Bücherei zieht erst einmal nicht um
Gemeinderat vertagt eine Entscheidung - Öffentliche Begehung des "Zehnkellers" geplant

Symbolfoto: dpa
Malsch. (oé) Eigentlich schien die Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung ganz harmlos zu sein. Aber ganz so war es dann doch nicht. Vor allem ein Punkt hatte in der Letzenberggemeinde ganz offenbar viele Bürger aufgeschreckt: der von der Verwaltung vorgeschlagene Umzug der Gemeindebücherei in die Räume der ehemaligen Gaststätte "Zehntkeller". Der Keller steht seit gut zweieinhalb Jahren leer und alle Versuche der Gemeinde, die Räume wieder an einen Gastronomiebetrieb zu verpachten, schlugen fehl. Daher die Idee, die Bücherei dorthin umziehen zu lassen und die Räume der Bücherei im ersten Obergeschoss des historischen Gebäudes anderweitig zu nutzen, etwa sie als Büroräume zu vermieten.
Entschieden wurde über diesen Vorschlag in der jüngsten Sitzung allerdings noch nicht. Denn der Gemeinderat plädierte einstimmig für eine Vertagung des Tagesordnungspunktes. Gestellt hatten den Vertagungsantrag die Freien Wähler vor Eintritt in die Tagesordnung, aber auch die Grünen und die CDU hatten noch jede Menge Klärungsbedarf. "Wenn die Freien Wähler den Antrag nicht gestellt hätten, dann hätten wir es getan", sagte CDU-Sprecher Robert Krippl.
Nach den Worten von Freie-Wähler-Sprecher Konrad Fleckenstein warf die Sitzungsvorlage der Verwaltung "mehr Fragen auf, als dass sie Antworten gab". Alternativkonzepte vermisste Fleckenstein ebenso wie konkrete Angaben zu den Kosten, etwa für die Umgestaltung des Obergeschosses. "Wir wissen nicht, was da auf uns zukommt." Bedenken hatte er auch wegen der Feuchtigkeit in den Kellerräumen, die den Büchern nicht zuträglich sei. Die Verwaltung hatte indes in ihrer Vorlage erklärt, dass die vorhandene Lüftungsanlage ausreichend sei und keine Entfeuchtungsanlage gebraucht werde.
Für Robert Krippl von der CDU war es mit der Vertagung allein nicht getan. Nun gelte es, die Hausaufgaben zu machen. Er verwies auf die entsprechende Expertise im zuständigen Fachbereich. Schließlich gebe es dort jemanden, der schon einmal eine Bücherei eingerichtet habe. Den sollte man mit ins Boot holen. Im Fokus sollte Krippl zufolge jedoch stehen, wie man den Zehntkeller wieder beleben könne. Hier gebe es genügend Potenzial und Ideen in Malsch. Offenbar seien durch die Sitzungsankündigung einige "wachgerüttelt" worden. Krippl empfahl, "in einer Art konzertierten Aktion alle an einen Tisch zu bringen".
Tanja Becker-Fröhlich (Grüne) regte zudem eine öffentliche Begehung des Zehntkellers mit interessierten Bürgern an, die man ihrer Meinung nach besser schon früher mit einbezogen hätte. Die Bürger hätten erst durch die Einladung zur Gemeinderatssitzung von den Plänen der Verwaltung erfahren.
Um einen "offeneren Umgang" und eine frühere Einbeziehung der Bürger hatte auch eine Besucherin in der Bürgerfragerunde zu Beginn der Sitzung gebeten. Die Veröffentlichung der Tagesordnung eine Woche vor der Sitzung sei extrem kurzfristig gewesen. Hier ließe sich die Kommunikation zwischen Rathaus und Bürgern sicherlich verbessern. Wie überhaupt das Thema "Umzug der Bücherei" nicht nur zu zahlreichen Anrufen bei den Fraktionen geführt hatte, wie diese berichteten, sondern offenbar auch viele Besucher in die Gemeinderatssitzung geführt hatte. Eine Bürgerin etwa fürchtete, dass der Umzug der Anfang vom Ende der Bücherei sein könnte. Ein Keller bleibe eben "immer ein Keller".
Bürgermeisterin Sibylle Würfel hielt dem jedoch entgegen, dass im "Zehntkeller" deutlich mehr Platz für die Bücherei sei als im Obergeschoss: Statt 118 sind es 153 Quadratmeter, mit der Küche sogar noch einmal 46 Quadratmeter mehr. Die Bürgermeisterin bekräftigte zudem unter Hinweis auf eine entsprechende Fachexpertise, dass die Belüftung ausreichend sei. Sie erinnerte auch an die vergeblichen Bemühungen, selbst über den Gaststättenverband, wieder einen Pächter für die Räume zu finden. Dies scheiterte nicht zuletzt an der fehlenden Außengastronomie. Zugleich zeigte sie sich offen für die Vorschläge aus dem Gemeinderat. "Ich gehe da absolut mit." Nun soll der Bürgermeisterin zufolge erst einmal eine offene Ortsbesichtigung des "Zehntkellers" mit interessierten Bürgern stattfinden.



