"Heiße Socken" und Quitten-Essig
Erster Hirschberger Naturparkmarkt bot an 40 Ständen Regionales und Außergewöhnliches - Nicht jeder mit Besucherzahl zufrieden

Von Stefan Zeeh
Hirschberg-Leutershausen. "Ich komme mir vor wie auf der Großsaasemer Gassekerwe", befand gestern Landrat Stefan Dallinger bei seinem Grußwort zum ersten Hirschberger Naturparkmarkt rund um die Markthalle. Was den Landrat an die Kerwe im anderen Ortsteil Hirschbergs erinnerte, waren sicherlich die musikalische Darbietung von Franz Herb mit seinem Akkordeon und die Düfte von frisch zubereiteten Pilzen, Bratwürsten oder Kartoffelpuffern.
Im Gegensatz zur Kerwe handelte es sich allerdings nicht um die herkömmliche Bratwurst oder Pilzpfanne. Spezialitäten aus der Region wie etwa die Bratwürste von Lamm und Ziege von Helmut Mäffert aus Hirschberg brutzelten auf dem Grill, den Pfannen oder im Ofen. "Thaddäus im Bierteig" hatte die Kirchen-Käserei Sindolsheim im Angebot. "Das ist ein Camembert mit einem besonderen Bierteig", erläuterte Molkereifachfrau Ursula Krauth. Das dafür verwendete Bier wurde nach dem Champagnergärverfahren gebraut.
Direkt gegenüber der Markthalle, unter deren Dach zahlreiche Tische und Bänke aufgestellt waren, hatte der Stand der Käserei eigentlich einen idealen Platz. Doch ganz zufrieden war Käseverkäufer Lothar Beck nicht mit der Besucherzahl. "Es ist zwei, drei Grad zu kalt zum Hinsetzen", sagte er mit einem Blick auf den wolkenverhangenen Himmel und den nur etwa zur Hälfte belegten Sitzplätzen um die Mittagszeit. Recht zufrieden war dagegen Naturpark-Geschäftsführerin Cordula Samuleit. Die Gästezahl erreichte zwar bei weitem nicht diejenige von 5000 wie bei manch anderem Naturparkmarkt, dafür konnten die Besucher aber bestens an die rund 40 Stände herankommen, die Waren begutachten, probieren und kaufen.
Dabei gab es auch Ungewöhnliches zu bestaunen wie etwa die Vielzahl an Produkten, die sich aus Quitten herstellen lassen. Am Stand von Ellen Müller und Rainer Stadler gab es daher nicht nur Quittengelee zu erwerben. "Wir haben auch Marmeladen, Sirup oder Essig", berichtete Müller über das Angebot des "Quitten-Projekts", mit dem diese wunderbare Obstart erhalten werden soll. Produziert werden die Quittenprodukte in Sulzbach, wo die meisten der rund 450 Bäume des Projekts stehen. Das Quitten-Projekt ist ein Beispiel dafür, wie gleich mehrere Ziele des Naturparks Neckartal-Odenwald erreicht werden. "Der Naturpark steht für Kulturgeschichte, landschaftliche Vielfalt, Naturschutz und Tourismus", hatte Bürgermeister Manuel Just bei der Begrüßung gesagt. Und so sorgt die für einige Jahre fast in Vergessenheit geratene Quitte dafür, dass die Kulturlandschaft erhalten bleibt und ein Stück Kulturgeschichte bewahrt wird. Die Vermarktung von regionalen Produkten ist auch Klimaschutz, so Dallinger. Werden doch so die Transportwege der Ware erheblich verringert, und mit den Naturparkmärkten fördert man zudem den Tourismus.
Es gab aber nicht nur Kulinarisches zu kaufen. Am Stand von Karlheinz Schaller aus Ravenstein konnten Weihnachtsterne aus Holz erworben werden, und gleich nebenan bot Christa Haas aus Mudau Artikel für die bevorstehende kalte Jahreszeit an. "Für kalte Füße sind die Hot Socks zu empfehlen", riet sie ihren Kunden. Werden diese mit Leinsamen gefüllten Socken im Backofen aufgewärmt, sorgen sie für mollig warme Füße.



