Neckargemünd

Ärger bis Resignation am Bahnhof wegen Bahn-Streik

Es gab gemischte Reaktionen. Wegen des Problem-Stellwerks sind Fahrgäste hier Zugausfälle gewohnt.

11.01.2024 UPDATE: 11.01.2024 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Am Bahnhof Neckargemünd versuchen aufgrund des Bahnstreiks viele Fahrgäste auf Busse umzusteigen. Foto: A. Dorn

Von Agnieszka Dorn

Neckargemünd. Wenn doch wenigstens die Smartphone-App der Deutschen Bahn zuverlässig wäre – das wurde am Mittwoch gleich von mehreren Pendlern bemängelt. Seit dem frühen Mittwochmorgen streikt bekanntlich die Lokführergewerkschaft GDL, geplantes Ende des Streiks soll Freitag, 18 Uhr, sein. Die RNZ war am Mittwochmorgen in der Region und am Neckargemünder Bahnhof unterwegs, wo man schon wegen des "Problem-Stellwerks" in besonderem Maße an Zugausfälle gewohnt ist.

Auch hier waren zahlreiche Fahrgäste vom Streik betroffen. Aber immerhin war ein Großteil im Vorfeld informiert und entsprechend auf Umwege und Verspätungen eingestellt. Manche schienen zu resignieren, andere äußerten ihr Unverständnis über die abermaligen Einschränkungen. "S1 fällt aus", "S2 fällt aus", "S5 fällt aus" war an der Informationstafel vor dem Bahnhofsgebäude zu lesen: Kaum eine S-Bahn fuhr. An den Bahnsteigen gab es diese Information allerdings nicht – und Durchsagen waren eher nur spärlich zu hören.

Also hieß es für viele Berufstätige und Schüler: umsteigen auf ein anderes Verkehrsmittel. So waren in der Region am Mittwochmorgen auffällig viele Radfahrer unterwegs. Etwa in Bammental fuhren bei Minustemperaturen mehr Schüler als sonst um diese Jahreszeit mit dem Fahrrad. Dick eingemummelt, mit warmen Handschuhen und teils zusätzlich mit Warnweste oder Sicherheitsreflektoren ausgestattet radelten sie in die Bammentaler Elsenztalschule.

Einer der eher vereinzelten S-Bahnen, die während des Bahnstreiks noch vom Bahnhof in Neckargemünd abfahren. Foto: A. Dorn

Zurück zum Neckargemünder Bahnhof: Zu viele Ausfälle hatte es in den vergangenen Monaten und Jahren gegeben, als dass allzu großes Verständnis für diesen Streik herrschte. Allerdings zeigten sich nur sehr wenige Fahrgäste verärgert darüber. Für den Streik der Lokführer habe er Verständnis, meinte etwa Erich Zeller aus Neckargemünds Ortsteil Kleingemünd. Angesichts der steigenden Lebenskosten könne er die Forderungen gut nachvollziehen.

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Allerdings trage die Bahn seiner Meinung nach die Verantwortung, für entsprechende Ersatzzüge zu sorgen. Wenn es aufgrund des Personalmangels nicht möglich sei, dann sollte man sich Gedanken machen, wie man den Beruf entsprechend attraktiver gestalten kann, appellierte Zeller. Schließlich sei es unterm Strich kontraproduktiv für die Versuche, die Menschen für klimafreundlichere Mobilität zu begeistern, wenn andererseits regelmäßig Züge ausfallen.

Erich Zeller. Foto: A. Dorn

Sie warte bereits seit über 20 Minuten auf den Zug, sagte Melissa Frey: Nach den Angaben in der Bahn-App sollte er schon längst kommen, was aber nicht der Fall gewesen sei. Sie fahre jetzt wieder nach Hause und arbeite von dort aus dem Home-Office, erklärte sie. Glücklicherweise sei sie in der Situation, darauf ausweichen zu können.

Melissa Frey. Foto: A. Dorn

Indes wartete der in Neckargemünd wohnende Sergei Kalmykov auf einen Zug nach Heidelberg, da er dort einen Sprachkurs besucht, um Deutsch zu lernen: Für Menschen, die auf den Zug angewiesen sind, seien die Ausfälle alles andere als erfreulich, erzählte er. Er versuche jetzt auf den Bus auszuweichen. Ob das aber klappt und ob er noch pünktlich zu seinem Kurs kam, war ungewiss.

Eine Gruppe Schüler, die zur Bammentaler Elsenztalschule wollten, warteten derweil auf den Bus. Dass Züge und S-Bahnen gerade zur Stoßzeit zu Unterrichtsbeginn und -ende ausfallen, finden sie nicht in Ordnung, meinten Elias und Amir. Darauf hätte man Rücksicht nehmen können, fanden sie. Allerdings waren sie sich auch einig, dass sie an der Situation ohnehin nichts ändern konnten.

Richtig sauer war unterdessen ein Fahrgast, der regelmäßig auf den Zugverkehr angewiesen ist. Der Mann sagte: "Es kann nicht sein, dass die Bahn so dermaßen unzuverlässig ist und man nicht für entsprechend zuverlässigen Ersatzverkehr sorgt." Das sei für ihn eine "Katastrophe"...

Sergei Kalmykov. Foto: A. Dorn
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