Leimener Rathäuser werden saniert

OB zieht in die Peripherie

Stadt mietet sich in ehemaliger Sanofi-Zentrale in St. Ilgen ein - Schlagabtausch im Gemeinderat wegen der Mietkosten

04.05.2018 UPDATE: 05.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

Die ehemalige Deutschlandzentrale von Sanofi Pasteur MSD im Gewerbegebiet von St. Ilgen wird Übergangsrathaus. Foto: Alex

Von Thomas Frenzel

Leimen. Hans D. Reinwald erhält eine neue Amtsstube. Nach der Weinkerwe im September verlässt der Rathauschef die Stadtmitte und richtet sich in der Peripherie von St. Ilgen ein - in der Paul-Ehrlich-Straße. Mit dem Oberbürgermeister zieht auch das komplette städtische Hauptamt in die ehemalige Deutschlandzentrale des früheren Impfstoffkonzerns Sanofi Pasteur MSD. Schon ab Ende Mai, Anfang Juni werden dort, quasi als Vorhut, die Bediensteten der Amtsverwaltung St. Ilgen residieren. Der Hintergrund: Sowohl das frühere Rathaus von St. Ilgen als auch das historische Rathaus im Herzen von Leimen werden aufwendig saniert.

Mit überdeutlicher Mehrheit hatte der Gemeinderat - bei sieben Gegenstimmen - grünes Licht für den Umzug in die einstige Pharmazentrale gegeben, die von der Zapf Gewerbebau GmbH vermarktet wird. Dieser Sinsheimer Projektentwickler hat in der Region unter anderem auch das frühere Ortho-Clinical-Diagnostics-Areal am Neckargemünder Ortsausgang in Richtung Bammental unter seinen Fittichen.

Hintergrund

Die Innensanierung des historischen Rathauses in Leimen ist überfällig. Dies unterstrich Oberbürgermeister Hans D. Reinwald bei der jüngsten Gemeinderatssitzung und er nannte ein Beispiel: "Die Elektrik stammt teilweise noch aus dem

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Die Innensanierung des historischen Rathauses in Leimen ist überfällig. Dies unterstrich Oberbürgermeister Hans D. Reinwald bei der jüngsten Gemeinderatssitzung und er nannte ein Beispiel: "Die Elektrik stammt teilweise noch aus dem Kaiserreich." Formal ging es um die - einstimmig erfolgte - Ermächtigung der Verwaltung, die Sanierungsarbeiten auszuschreiben und an den annehmbarsten Bieter zu vergeben. Neben der Elektrik geht es auch um Brandschutz und um die Bodenbeläge.

Billig wird die Sanierung nicht. Sie wird auf rund 1,3 Millionen Euro geschätzt. Laut OB ist mit einem Zuschuss von über 50 Prozent durch das Landessanierungsprogramm zu rechnen, auch wenn dieses 2019 endet. Wichtig sei, dass vorher begonnen werde. Zudem gäbe es Signale aus Stuttgart, dass das Zuschussprogramm verlängert würde.

Baubeginn soll nach der Kerwe im September sein. Reinwald rechnet mit einer Bauzeit "von etwa einem Jahr". Da es sich um eine Innensanierung handle, erwartet er keine größeren Beeinträchtigungen im Umfeld des Rathauses. (fre)

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Im ehemaligen Sanofi-Gebäude wird die Stadt voraussichtlich ab September das gesamte erste Obergeschoss anmieten. Diese rund 900 Quadratmeter sind nach Worten von Pressesprecher Michael Ullrich dank eines Aufzugs barrierefrei und voll möbliert, sodass lediglich die wichtigsten Akten mitgenommen werden müssen. Alles in allem sollen Ullrich zufolge - OB inklusive - 33 städtische Bedienstete hier eine vorübergehende Arbeitsstätte finden. Wobei das "vorübergehend" für die Meisten zunächst auf ein Jahr geplant ist, sich aber durchaus noch verlängern könnte.

Dem Anmiet- und Umzugsbeschluss war im Rat ein heftiger Schlagabtausch vorangegangen. Eingeläutet worden war dieser bereits in der Bürgerfragestunde. Der FDP-Vorsitzende Alexander Hahn und Sprecher der Bürgerinitiative "Festhalle - Nein!", die bekanntlich per Bürgerbegehren erfolgreich eine Hotelbebauung am innerstädtischen Rathausplatz verhindert hatte, brachte das Thema aufs Tapet. Kernaussage: Die Anmietung des Sanofi-Gebäudes ist zu teuer, für die Sanierungsdauer der beiden Rathäuser sollten besser stadteigene Immobilien - darunter der alte Sitz der Technischen Betriebe Leimen (TBL) - genutzt und der so gesparte sechsstellige Betrag in zusätzliche Stellplätze der zukünftigen Tiefgarage am Rathausplatz investiert werden. Diesen Ball griff nicht allein Ralf Frühwirt (GALL) auf, der kein Problem darin erkennen konnte, wenn die meist selbstständig arbeiteten Abteilungen des Hauptamts an verschiedenen Lokalitäten untergebracht würden. Sein Vorwurf: Kostengünstige Alternativen zu Sanofi seien nicht geprüft worden, auch nicht wirklich das alte TBL-Gebäude.

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Klaus Feuchter (FDP) zerriss den abgelegenen Standort im Gewerbegebiet von St. Ilgen als im wahrsten Sinne wenig bürgernah. Die städtischen Mitarbeiter könnten durchaus im alten TBL-Haus zusammenrücken; sollten dort vorher Investitionen anfallen, so investiere man zumindest in eine stadteigene Immobilie. Da auch ihm bewusst war, dass es für diese Position keine Mehrheit gab, stellte Feuchter den Antrag, dass die komplette Sanofi-Etage erst zum Sanierungsbeginn des historischen Rathauses in Leimen angemietet wird - für die zuvor unterzubringenden Mitarbeiter der St. Ilgener Amtsverwaltung genüge das Anmieten von ein paar Räumen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

Seit 1841 Rathaus von Leimen: das um 1800 errichtete Palais Seligmann. Foto: Frenzel

Die Sanofi-Befürworter - allen voran der Oberbürgermeister - wiesen die FDP-GALL-Kritik massiv zurück. Fünf mögliche Ausweichquartiere seien intensiv geprüft worden, die einstige Firmenzentrale habe sich als die geeignetste erwiesen. Reinwald verwies auch auf eine Zusage des Regierungspräsidiums, wonach die monatliche Kaltmiete von rund 6300 Euro durch das noch laufende Sanierungsprogramm zur Hälfte bezuschusst werden würde; das gelte auch für die Umzugskosten. Im Übrigen trage er als OB die Verantwortung für effektive Arbeitsabläufe und könne deshalb eine Zersplitterung der Verwaltung nicht verantworten.

Die gemeinderätliche Mehrheit sah dies genauso. Richard Bader (CDU) verwies auch auf die Fürsorgepflicht, die gegenüber den Mitarbeitern besteht: Die alten TBL-Räume seien nicht zumutbar, deshalb habe man ja für die Stadtwerke ein neues Verwaltungsgebäude errichtet. Peter Sandner (SPD) stand - mit Blick auf die in Aussicht gestellte Bezuschussung - voll und ganz hinter der Sanofi-Anmietung. Gleichzeitig brachte er einen Shuttle-Bus ins Spiel, der für eine bürgerfreundlichere Anbindung sorgen solle. Rudolf Woesch (FW) äußerte sich wie gewohnt knapp und präzise: "Das frühere Sanofi-Gebäude erwies sich als die beste Lösung, auch aus finanziellen Gründen."

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