Tonnenweise Gutsel liegen bereit
Umzüge sind der Höhepunkt der Straßenfastnacht. Es gibt scharfe Sicherheitsvorkehrungen, um unbeschwert feiern zu können.

Von Sabrina Lehr
Neckargemünd/Nußloch. Ahoi, Helau, Hajo klingt es spätestens seit gestern auf den Straßen. Natürlich nicht, weil alle verrückt geworden sind, höchstens närrisch: Die Fastnacht kommt aus den Hallen und Sälen auf die Straßen und findet ihren Höhepunkt in den Faschingsumzügen. Zwei Narrenwürmer finden in den direkt an Heidelberg angrenzenden Orten statt – einer in Neckargemünd, einer in Nußloch:
> In Neckargemünd besteht der Zug laut Matthias Strifler aus glatt 100 Zugnummern. "Angefangen vom Cabrio mit der Symbolfigur bis zur Kehrmaschine der Stadt ganz hinten", schmunzelt der Erste Vorsitzende der Neckargemünder Karneval Gesellschaft (NKG). Die Teilnehmer kommen aus dem Großraum Rhein-Neckar – aus der Nachbarschaft, aber auch aus Weinheim, Reihen und Waldbrunn. "Wir laden so früh wie möglich ein und haben ihn immer schnell voll", so Strifler. Dafür sorgte das Organisationskomitee um Lars Schück, Sabrina Stalinger-Schück und Susanne Konrad im Vorfeld.
Am Samstag, dem Umzugstag, sind dann um die 60 Helfer im Einsatz. "Da sind Mann und Maus beschäftigt", lacht Strifler. Und noch viele mehr werden am Streckenrand erwartet. Traditionell säumen Tausende die Gassen und Straßen, wenn Faschingsumzug ist. Tendenz steigend. "Wir lieben das, was wir tun, und das merken die Leute", formuliert der NKG-Chef das Erfolgsrezept. Und in Neckargemünd finde jeder etwas: Die Partygänger in der Altstadt, wo eng im Pulk gefeiert wird. Die Familien, die im Wiesenbacher Tal auf Gutsel-Fang sind. Und die Schaulustigen, die ohne Partymeile die bunten Wagen bestaunen wollen. "Das ist der Unterschied zu Heidelberg", so Strifler, der durchblicken lässt, dass alleine die NKG drei Tonnen Wurfmaterial hat. Aber wie unbeschwert kann man feiern?
Schließlich waren – nicht zuletzt nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt Ende 2024 – immer wieder Diskussionen um Sicherheitsvorkehrungen laut geworden. "Wir glauben, dass wir mit den Auflagen in der Region ganz weit vorne sind", betont Stifler. Barrieren und andere "passive Sicherheitseinrichtungen" seien "massiv" hochgeschraubt worden, sowieso wird der Zutritt zum Gelände in allen Gassen streng kontrolliert. Dementsprechend stehe einer Faschingssause nichts mehr im Weg, die im "Narrendorf" an der Friedensbrücke ausklingt. Strifler jedenfalls freut sich "wie Sau", wie er unverblümt sagt. Er hat auch noch einen Joker, wie er augenzwinkernd verrät: "Beim Neckargemünder Umzug ist das Wetter immer gut."
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> In Nußloch fällt der närrische Startschuss zum "Umzug Südliche Bergstraße" wie es sich für richtige Fastnachter gehört am Dienstag um 14.11 Uhr – und damit quasi parallel zum großen Heidelberger Umzug. Als Konkurrenz sieht man sich aber nicht, sagt der Vorsitzende des Karneval Club Nußloch (KCN), Thomas Kretz. "Bei uns ist es ein bisschen kleiner, ein bisschen familiärer und man kriegt vielleicht ein bisschen mehr Wurfmaterial", schmunzelt der Chef der Nußlocher Narren. 32 Zugnummern stehen für Faschingsdienstag bereit, wenn der KCN mit einer großen Sause die Fastnacht beenden will. Befreundete Fastnachtsvereine – etwa aus St. Ilgen, Wiesloch und Hoffenheim –, Maskengruppen und die Nußlocher Vereine sind mit von der Partie.
Alleine der KCN hat eine gute Tonne Gutsel eingekauft. Nach dem Umzug ist die Sause noch nicht vorbei, sondern es geht im Narrendorf weiter, wo auch Musikgruppen auftreten werden. Das Thema Sicherheit hat indes auch die Nußlocher Fastnachter beschäftigt. "Die letzten Jahre sind die Anforderungen immer hochgegangen, nach Aschaffenburg und München nochmal", so Kretz. Entsprechend seien deutlich mehr Straßensperren geplant als zuletzt, auch am Narrendorf, das gesichert wird. Ein großer Aufwand. "Ohne die Unterstützung der Gemeinde ginge das gar nicht", so der KCN-Chef. So aber stehe mit nachgeschärften Vorkehrungen der Fastnachtsparty nichts mehr im Weg. Kretz hat "Bock" – und sicher nicht nur er ...