Ladenburger Einzelhändler schöpfen Zuversicht
Wochenend-Bilanz nach dem Ende der Schließungen fällt positiv aus

Von Axel Sturm
Ladenburg. Nach den Lockerungen für den Einzelhandel sind auch die Ladenburger Läden wieder optimistischer. Die Sprecherin des Bundes der Selbstständigen (BDS), Renate Henseler-Sohn, hat inzwischen sogar die Hoffnung, dass der Einzelhandel gestärkt aus der Krise hervorgehen wird. Auch von drohenden Betriebsschließungen habe sie noch nichts gehört.
"Die Menschen haben vier Wochen lang erlebt, wie es ist, wenn die Geschäfte geschlossen sind. Es ist kein Leben in der Stadt", meint Henseler-Sohn. Sie hofft, dass die Kunden dem lokalen Einzelhandel die Treue halten und nicht etwas ins Internet gingen, anderenfalls würde es eines Tages keine Geschäfte mehr in den Innenstädten geben. Für das Wochenende fällt die Bilanz der BDS-Sprecherin positiv aus. "Supergut" sei der Auftakt nach dem Ende der Ladenschließungen gewesen.
Auch für sie selbst. Henseler-Sohn bietet in ihrem Modehaus auch einen Hygiene-Verkaufsstand. Hier gibt es pünktlich zum Start der Maskenpflicht in Geschäften Masken zu kaufen, aber auch Desinfektionsmittel und Handschuhe, alles zu erschwinglichen Preisen. Wohnmobil-Reparaturspezialist Dietmar Schuff unterstützt Henseler-Sohn dabei, indem er über seine Kontakte die Schutzmasken besorgt hat. Sie wollten keine Geschäfte machen mit dem Verkauf, sondern würden es als Serviceleistung für die Kundschaft sehen, beteuern Schuff und Henseler-Sohn.
Elke Jung, Inhaberin von "Akzente – für ein schönes Zuhause", ist erleichtert, dass jetzt wieder Geld in die Kasse kommt. Allerdings ist ihr Lager noch voller Oster-Artikel. Die hat Jung bezahlt, Umsatz gab es aber keinen. "Diesen Verlust hole ich nicht mehr rein", so Jung. Bleibt ihre Hoffnung auf das Weihnachtsgeschäft. Auch Ilona Schneckenburger-Treffurt vom gleichnamigen Kosmetik-Institut hatte vor den Feiertagen ihr Lager voll, allerdings muss sie nicht um den Wertverlust ihrer Ware fürchten, denn saisongebunden ist diese nicht. Kosmetische Behandlungen sind zurzeit nicht erlaubt, lediglich die medizinische Fußpflege. "Ich habe noch nie gejammert, und das tue ich auch in der Coronakrise nicht", sagt sie – und glaubt fest daran, dass für den Handel schon bald ein Stück weit Normalität einkehren wird.
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Sehr gute Umsätze verzeichnete schon in den ersten Tagen die Inhaberin des Wäschegeschäftes "Creol", Ilona Lurz. Besonders bequeme Unterwäsche wurde nachgefragt. Manche Kundinnen hätten in der "bewegungslosen Zeit" doch gewichtsmäßig ein wenig zugelegt, schmunzelte Lurz, sodass eben neue, bequeme Wäsche gekauft wurde. Dies freute natürlich die Inhaberin, die es als "riesigen Glücksfall" bezeichnete, dass sie vor zwei Jahren mit ihrem Fachgeschäft von Mannheim in die Ladenburger Altstadt umgezogen ist: "Wäre ich noch in Mannheim, hätte ich die Krise nicht überlebt." Jetzt kann sie auch verkraften, dass die im Laden präsentierte Bademode erst mal kein Verkaufsschlager ist – weil nicht sicher sei, ob die Leute überhaupt in Urlaub fahren können und ob die Freibäder öffnen.
Gute Umsätze meldet auch "Elas Moden" am Marktplatz. Die Inhaberin Manuela Riebel ist dankbar, dass ihr die Kundinnen die Treue halten. Die Umsätze in den ersten Tagen waren stark, so schaut sie momentan mit Zuversicht in die Zukunft.
Auch die Buchläden haben wieder geöffnet. Anja Friede, Fachberaterin von "Seitenweise Bücher am Markt" hat festgestellt, dass die Leseratten nun ganz gezielt kaufen – keiner hält sich länger im Laden auf, als er muss. Die Coronakrise hat sich auch auf das Verkaufsverhalten niedergeschlagen.
Noch geschlossen die Gaststätten, die nur einen Liefer- und Abholdienst anbieten dürfen. Rainer Döringer von der "Backmulde" hat darauf verzichtet. Er nutzte die Zeit, um mit Partnerin Tanja Ruster das Lokal aufzuhübschen. So wurde beispielsweise die Holzterrasse gestrichen. Geöffnet ist jetzt auch wieder der angeschlossene Weinladen, wo Sommelier Döringer die ersten Kartons verkaufte. Auch Olivenöle und Feinkostwaren sind gefragt. Nun hofft der Backmulden-Chef, dass auch die Gastronomie bald wieder anlaufen kann. Und er setzt auf Unterstützung von der Stadt: Eine Ausweitung des Außenbereichs würde für das Sommergeschäft sehr helfen.



