Hochwassersperrtor eröffnet
Nach zehn Jahren ist das Bauwerk nun endlich fertig geworden.

Von Axel Sturm
Ladenburg. Was lange währt, wird endlich gut. Mit diesem Bonmot könnte man die Eröffnung des Hochwassersperrtors zwischen Ladenburg und Ilvesheim beschreiben. Denn nach schier endlosen Jahren des Planens und Bauen war es am Montag endlich so weit: Das Bauwerk wurde offiziell eingeweiht.
Als das inzwischen abgerissene Hochwassersperrtor zwischen Ladenburg und Ilvesheim 1931 in Betrieb genommen wurde, waren Begriffe wie Klimawandel oder Jahrhunderthochwasser noch nicht existent.
In den 1930er-Jahren waren Eisgänge die großen Probleme, denn die Eisschollen im damals regelmäßig zugefrorenen Neckar türmten sich meterhoch vor den Kommunen Edingen-Neckarhausen, Ladenburg und Ilvesheim auf.

Damals dachten wohl die wenigsten daran, dass 100 Jahre später der Hochwasserschutz von elementarer Bedeutung sein würde. Starke Bebauungen im Uferbereich mit den entsprechenden Versiegelungen, fehlende Hochwasserabflussflächen entlang des Neckars, aber auch häufig auftretender Starkregen sind Ursachen, weshalb der Neckarpegel schnell ansteigen kann.
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Als 2006 starke Schäden am Hochwassersperrtor festgestellt wurden, war ein Ersatzbau unabdingbar, um Menschen, Umwelt, Gebäude und Betriebe entlang des 7,5 Kilometer langen Neckarkanals zuverlässig vor Überschwemmungen zu schützen.
"Wir haben jetzt mit der Fertigstellung eine Sicherheitsgarantie für die Gemeinde Ilvesheim, die Stadt Ladenburg sowie den Mannheimer Stadtteil Feudenheim erhalten", sagte Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz, der sich ebenso wie sein Amtskollege Andreas Metz (Ilvesheim) über den erfolgreichen Abschluss der "unendlichen Geschichte" freute.
Bereits 2006 wurde eine Machbarkeitsstudie für das Bauwerk erstellt. Die Genehmigung für den Neubau des Sperrtors wurde allerdings erst 2013 erteilt. Weitere zehn Jahre später wurde nun Einweihung gefeiert. Beim Ladenburger Bürgermeister verursachte der Termin gleich doppelte Freude.
Zum einen sei der Hochwasserschutz nun gewährleistet, denn das Tor schützt die Kommunen vor einem Extremhochwasser, das laut Statistik alle zwei Jahre vorkommen kann. Zum anderen sei nun bald die "lästige Ampelregelung" vor der Baustelle vorbei, die im Berufsverkehr für längere Staus und Ärger gesorgt hatte.
Bis die Ampeln abgebaut werden können, dauere es allerdings noch etwas, denn kleinere Restarbeiten müssten noch erledigt werden. Schmutz bekräftigte, dass die Bürger gewohnt seien, in Sicherheit zu leben. Für das Projekt mussten sehr viel "Zeit, Geld, Know-how und Engagement" investiert werden.
Der Bund investierte für die Absicherung des Neckarteilstücks 31,6 Millionen Euro. Allein 25 Millionen flossen in den Bau des Sperrtors – sechs Millionen Euro verschlangen die Planungskosten.
Dass es sich beim Sperrtor Ladenburg/Ilvesheim um ein "beispielgebendes Projekt handelt", ergänzten Klaus Michels vom Wasserstraßen-Neubauamt Heidelberg und Thomas Rosenstein vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, denn das eingeweihte Bauwerk in der Metropolregion soll kein Unikat sein.
Zwei weitere Hochwasser-Sperrtore sollen noch oberhalb von Heilbronn gebaut werden. Die beim hiesigen Bau gewonnene Erfahrung helfe dabei sehr. Eine solche Baustelle unfallfrei abzuwickeln, sei ein logistisches Meisterwerk, meinten die Experten.
Für den Einbau des 230 Tonnen schweren, acht Meter hohen und 48 Meter breiten Sperrtors wurden Spezialkranschiffe aus Holland angefordert, die die Metalltore Zentimeter für Zentimeter in die vorbereiten Betonhalterungen hoben.
Nach seinem Dank – auch im Namen von Ilvesheim und der Stadt Mannheim – an die beteiligten Akteure, hoffte Bürgermeister Schmutz, dass in den stark verdichteten Ballungsräumen die Folgen von Hochwasser zumindest kontrolliert werden können.
Klar müsse aber auch sein, dass das neue Tor Hochwasserereignisse nicht verhindern wird. "Die Wetterextreme werden sich weiter verstärken, wie Wetterexperten wegen des Klimawandels prognostizieren." Die Schutzmaßnahmen seien heute aber wesentlich besser geworden, meinte Schmutz. Spätestens seit der Katastrophe vor zwei Jahren im Ahrtal erhält der Hochwasserschutz auch in Deutschland eine höhere Aufmerksamkeit, denn Fakt sei, dass wenn solche Ereignisse eintreten, gewaltige Schäden die Folgen sind.
"Wir sind glücklich, erleichtert und dankbar mit dem Ergebnis eines Projekts, das uns und vielen weiteren Generationen die Sicherheit und den Schutz bietet, an den wir uns so lange schon gewöhnt haben", brachte es Schmutz auf den Punkt, um danach symbolisch den Hochwasserschutzschlüssel entgegenzunehmen.