Nach Sparkassen-Aus

Malsch hat auch keine Apotheke mehr

Seit Samstag ist die Letzenberg-Apotheke geschlossen. Eine Rezept-Sammelstelle ist nicht möglich.

18.03.2021 UPDATE: 19.03.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Zwar trägt die Bushaltestelle noch ihren Namen, aber die Apotheke in Malsch hat inzwischen geschlossen. Foto: Pfeifer

Von Sophia Stoye

Malsch. Die einzige Apotheke in Malsch hat geschlossen: Seit Samstag sind die Türen der Letzenberg-Apotheke zu. Bürgerinnen und Bürger, die Rezepte einlösen wollen oder Medikamente brauchen, müssen nun zusätzliche Wege in Kauf nehmen. Die nächstgelegene Apotheke befindet sich in Mühlhausens Ortsteil Rettigheim, rund 1,5 Kilometer entfernt – ohne Auto gerade für ältere Menschen nicht leicht zu bewältigen.

Bürgermeistern Sibylle Würfel bedauert die Schließung der Apotheke, zumal auch die Sparkassenfiliale im Ort ihre Pforten schließen wird. "Es gab bereits einen Käufer für das Gebäude der Apotheke, der der Hauseigentümerin alles angeboten hat", berichtet Würfel. "Aber dann ist die Frau abgesprungen." Nun möchte sie weder verkaufen, noch könne oder wolle sie die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur stemmen. "Und ein Mieter ist dazu sicher auch nicht bereit", meint die Bürgermeisterin.

Die 87-jährige Hauseigentümerin bestätigt auf RNZ-Nachfrage die aktuelle Situation: "Ich weiß noch nicht, was mit dem Gebäude passiert, das hängt davon ab, wie alt ich werde." Denn nach ihrem Tod wolle sie das Haus ihren Kindern überlassen, bis dahin bleiben die Räumlichkeiten der Apotheke wohl erst einmal leer. Thomas Heidt, der Apotheker, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Wieso er den Mietvertrag kündigte, der nach Angaben der Hauseigentümerin noch eine Laufzeit von zehn Jahren gehabt hätte, wisse die 87-Jährige nicht.

"Es schließen immer mehr Apotheken", schildert Peter Berthold von der Landesapothekerkammer. "Es kommen immer weniger Apotheker von den Universitäten und man muss bei der Selbstständigkeit viel beachten", so Berthold weiter. Die gesetzlichen Auflagen seien sehr streng und der Verwaltungsaufwand sehr hoch. "In der Industrie verdient man bei einer 40-Stunden-Woche sicherer und man muss sich nicht an die gesetzlichen Ladenöffnungszeiten halten", erklärt er weiter. Interessenten für die Letzenberg-Apotheke haben sich laut Berthold noch nicht gemeldet.

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"Über eine Nachfolge haben wir keine Informationen erhalten", schildert außerdem eine Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Dort muss nämlich jeder Apotheker und jede Apothekerin vor einer Übernahme oder Eröffnung eines Geschäfts eine Betriebserlaubnis beantragen. So etwas liege nicht vor, somit bleibt Malsch erst einmal ohne Apotheke.

Das Bedauerliche dabei: "Normalerweise kann für Gemeinden, die abgelegen sind, zumindest eine Rezeptsammelstelle eingerichtet werden. Dafür darf sich im Umkreis von vier Kilometern keine andere Apotheke befinden", erklärt Berthold. Im Fall von Malsch befinde sich die nächste Apotheke aber im benachbarten Rettigheim – mit 1,5 Kilometern zu nah, als dass eine Rezeptsammelstelle eingerichtet werden könne.

Zudem gestaltet es sich Berthold zufolge einfacher, eine bereits vorhandene Apotheke zu übernehmen als eine neu zu eröffnen. "Bei einer Übernahme entspricht die Apotheke bereits den gesetzlichen Bestimmungen, das ist bei einer Neueröffnung nicht der Fall."

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