Gegen den Hundehalter wird nun ermittelt (Update)
Freilaufendes Tier fügte drei Passanten Bisswunden zu - Polizisten schossen Kampfhund nieder

Der Einsatz der Polizei endete auf dem Kundenparkplatz der Weinheimer Volksbank. Eine Tierärztin schläferte den angeschossenen American Staffordshire Terrier ein. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Schüsse in der Weinheimer Innenstadt: Polizeibeamte haben am Mittwochmittag in der Bismarckstraße von ihren Dienstwaffen Gebrauch gemacht - und das Feuer auf einen freilaufenden Kampfhund eröffnet. Der American Staffordshire Terrier hatte drei Passanten angegriffen. Dabei erlitten ein Mann und zwei Frauen im Alter von 16, 35 und 63 Jahren Bisswunden. Die Verletzten wurden noch am Ort des Geschehens versorgt und dann in eine Klinik gebracht. Nach Angaben eines Polizeisprechers handelte es sich um keine schwerwiegenden Verletzungen.
Der erste Notruf ging um 11.16 Uhr bei der Polizei ein. In den Minuten danach hätten mehrere weitere Anrufer gemeldet, dass ein freilaufender Kampfhund auf Menschen losgehe. Das zwei Jahre alte Tier habe sich auch beim Eintreffen der Beamten aggressiv verhalten, heißt es im Polizeibericht. Zunächst hätten die Polizisten versucht, es einzufangen - vergeblich.
Laut Polizei war es 11.43 Uhr, als Beamte in der Bismarckstraße auf den Hund schossen. Das Tier wurde schwer verletzt. Schließlich erlöste eine Tierärztin den Hund von seinen Leiden und schläferte ihn ein. Der 27 Jahre alte Hundehalter soll gegenüber der Polizei erklärt haben, dass sich das Tier von seinem Halsband befreit habe und dann losgestürmt sei. Wie sich der American Staffordshire Terrier befreien konnte, ist noch unklar.
Weiteren ersten polizeilichen Erkenntnissen zufolge hatte der Hund einen Wesenstest abgelegt, in Hessen. Hintergrund: In dem Nachbarland, aber auch hier definiert der Gesetzgeber American Staffordshire Terrier "grundsätzlich als besonders gefährlich und aggressiv": eben als Kampf- oder Listenhunde. Ihre Haltung unterliegt starken Beschränkungen.
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Das muss allerdings nicht heißen, dass jedes einzelne Tier diese Eigenschaften besitzt. So weisen Liebhaber der betroffenen Terrier-Arten immer wieder darauf hin, dass es in erster Linie auf die Halter ankomme. Tatsächlich können Hundebesitzer ihre Tiere behördlichen Wesenstests unterziehen, bei deren Bestehen die Auflagen gelockert werden. Ob der 27-jährige Halter und sein American Staffordshire Terrier die Prüfung tatsächlich bestanden haben, konnte die Polizei am Mittwoch noch nicht sagen. Die Diensthundeführerstaffel des Polizeipräsidiums Mannheim hat die weiteren Ermittlungen gegen den Hundehalter übernommen. Es war am Donnerstag immer noch unklar, ob der 27 Jahre alte Hundebesitzer eine Erlaubnis für die Haltung des Tieres besessen habe, sagte ein Polizeisprecher. Außerdem wisse man nicht, weshalb der Hund keinen Maulkorb getragen habe und wie er sich aus seinem Halsband habe befreien können.
Nach Angaben eines Polizeisprechers steht der Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung im Raum. Die Polizei beschlagnahmte die sterblichen Überreste des Hundes. Das Tier kam ins "Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe". Der Tatort liegt in der Nördlichen Weinheimer Innenstadt. Mehrere Unternehmen und Einrichtungen sind in dem belebten Viertel ansässig, darunter die Volksbank Weinheim, auf deren Kundenparkplatz das verletzte Tier zusammengebrochen sein soll. Schräg gegenüber gibt es ein Ärztehaus, in dessen Erdgeschoss eine Ladenzeile ist. Einige Schritte weiter erreicht man eine der größten Schulen der Stadt: das Werner-Heisenberg-Gymnasium. Hier bekamen Schüler den Vorfall mit.
Im Schaufenster einer früheren Apotheke war am Mittwochmittag ein Einschussloch zu sehen, das von den Schüssen der Beamten stammen könnte. Auf dem Gehweg vor dem derzeit leer stehenden Laden war das Blut des angeschossenen Hundes, der hier zusammengesackt, dann aber noch auf den Parkplatz schräg gegenüber gerannt sein soll. Passanten erzählten der RNZ von hektischen Szenen und lautem Geschrei. "Der Hund war außer Rand und Band. Er hat einen meiner Nachbarn erwischt. Dann kamen aus allen Richtungen Polizeiwagen", so ein Augenzeuge: "Ein Polizist mit einer Maschinenpistole im Anschlag brüllte, dass alle weg müssen, weil scharf geschossen wird." Sicher ist, dass der Schusswaffengebrauch Ermittlungen nach sich zieht. "Das ist immer so, auch wenn sich der Waffengebrauch gegen eine Sache beziehungsweise ein Tier richtet", erklärte ein Polizeisprecher.
(Update: 25. Oktober 2018, 12.30 Uhr)