Welche Vorteile bieten Mini-Supermärkte?
Kontaktloses Einkaufen könnte in Malsch Realität werden. Der "Teo"-Planer äußert sich zur Kritik.

Von Tobias Törkott
Malsch. Das kontaktlose Bezahlen im Supermarkt, etwa mit Karte, das ist keine Neuerung. Das kontaktlose Eintreten aber schon eher. In Malsch könnte ein solcher Supermarkt – ein Mini-Markt – entstehen. Die Bio-Kette Tegut mit Sitz in Fulda will in der Ortsmitte einen "Teo" aufstellen. Und in den Laden geht es per App oder per Scheckkarte.
Öffnen könnte der Markt in der Theorie immer: "Das Konzept ist 24/7", sagt Immocycle-Geschäftsführer André Geinitz, 24 Stunden an sieben Tagen der Woche. "Kundinnen und Kunden können jederzeit einkaufen gehen." Immocycle aus Mauer übernimmt für Tegut die Planung der möglichen "Teo"-Märkte. Diese kommen – bis auf Lieferung und Reinigung – ohne Personal aus.
2020 eröffnete Tegut den ersten Mini-Laden bei Fulda. Dort ist der Hauptsitz der Bio-Kette. Das Prinzip beim Einkauf ist, wie auch bei anderen kassenlosen Supermarkt-Konzepten – Aldi und Rewe wollen hier ebenfalls Fuß fassen – dasselbe: Kunden betreten den Laden per App oder Karte, scannen die Waren selbst, bezahlen und gehen wieder.
Kontaktloses Einkaufen sei gerade in Zeiten der Corona-Pandemie stark nachgefragt worden, so Geinitz. "In so einem kleinen Laden ist die Frequenz auch nie so groß wie in einem Supermarkt", spielt er auf die weniger als 50 Quadratmeter große Verkaufsfläche an. Generell soll "Teo" kein Konkurrenzangebot zu bestehenden Discountern sein, also kein Geschäft, um die Wocheneinkäufe zu besorgen, sondern eher für Spontaneinkäufe. "Das Angebot ist an den jeweiligen Standort angepasst", erklärt Geinitz. Discounter führen Geinitz zufolge etwa 10.000 Artikel, "Teo" nur etwa 1000. "Das sind vorwiegend Schnelldreher, also Artikel mit wenig Regalzeiten", erklärt der Immocycle-Geschäftsführer und zählt Obst oder Milch auf. "Überall dort, wo Leute leben und Arbeiten, macht ,Teo’ Sinn", findet Geinitz. Der Fokus liegt auf Bio-Lebensmitteln.
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Bisher gibt es nach Angaben von Immocycle sieben solcher "Teos" – bundesweit. Unter anderem soll auch in Lobenfeld, einem Ortsteil von Lobbach im Odenwald, ein Minimarkt entstehen. Dass "Teo" nach Malsch kommen soll, hat der Gemeinderat im September mehrheitlich mit acht Ja-Stimmen und fünf Nein-Stimmen befürwortet.
Dennoch gibt es auch kritische Stimmen. Bereits in der ersten Sitzung im Malscher Rat im Juli wurden mögliche Ruhestörungen durch Kunden oder den Lieferverkehr angesprochen, auch das Bebauen einer Fläche im Ortskern wurde kritisiert.
"Teo" soll in Modulbauweise entstehen, ohne feste Fundamente. Der Mini-Markt kann binnen weniger Tage auf- und abgebaut werden. Große Supermärkte wirken sich stärker aus: "Die Frequenz ist nicht vergleichbar", sagt Geinitz und nennt den entstehenden Verkehr und Parkplätze für 50 bis 100 Autos. In Malsch sollen auf dem angedachten Grundstück an der Ecke von Hauptstraße und Friedhofstraße nur zwei Stellplätze für Kundinnen und Kunden entstehen.
In einer Malscher Facebook-Gruppe gibt es zu einem Beitrag über "Teo" viele "Gefällt-Mir"-Angaben, aber auch Skepsis und harsche Töne: Mal werden Klimageräte an der Rückseite des Marktes kritisiert, die CO2 ausstoßen. Mal bekommt die Optik des Mini-Markts ihr Fett weg. Der Hauptkritikpunkt ist, wie auch bei der ersten Besprechung im Gemeinderat, die Konkurrenz für lokale Geschäfte: Das "Teo"-Sortiment sei so in Malsch schon mehrfach vorhanden, heißt es in einem Beitrag.
"Jeder Euro, der im ,Teo’ ausgegeben wird, schädigt unsere eigenen Geschäfte", argumentiert Manfred Six, Vorsitzender des örtlichen Bunds der Selbstständigen, in einem Brief an Bürgermeisterin Sibylle Würfel. Auch er hebt die seiner Ansicht nach schädliche und unnötige Konkurrenz zum Gewerbe in Malsch hervor, außerdem befürchtet er eine Belästigung der Anwohner durch die Geschäftigkeit bei "Teo" und kritisiert die Wahl des Standorts – die laut der Gemeindeverwaltung nicht wirklich eine Wahl war, da man nur über wenige passende Grundstücke verfügt. Six appelliert also an Würfel, sich dem Beschluss des Gemeinderats vom September zu widersetzen und den Vertrag nicht zu unterschreiben. Die Forderung wiederholte er in der jüngsten Gemeinderatssitzung – was die Bürgermeisterin ablehnte: "So funktioniert Demokratie nicht."
Geinitz hält der Kritik entgegen: "Teo" sei kein Konkurrent. "Keiner backt samstagmorgens Brötchen auf, wenn er zum Bäcker in den Ort gehen kann." Und zwei Pakete Wurst schadeten dem lokalen Metzger nicht. Auch wegen zwei verkaufter Flaschen Biowein müsse kein Hofladen oder Winzer schließen. "Der persönliche Kundenkontakt dieser Geschäfte ist deren Vorteil. Das ist ein Unterscheidungskriterium." Mit der Zeit sollen lokale Händler zudem im Mini-Markt gelistet werden. "Es geht bei ,Teo’ darum, etwas zu kaufen, was ich vergessen habe. Es gibt keinen großen Einkaufswagen, also auch keinen Wocheneinkauf."