzept parat", berichtete die Bildungsreferentin der Badischen Sportjugend, Lisa Hettmanczyk, auf RNZ-Anfrage. "Von den nordbadischen Vereinen, die mir bekannt sind, ist der TVN eindeutig der Vorreiter auf diesem Gebiet."
Um was geht es aber bei dem Konzept? Im Mittelpunkt steht nicht die direkte Abwehr von körperlicher Gewalt, sondern um eine Sensibilisierung gegenüber sexuellen Übergriffen, um eine "Kultur des Hinschauens und Handelns" zu etablieren. Denn Kinderschutz – und damit auch explizit der Schutz vor sexueller Gewalt – habe in Vereinen, die mit Minderjährigen arbeiten oberste Priorität.
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Das sollte im Leitbild, der Satzung oder der Ethik-Richtlinie deutlich werden, fand der Vorstand. Eine klare und nach außen sichtbare Haltung soll dabei zeigen, dass sexualisierte Gewalt nicht geduldet wird. Dazu müsse ein Problembewusstsein geschaffen werden, um entsprechende Situationen angemessen einschätzen und darauf reagieren zu können.
Ein offener und klarer Umgang mit dem Thema sei zudem die Voraussetzung dafür, dass Betroffene sich den Verantwortlichen bei Problemen anvertrauen. Ziel sei es, ein achtsames und respektvolles Miteinander in Sportvereinen zu fördern – bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit und ohne Behinderung.
Eine erste konkrete Maßnahme beim sei zunächst, die Bildung einer Arbeitsgruppe, bei der bislang Hannelore Göttlicher, Norbert Weckbach, Tanja Fischer, Yvonne Reutemann und Zana Bechtold ihre Mitarbeit angekündigt ...
Von Joachim Hofmann
Edingen-Neckarhausen. (joho) Die Vermeidung von Gewalt in allen Formen ist dem Turnverein Neckarhausen (TVN) schon seit Jahren ein Anliegen. Deshalb fällt das Thema "Prävention von sexualisierter Gewalt", dem sich der Deutsche Olympische Sportbund jetzt ausdrücklich verschrieben hat, beim TVN auf fruchtbaren Boden.

Nach einer Fortbildung bei der Badischen Sportjugend am 11. März in Karlsruhe, an der TV-Vorsitzender Horst Gropp und Kindheitspädagogin und Mitglied Anna Maria Knapp teilnahmen, regten sie die Erarbeitung eines Präventions- und Schutzkonzeptes für den Verein an.
"Als Herr Gropp uns kontaktiert hat, hatte er schon ein weit fortgeschrittenes Konzept parat", berichtete die Bildungsreferentin der Badischen Sportjugend, Lisa Hettmanczyk, auf RNZ-Anfrage. "Von den nordbadischen Vereinen, die mir bekannt sind, ist der TVN eindeutig der Vorreiter auf diesem Gebiet."
Um was geht es aber bei dem Konzept? Im Mittelpunkt steht nicht die direkte Abwehr von körperlicher Gewalt, sondern um eine Sensibilisierung gegenüber sexuellen Übergriffen, um eine "Kultur des Hinschauens und Handelns" zu etablieren. Denn Kinderschutz – und damit auch explizit der Schutz vor sexueller Gewalt – habe in Vereinen, die mit Minderjährigen arbeiten oberste Priorität.
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Das sollte im Leitbild, der Satzung oder der Ethik-Richtlinie deutlich werden, fand der Vorstand. Eine klare und nach außen sichtbare Haltung soll dabei zeigen, dass sexualisierte Gewalt nicht geduldet wird. Dazu müsse ein Problembewusstsein geschaffen werden, um entsprechende Situationen angemessen einschätzen und darauf reagieren zu können.
Ein offener und klarer Umgang mit dem Thema sei zudem die Voraussetzung dafür, dass Betroffene sich den Verantwortlichen bei Problemen anvertrauen. Ziel sei es, ein achtsames und respektvolles Miteinander in Sportvereinen zu fördern – bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit und ohne Behinderung.
Eine erste konkrete Maßnahme beim sei zunächst, die Bildung einer Arbeitsgruppe, bei der bislang Hannelore Göttlicher, Norbert Weckbach, Tanja Fischer, Yvonne Reutemann und Zana Bechtold ihre Mitarbeit angekündigt hätten. Geleitet werde die Gruppe von ihm selbst und Knapp, erläuterte Gropp. Das nächste Treffen ist für den 26. März geplant. Zudem sollen Schutzbeauftragte als Anlaufstelle für Betroffene da sein. Hierfür stellen sich ebenfalls Knapp und Gropp zur Verfügung.
In weiteren noch zu bildenden Arbeitsgruppen müsse nun zuerst eine Risikoanalyse erarbeitet und ein Zeitplan für die Entwicklung und Umsetzung der einzelnen Elemente für ein Schutzkonzept entwickelt werden. Dies solle unter anderem Verhaltensregeln und Selbstverpflichtungserklärungen für Trainer, Fortbildungen und Präventionsangebote enthalten. Dazu seien entsprechende Schulungen für die Übungsleiter vorgesehen.
Sehr wichtig sei die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen. Dies stärke deren Position und verringere das Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Minderjährigen. Dazu gelte es in Kooperation mit Fachleuten ein Beschwerdeverfahren zu entwickeln und einen Notfall- sowie Interventionsplan zu erstellen. Mit ersten Ergebnissen rechnet Gropp im Sommer.
Prävention beginne allerdings schon bei einer kinderschutzsensiblen Personalauswahl. Bei Vorstellungsgesprächen für neue Übungsleiter oder Helfer sollten deshalb auch Fragen nach einschlägigen Verurteilungen oder laufenden Ermittlungsverfahren gestellt werden, was erlaubt sei. Dazu gehöre auch, Verhaltensmuster im Alltag des TVN kritisch und konstruktiv zu begleiten. Organisationen und Vereine bräuchten darüber hinaus Beschwerdestrukturen, die Kinder und Jugendliche niedrigschwellig nutzen könnten. Für Verantwortliche bedeuten solche Verfahren, frühzeitig über problematische Vorgänge, Missstände oder Fehlverhalten der Beschäftigten informiert zu sein und entsprechend handeln zu können.
Ein Notfallplan soll schließlich dann zur Anwendung kommen, wenn ein Verdacht auf sexuellen Missbrauch aufkommt. Er sollte als "Wegweiser" für besonnenes und zugleich wirksames Handeln im Sinne des Kinderschutzes dienen und immer auch ein Rehabilitationsverfahren beinhalten, falls sich herausstellt, dass ein Verdacht unbegründet war.
Info: Die Badische Sportjugend bietet zu diesem und weiteren Themen regelmäßige Fortbildungen an. Weitere Informationen unter www.badische-sportjugend.de