Hier kamen die Masken noch rechtzeitig an
Die Apotheker müssen den jetzt gratis verfügbaren FFP2-Schutz selbst beschaffen. Ein Leimener Pharmazeut verteilt auf Vertrauensbasis.

Von Lukas Werthenbach
Leimen. "Ich bin ja normalerweise sehr gut organisiert", sagt Apotheker Wolfgang Müller am Dienstagmittag schmunzelnd im RNZ-Gespräch, "aber jetzt haben Sie mich auf einem schwachen Fuß erwischt". Die Rede ist von FFP2-Masken, die seit gestern kostenlos für rund 27 Millionen Deutsche aus Corona-Risikogruppen in Apotheken verfügbar sein sollen. Laut einer Verordnung des Gesundheitsministeriums können über 60-Jährige und chronisch Kranke im Dezember drei Masken gratis erhalten. Doch wie der Inhaber der Leimener Turm-Apotheke erklärt, sind die Pharmazeuten selbst für deren Beschaffung zuständig. Und eine von Müller aufgegebene Bestellung über 1600 FFP2-Masken aus Belgien ließ wegen Problemen des Lieferdienstes auf sich warten – doch noch während des Gesprächs mit der RNZ konnte auch Müller aufatmen: Über einen anderen Weg trieb seine Kollegin 1000 Exemplare auf, die noch am selben Nachmittag in der Turm-Apotheke eintrafen.
Hintergrund
> Die Erstattung der Beschaffungskosten für die FFP2-Masken basiert laut dem Leimener Apotheker Wolfgang Müller auf dem sogenannten Nacht- und Notdienstfonds: "Dieser Fonds weiß, wie viele rezeptpflichtige Packungen in einer Apotheke
> Die Erstattung der Beschaffungskosten für die FFP2-Masken basiert laut dem Leimener Apotheker Wolfgang Müller auf dem sogenannten Nacht- und Notdienstfonds: "Dieser Fonds weiß, wie viele rezeptpflichtige Packungen in einer Apotheke abgegeben werden", so Müller. Diese Zahl der abgegebenen Arzneimittel wiederum gelte als "Maßstab" zur Ermittlung der jeweiligen Größe der insgesamt rund 19.000 Apotheken in Deutschland.
"Nun bekommt jede Apotheke einen Pauschalbetrag von 2,50 Euro pro abgegebener rezeptpflichtiger Packung – in der Hoffnung, dass dies am Ende reicht, um die abgegebenen Masken zu refinanzieren", erklärt der Leimener Apotheker weiter. Insgesamt stellt das Bundesgesundheitsministerium dafür 491 Millionen Euro zur Verfügung. Welcher Betrag laut Nacht- und Notdienstfonds der Turm-Apotheke dabei zusteht, will Müller nicht verraten. (luw)
"Man bekommt als Apotheker in diesen Zeiten in vielen E-Mails teilweise auch unseriöse Angebote zum Kauf von FFP2-Masken", erklärt Müller. So habe er bei einer vernünftig erscheinenden Offerte aus Belgien zugeschlagen – doch auch die 1000 spontan anderweitig bestellten Exemplare genügten zweifellos dem Standard, der in Europa an einem jeweils aufgedruckten "CE-Zertifikat" erkennbar ist.
Müller will den Politikern "keinen Vorwurf" machen angesichts der Tatsache, dass sich die Apotheken selbst um die Beschaffung der Masken kümmern müssen. Vielmehr lobt er den Schritt, die "Apotheken als systemrelevante Einrichtungen" mit der Verteilung zu betrauen.
Auch nicht besonders kritisch, aber durchaus als "finanziellen Blindflug" sieht Müller indes die Regelung, nach der die Bundesregierung den Apotheken die Beschaffungskosten für die Masken erstatten will (vgl. Extra). Zwar sei es angesichts dieses "Pilotprojekts" noch schwer abzuschätzen – aber Müller erwartet, dass einige Apotheken dadurch etwas zu viel Geld zurückbekämen und andere wiederum zu wenig. Im Einkauf koste eine FFP2-Maske derzeit zwischen zwei und vier Euro, sagt der Apotheker.
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Und wie wird nun sichergestellt, dass die Masken mit Schutzfunktion für den Träger nur an diejenigen verteilt werden, die das Gesundheitsministerium dafür vorsieht? "Das händeln wir großzügig" antwortet Müller, der "keine Erziehungspharmazie" betreiben will. Wenn jemand zu ihm komme, der jünger als 60 Jahre sei und von einer chronischen Krankheit berichte, verlange er keinen entsprechenden Beleg – dies sehe auch der Gesetzestext nicht vor. "Ich vertraue den Menschen." So sei auch nicht ausgeschlossen, dass jemand am selben Tag in mehreren Apotheken jeweils drei kostenlose FFP2-Masken erhalte ...



