Nach der Bürgermeisterwahl

Stimmung in Walldorf ist nach "Schlammschlacht" gespalten

Die Freude für Bürgermeister Renschler ist dennoch spürbar. Es gibt kritische Äußerungen über verlegte Bürgerfragen.

11.07.2021 UPDATE: 12.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Die Stimmung auf dem Walldorfer Rathausvorplatz war gespalten. Trotzdem übertönte das Klatschen der Menge, als der Wahlsieg Matthias Renschlers öffentlich wurde. Foto: Pfeifer

Von Sophia Stoye und Timo Teufert

Walldorf. Die einen stießen mit Sekt an, die anderen schienen ernüchternd: Die Stimmung auf dem Walldorfer Rathausvorplatz war gespalten. Dennoch war lautes Klatschen und Jubeln zu vernehmen, als klar wurde, dass der bisherige FDP-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat und Rechtsanwalt Matthias Renschler Walldorfs neuer Bürgermeister sein wird.

Mehrere hundert Walldorferinnen und Walldorfer verfolgten die Stimmenauszählung am Sonntag. Jedes Mal, wenn das Ergebnis von einem der insgesamt 13 Wahlbezirke bekannt gegeben wurde, verstummte die Menge und hörte gebannt zu. Als Renschlers Wahlsieg fest stand, fing der Musikverein Stadtkapelle Walldorf – wie auch schon beim ersten Wahlgang – an zu spielen.

Allerdings war ein Ereignis, das vergangene Woche ans Licht kam, auch am Sonntag noch Thema: 14 Bürgerfragen, die für die städtische Vorstellungsrunde vorgesehen waren, landeten nicht in der Lostrommel, sondern wurden im Rathaus verlegt. Zudem soll die Verwaltung den Fehler so lange verschwiegen haben, bis die Einspruchsfrist für eine Wahlanfechtung abgelaufen war.

"Wir werden deutlich über diesen Vorfall reden müssen", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Manfred Zuber gegenüber der RNZ. Er sei nicht davon überzeugt, dass die Fragen absichtlich verschleiert wurden, dennoch müsse das gelöst werden. Zu Renschlers Wahlsieg könne Zuber "keine Wertung abgeben", man habe mit diesem Ergebnis aber schon nach dem ersten Wahlgang gerechnet.

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"Es ist natürlich eine Enttäuschung", schilderte Mathias Pütz. Der Fraktionsvorsitzende der CDU hatte auf Parteikollegin Nicole Marmé als Bürgermeisterin gesetzt. "Wir standen bis zum Schluss hinter ihr." Zwar gratuliere man auch Matthias Renschler zu seinem Wahlsieg, insbesondere aber seiner Konkurrentin Marmé, die ein "beachtliches" Ergebnis erreicht habe. "Es ist eine vertane Chance", so Pütz weiter über Marmés Wahlniederlage. Trotzdem sehe man "alle Möglichkeiten für ein erfolgreiches Zusammenarbeiten" mit Bürgermeister Renschler.

"Wir hatten uns natürlich etwas anderes erhofft", sagte Maximilian Himberger (Grüne). Er glaubt, dass Renschler den großen Vorteil hatte, schon einmal kandidiert zu haben. "Herr Renschler hat im Wahlkampf viel versprochen und wir werden ihn daran in den nächsten Jahren messen", so Himberger, dessen Partei Marmé unterstützt hatte.

Wie die Umsetzung erfolge, hänge aber auch am Gemeinderat. "Es wird eine spannende Zeit und es ist gut, dass nach den Ereignissen jetzt erst einmal Sommerpause ist", so Himberger. Er hoffe, dass sich die Gemüter dadurch etwas abkühlen. Er macht aber deutlich: "Am Ende muss es um Walldorf gehen, nicht um persönliche oder parteipolitische Befindlichkeiten."

FDP-Stadtrat Günter Lukey zufolge sei es toll, wie es gelaufen ist. "Mit dem Wahlausgang bin ich hochzufrieden und kann eine gewisse Genugtuung nicht verbergen", erklärte er mit Blick auf die Diskussionen der vergangenen Woche.

Auch sein Parteikollege und der hiesige Bundestagsabgeordnete Jens Brandenburg freute sich "riesig" über das Ergebnis: "Heute ist ein guter Tag", sagte er. Matthias Renschler wünsche er viel Erfolg, "in Walldorf steht viel an", so der Bundestagsabgeordnete.

Den Glückwünschen schloss sich Bürgermeisterkandidat Nedim Korkmaz an. Obwohl er sich ebenfalls aufstellen ließ, hatte er sich in den vergangenen Wochen für Renschler stark gemacht und ihm seine Unterstützung zugesagt. "Er ist ein Walldorfer – genau wie ich", begründete er seine Entscheidung. Zudem würden sich ihre Ansichten ähneln. Enttäuscht von seiner Wahlniederlage war Korkmaz nicht: "Ich habe mein Ziel erreicht: An die Jugend herantreten und zeigen, dass das jeder machen kann, wenn man den Mut und Willen zeigt."

Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann erklärte, dass er weder Marmé noch Renschler im Vorhinein gut gekannt habe. Deshalb hatte er keinen Favoriten. "Ich freue mich auf die Zukunft", sagte er weiter, "ich glaube wir bekommen mit Herrn Renschler Kontinuität in der Zusammenarbeit". Schließlich sei Wiesloch durch die gemeinsamen Projekte mit Walldorf mehr verbunden als mit anderen Gemeinden "im Sprengel". Aber auch Oberbürgermeister Elkemann kommentierte das Geschehen vergangener Woche: "Mich hat diese Schlammschlacht beunruhigt und betrübt."

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