Gastronomen freuen sich auf den Neustart
Voraussichtlich ab Mittwoch dürfen unter bestimmten Regeln wieder Gäste vor Ort bewirtet werden - Die RNZ hat sich umgehört

Von Agnieszka Dorn
Nußloch/Leimen/Sandhausen. Die Tür zum Nußlocher Restaurant "Felderbock" ist geöffnet – noch sind keine Gäste drinnen, aber das wird sich in den kommenden Tagen ändern. "Wir schauen der Öffnung mit gemischten Gefühlen entgegen, freuen uns auf unsere Gäste aber sehr", sagt Jirka Ulke, der Manager des "Felderbocks". Nach einer fast siebenmonatigen Zwangspause darf die Gastronomie im Innen- und Außenbereich voraussichtlich am kommenden Mittwoch im Rhein-Neckar-Kreis öffnen. Entscheidend dafür sind die Inzidenzzahlen des Robert-Koch-Instituts, die im Rhein-Neckar-Kreis dem aktuellen Trend zufolge am Montag an sieben aufeinanderfolgenden Tagen je 100.000 Einwohner unter 100 liegen – womit ab Mittwoch Lockerungen in Kraft treten.
Die Auflagen sind strenger als vor dem "Lockdown" im November. Vorerst darf die Gastronomie von 6 bis 21 Uhr geöffnet sein – sollten die Zahlen innerhalb der nächsten 14 Tage sinken, ist auch eine Stunde länger möglich. Nur mit einem höchstens 24 Stunden alten negativen Schnelltest, einem Impfpass mit einer mindestens 14 Tage zurückliegenden zweiten Corona-Impfung oder einer Bescheinigung über eine in den vergangenen sechs Monaten überstandenen Corona-Infektion dürfen Gäste herein. Kontaktdaten müssen hinterlassen werden. Die RNZ hat sich bei Gastronomen in der Region umgehört, wie sie mit der Öffnung umgehen. Nicht alle waren darüber informiert. Andere wiederum gingen davon aus, dass man bereits am heutigen Samstag den Zahlen des Landratsamts nach öffnen darf.
"Wir haben die geplanten Öffnungsschritte verfolgt", erzählt Jirka Ulke vom "Felderbock". Ein "To-Go-Service" habe sich nicht rentiert, weil die frischen Lebensmittel, beispielsweise der Fisch, von einem Lieferanten extra aus Frankreich nach Bestellung geliefert werden. Zu groß war die Ungewissheit, ob die Ware umfänglich abgenommen wird oder verdirbt. Der "Felderbock" wird erst am 1. Juni mit einer kleinen Karte zunächst den Außenbereich öffnen, eine Woche später dann im Innenbereich. Das Restaurant möchte sich die Situation zunächst ansehen und schauen, ob die Inzidenzahlen stabil bleiben. Verzichtet wird zunächst auf Fassbier, die letzten Fässer mussten aufgrund des "Lockdowns" weggeschüttet werden. Nach der langen Schließung muss zunächst alles "hochgefahren" werden, von den Kühlschränken bis hin zum Ofen. Die Mitarbeiter wurden diese Woche über die geplante Öffnung informiert – vier der 14 Mitarbeiter hatten sich aufgrund der langen Schließung und der nicht ganz gewissen Zukunft der Branche zwischenzeitlich andere Stellen gesucht. Eine Corona-Schnelltestmöglichkeit vor dem Restaurant ist nicht geplant.

"Wir sind davon ausgegangen, dass wir bereits am Samstag öffnen dürfen", sagt Sali Alihajdaraj, Betriebsleiter des "Leimener Brauhauses" überrascht. So wie ihm ging es weiteren Gastronomen in Leimen und Sandhausen. Das "Brauhaus" hat für den Außenbereich schon alles gerichtet, Tische und Stühle stehen bereits. Zusammengestellt war auch schon die Einkaufsliste – aber durch den Feiertag war noch nichts bestellt. Auch dem "Brauhaus" sind Mitarbeiter aufgrund der langen Zwangspause abgesprungen, sie haben in anderen Bereichen Arbeit gefunden. Das "Brauhaus" jedenfalls freut sich schon sehr auf Gäste und kann die Öffnung kaum erwarten. Alihajdaraj hat mit Blick auf die Öffnung der Gastronomie wie berichtet ein kostenloses Drive-In-Corona-Schnelltestzentrum am Leimener Freibad errichtet. Für Gäste, die zu Fuß oder per Straßenbahn zum "Brauhaus" kommen, soll es zudem eine kleine Teststation vor dem Restaurant geben. Diese ist aber ausdrücklich nur für diese besonderen Fälle gedacht.
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Aydin Agbaba von der Nußlocher "Galerie" am Lindenplatz hingegen wurde von einem Gast über die Öffnung "informiert", erzählt er schmunzelnd. Der Gast wollte für den heutigen Samstag einen Tisch reservieren und ging davon aus, dass die Gastronomie wieder öffnet. Auch die "Galerie" blickt mit gemischten Gefühlen, aber voller Freude der Öffnung entgegen. Man befürchtet, dass die Inzidenzzahlen erneut steigen und man wieder schließen muss. Ungewiss sei zudem, wie viele Gäste kommen, weil sie sich testen lassen müssen. Die Vorbereitungen laufen für Mittwoch in der "Galerie" auf Hochtouren, ein Teil der Kühlschränke muss angeschaltet, Fassbier und Lebensmittel müssen bestellt werden. Der Außenbereich wird in den nächsten Tagen aufgebaut und alles im Innenbereich vorbereitet. Speisen zum Mitnehmen bietet das Restaurant weiter an. Corona-Schnelltests wird der gastronomische Betrieb nicht durchführen, Testmöglichkeiten gibt es in Nußloch am Seniorenheim Rheinblick und in der Olympiahalle.



