Verkehrsminister blickt auf "schlechteste Straße im Kreis"
Winfried Hermann begutachtete die L600 zwischen Bammental und Gaiberg. "Wir können nicht alles auf einmal machen", sagt er.

Gaiberg/Bammental. (cba) "Wir streicheln ein totes Pferd" – dies sagte Matthias Fuchs, Leiter des Straßenbauamtes des Rhein-Neckar-Kreises, zu Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), denn dieser machte auf seiner Sommertour-Route, die ihn Richtung Mannheimer Buga führte, auch in der Region Station.
Das "tote Pferd" ist die Landesstraße L600 zwischen Bammental und Gaiberg. Die Straße beginnt an der Bundesstraße B45 und führt weiter Richtung Leimen. Zwischen Gaiberg und Leimen wurde sie saniert, den Abschnitt zwischen Bammental und Gaiberg nannte Fuchs "die schlechteste Straße des Rhein- Neckar-Kreises". Besonders im Waldbereich sei sie "miserabel".
Auch CDU-Landtagsabgeordeter Albrecht Schütte, der den Besuch des Verkehrsministers in die Wege geleitet hatte, sprach von der "kaputtesten Landesstraße in der Umgebung". Doch gab er zu bedenken, dass seit 2016 "schon einiges passiert", also im Land saniert worden sei. Die mit Abstand schlechteste Straße "damals" sei die Verbindung von Schönau Richtung Wilhelmsfeld gewesen. Sie wurde inzwischen saniert.
Bammentals Bürgermeister Holger Karl erwähnte in diesem Zuge die Sanierung der Friedensbrücke, die sehr geglückt sei. Auch Gaibergs Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel sowie Bammentals Hauptamtsleiter Oliver Busch waren beim Vor-Ort-Termin mit dem Minister dabei. Christopher Lehmann, Leiter der Straßenmeisterei Neckarbischofsheim, weiß ein Lied vom schlechten Zustand der L 600 zu singen. Vor allem im Winter. "Die Straße ist einfach fertig", stellte Lehmann fest und berichtete auch vom Ärger der Bürger: "Da ist inzwischen richtig Druck drin."
Straßenbauamtsleiter Fuchs insistierte, das Amt habe dem zuständigen Regierungspräsidium die Probleme im Laufe von mehreren Jahren gemeldet: "Aber wir sind bislang nicht zum Zuge gekommen." Die L 600 ist nicht im aktuellen Sanierungsplan vorgesehen.
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Vor langer Zeit hat das Land begonnen, mit technisch hoch ausgerüsteten Fahrzeugen den Zustand der Straßen zu erfassen. Aus diesen Daten werde ein fünfjähriger Sanierungsplan erstellt, aus dem die kaputtesten Strecken der insgesamt rund 10.000 Kilometer Landesstraßen ermittelt werden, führte der Verkehrsminister aus. "Es ist nur blöd, dass es so viel mehr Straßen gibt, die in einem schlechten Zustand sind, als wir in fünf Jahren finanziell und personell schaffen."
Es gebe viele Straßen, die offenkundig nicht gut sind, und die trotzdem nicht im Sanierungsplan berücksichtigt wurden. "Wir können nicht alles auf einmal machen", gab Hermann zu bedenken. 2025 starte ein neuer Sanierungsplan.
Markus Kübler vom Verkehrsministerium ergänzte, dass die Strecken nun in beide Fahrtrichtungen befahren worden seien, "um einen noch besseren Blick auf die Dinge zu erhalten". 800 Kilometer Landesstraßen würden pro Zyklus in einem Sanierungsplan organisiert. Dieser gelte dann über einen Zeitraum von vier Jahren. Fuchs bestätigte die "personellen und finanziellen Engpässe", merkte an, dass es eine enge Zusammenarbeit zwischen Straßenbauamt und Baureferat gebe und machte den Vorschlag, "diese Strecke für das Baureferat zu machen – vollumfänglich". Fuchs bot Unterstützung und "Manpower" an: "An dem soll es nicht scheitern." Hermann hielt dies "für einen guten Hinweis".
Der Minister sprach die erschwerten Bedingungen durch Starkregenereignisse und häufige Temperaturwechsel an, die ein Stresstest vor allem für Straßen ohne ausreichend konzipierten Unterbau, also ohne systematischen Bau, seien. Straßen also, die sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt haben, vom einstigen Fuß- zum Ochsenkarrenweg bis zur heutigen Autostrecke. "Sie sind nie sauber gebaut worden. Und wir merken jetzt, dass diese Straßen oft beschädigt werden." Sie müssten nun "von Grund auf neu gebaut werden, und das ist verdammt teuer". Hermann bekannte zudem: "Das frisst gerade viel Geld." Auch die Brückensanierungen seien ein immenser Kostenfaktor. "Wir werden den Sanierungshaushalt deutlich erhöhen müssen", sagte Hermann. Schütte erwähnte in diesem Zusammenhang die Inflationsrate: "Wir müssen bis zu 40 Prozent drauflegen, damit wir so viel Geld haben wie vorher."
Hermann hielt die L 600 für "nicht ganz schlimm" und ergänzte: "Ich kenne viele Straßen im Land." Er versprach, die Strecke in der nächsten "Zustandserfassungsbestimmung" aufzunehmen. Er räumte ein: "An machen Stellen muss man langsam fahren. Wenn es regnet, wird es da gefährlich."
Der Leiter des Straßenbauamtes ließ nicht locker: "Aus unserer Sicht wäre Handlungsbedarf dringend geboten. Wir können unsere Hilfe anbieten."