Kriminalprävention "ist ein wichtiger Standortfaktor"
Mitgliederversammlung mit Neuwahlen und Fachvorträgen des Vereins Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar in Mühlhausen

Mühlhausens Bürgermeister Jens Spanberger (li.) hieß den Verein Kommunale Kriminalprävention willkommen: (v.li.) Oberbürgermeister Heiner Bernhard (Weinheim), Maria Förster (Rechnungsprüferin), Bürgermeister Marco Siesing (Eschelbronn, Beisitzer), Geschäftsführerin und Kriminalhauptkommissarin Tanja Kramper, Polizeipräsident Thomas Köber (zweiter Vorsitzender), Landrat Stefan Dallinger (Vorsitzender), Marie-Luise Schwerdel (Schriftführerin), Stefanie Jansen (Schatzmeisterin) und Prof. Dr. Britta Bannenberg. Foto: Busse
Mühlhausen. (bus) Der Verein Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar setzt weiterhin auf sein bewährtes Führungsteam: Bei der Mitgliederversammlung im Bürgerhaus Mühlhausen wurde die komplette Vorstandschaft einstimmig bestätigt. Vorsitzender bleibt Landrat Stefan Dallinger, stellvertretender Vorsitzender Polizeipräsident Thomas Köber. Die Geschäftsführung liegt auch zukünftig in den Händen von Kriminalhauptkommissarin Tanja Kramper, Sozialdezernentin Stefanie Jansen bleibt Schatzmeistern, Schulrätin i.R. Marie-Luise Schwerdel Schriftführerin. Als Beisitzer fungiert Bürgermeister Marco Siesing, als Rechnungsprüferin Rechtsanwältin Maria Förster. "Das Team steht, wir können weiterarbeiten, vielen Dank für das Vertrauen", freute sich Dallinger.
Gegründet wurde der Verein vor 20 Jahren: "Wir machen im Jubiläumsjahr aber keinen großen Festakt, sondern führen zahlreiche Veranstaltungen durch", sagte Dallinger, der auf einen "engen Schulterschluss zwischen dem Landratsamt, den Kommunen und der Polizei" setzt. "Das ist der Markenkern unserer Zusammenarbeit. Wir sind überzeugt, etwas Gutes und Richtiges zu tun."
Geschäftsführerin Tanja Kramper, die das Amt vor einem Jahr in Nachfolge des Ersten Kriminalhauptkommissars Günther Bubenitschek übernommen hat, informierte in ihrem Rechenschaftsbericht darüber, dass die Entwicklung des Vereins mit mittlerweile 546 Mitgliedern sehr positiv sei, auch alle Städte und Gemeinden seien hier mit von der Partie.
Kramper konnte auf zahlreiche erfolgreiche Projekte wie die Prävention von Wohnungseinbrüchen durch eine wachsame Nachbarschaft (www.wachsame-nachbarschaft-rnk.de), Bürgerbefragungen zum Sicherheitsempfinden, den Heidelberger Opferfonds sowie die Initiative "Beistehen statt rumstehen" verweisen. Ein Projekt, das sich mit der religiösen Radikalisierung von muslimischen Jugendlichen beschäftigt, wird im Juni auf dem Deutschen Präventionstag in Dresden vorgestellt. Insgesamt wurden 63 Projekte gefördert. Am 26. Juni wird ein Medienfachtag im Palais Hirsch in Schwetzingen das Thema "Digitale Gegenwart junger Menschen" (www.digital-bildung-praevention.de) in den Mittelpunkt stellen.
Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard widmete sich in seiner Rede "Kommunale Kriminalprävention als Chance" der diesbezüglichen Historie und berichtete aus seinen eigenen Erfahrungen. "Uns allen war klar, dass eine kommunale Kriminalprävention Arbeit machen wird, aber wir waren und sind davon überzeugt, dass sich das lohnen wird", so Bernhard, der von 1994 bis 2002 das Amt für öffentliche Ordnung in Heidelberg leitete. "Wichtig war uns generell der Blick auf die Bürgerschaft und deren Wünsche. Der Dialog mit den Bürgern ist von besonderer Bedeutung. Je konkreter solche Gespräche sind, umso erfolgreicher können Kommunen und Polizei arbeiten", so Weinheims Stadtoberhaupt. Auch die Durchführung von Sicherheitsbefragungen, "die Polizeipräsident Thomas Köber maßgeblich gepusht hat", hält er für sehr hilfreich. Bernhard: "Die Polizei kann vieles, aber nicht alles allein. Gemeinsam mit den Kommunen geht es besser. Sicherheit ist eines der wichtigsten menschlichen Bedürfnisse. Eine objektive und auch gefühlte Sicherheit ist die Basis für Wohlbefinden. Die Kriminalprävention ist auch ein wichtiger Standortfaktor."
Ehrengast der Mitgliederversammlung war die Rechtswissenschaftlerin Prof. Britta Bannenberg von der Justus-Liebig-Universität Gießen, die sich dem "Nutzen erfolgreicher Kriminalprävention" widmete. "Im Rhein-Neckar-Kreis ist es doch wunderbar, hier wird viel zu dem Thema umgesetzt. Eigentlich wissen Sie das alles. Wenn man in andere Bundesländer schaut, dann ist das nicht immer so", sagte die Kriminologin. Sie beleuchtete die Dimensionen der Kriminalprävention mit Blick auf Täter, Opfer und Situation und forderte dazu auf, Probleme auch beim Namen zu nennen. "Wenn es Probleme mit Flüchtlingen gibt, dann sprechen das manche nicht an, weil sie Angst davor haben, als rassistisch angesehen zu werden. Oder wenn in einer Schule mit Drogen gehandelt wird, dann will der Schulleiter das in einer größeren Runde nicht thematisieren, weil er befürchtet, dass daraus der Schluss gezogen werden könne, er habe seine Schule nicht im Griff."
Ohne eine fundierte Kriminalitätsanalyse sei aber jedes Projekt zum Scheitern verurteilt. Zudem müssten Maßnahmen an die regional vorhandenen Probleme angepasst werden. Mit Blick auf die grundsätzliche Überlegung "Wer macht was?" und vernünftige Präventionsmaßnahmen sei eine gemeinsame Analyse und Strategie notwendig. Auch innerhalb der Polizei selbst müsse mehr miteinander gesprochen, die interne Vernetzung verbessert werden. Bannenberg: "Die Angst von Bürgern vor Kriminalität muss ernst genommen werden. Man kann jedes Jahr die Bürger fragen: ’Fühlen Sie sich sicher? Wenn nein, warum und wo nicht?’ In Hanau haben rund 2000 Bürger an einer solchen Befragung teilgenommen und auf Probleme an speziellen Orten hingewiesen. Diesen Hinweisen muss man nachgehen, man darf diese wichtigen Informationen nicht verschenken."



