Zu wenig Anreize für den Umstieg
Allerdings hat der Kreistag zahlreiche hilfreiche Radverkehrsmaßnahmen beschlossen.

Wiesloch/Walldorf. (tt) Nach der Kritik des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und des Verkehrsclub Deutschland (VCD) an der Halbzeitbilanz des Mobilitätspakts Walldorf/Wiesloch, hatten die Projektpartner die Verbände am Mittwoch zu einem digitalen Austausch eingeladen. Zwei Stunden lang wurden die vier Vertreter des ADFC und zwei des VCD über den aktuellen Stand, insbesondere Ziele und Einzelmaßnahmen, des Mobilitätspakts informiert. Der ADFC hatte kritisiert, dass zu viele Maßnahmen im Straßenbau geplant seien, aber zu wenig Projekte, die die Menschen zum Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel bringen.
"Im Bereich des Radverkehrs wurden von den beiden Städten Walldorf und Wiesloch Radverkehrskonzepte beauftragt, im Rahmen derer zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs innerhalb der Städte entwickelt werden sollen", heißt es in einer Mitteilung des Regierungspräsidiums. Voraussichtlich ab diesem Sommer könne sich die Öffentlichkeit über unterschiedliche Formate an den zu entwickelnden Konzepten beteiligen. "Eine Umsetzung erster Maßnahmen ist ab Anfang 2022 geplant", heißt es.
Der Kreistag habe zudem das Mobilitätskonzept Radverkehr beschlossen, das zahlreiche Radverkehrsmaßnahmen rund um und im Wirtschaftsraum umfasse. "In einem nächsten Schritt wird es Abstimmungen zwischen dem Rhein-Neckar-Kreis und den zuständigen Baulastträgern geben, um die Umsetzung der Maßnahmen voranzutreiben", so das Regierungspräsidium.
Auch bei den vorgesehenen Radschnellwegen gehe es voran: "Aktuell ist für die geplante Radschnellverbindung Schwetzingen-Walldorf/Wiesloch eine Machbarkeitsstudie in Arbeit", heißt es. Erste Ergebnisse für mögliche Trassenkorridore werden im Herbst 2021 erwartet. Beim Radschnellweg Heidelberg – Walldorf/Wiesloch – Bruchsal bereite der Rhein-Neckar-Kreis die Machbarkeitsstudie für die weiteren politischen Beratungen vor.
"Ich hatte den Eindruck, unsere Kritik wird ernst genommen", sagte Daniel Niehoff vom ADFC auf RNZ-Nachfrage. Allerdings stünden die Kosten für den Fuß- und Radverkehr in keinem Verhältnis: "Die Projekte werden rein zahlenmäßig bewertet, nur 15 Prozent zählen zum Straßenbau. Sie sind aber wesentlich kostspieliger, als alles andere, was geplant ist und beeinträchtigen die Umwelt massiv", so Niehoff. Der Straßenbau sei eine Einladung, noch mehr Auto zu fahren, aber schaffe keine Anreize für den Umstieg. "Den großen Wurf, wirklich umsteuern zu wollen, erkenne ich deshalb nicht", so Niehoff.