Ladenburg

Wasserturm ist höchstens "Liebhaberprojekt"

Geschäftsführung der Firma "BW-Projektentwicklung"schließt Wirtschaftlichkeit aus - Dennoch Gespräche mit Bürgermeister Schmutz

05.11.2017 UPDATE: 06.11.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Einen "extrem hohen Investitionsbedarf" sehen Sven Witteler und Sabrina Burkhardt von der Schriesheimer Firma "BW-Projektentwicklung" im Wasserturm. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. In die Diskussion um eine sinnvolle Nutzung des Ladenburger Wasserturms kommt wieder Bewegung: Das Thema war laut RNZ-Informationen Gegenstand mehrerer Gespräche zwischen Bürgermeister Stefan Schmutz und der Schriesheimer Baufirma "BW-Projektentwicklung". Seit 16 Jahren tut sich nichts am beliebten Wahrzeichen der Römerstadt. Vor drei Jahren krachten erste Putzstücke vom Turm auf den Boden, der städtische Bauhof sicherte den Bereich um das Gebäude mit einem Bauzaun.

Sabrina Burkhardt und Sven Witteler von "BW-Projektentwicklung" bestätigten jetzt auf RNZ-Anfrage, dass man sich Gedanken mache, wie der Turm künftig genutzt werden kann. "Wenn wir der Stadt Ladenburg helfen können, dann tun wir das gerne", meinte Witteler. Er sei vom Bürgermeister angesprochen worden, ob er eine Idee habe, um das Problem zu lösen. Schließlich hat der Bauunternehmer einen großen Erfahrungsschatz im Bereich der Renovierung historischer Gebäude. In Heidelberg hat die BW-Projektentwicklung mehrere denkmalgeschützte Gebäude wieder "aufgemöbelt", auch die Renovierung des Hauses des ehemaligen Ladenburger Vorschussvereins in der Bahnhofstraße ist sehr gelungen.

"Uns macht es eigentlich Freude, sich mit historisch wertvollen Bauwerken zu befassen. Wir sind Fans von solchen Renovierungen", so die beiden Unternehmer. Allerdings hätten sie derzeit zu wenig Kapazitäten, um sich intensiver um den Wasserturm zu kümmern. Nach dem Großbrand im Ladenburger Industriegebiet müssen sich die Projektentwickler erst einmal mit dem Wiederaufbau der abgebrannten Hallen auf dem ehemaligen Total-Gelände beschäftigen. Dennoch trafen sie sich mit Bürgermeister Schmutz und Eigentümer Karlheinz Erny zu einer Besichtigung des Wasserturms. Der hatte den Turm vor 16 Jahren von der Stadt zum symbolischen Kaufpreis von einer Deutschen Mark erworben, konnte sein ursprünglich vorgestelltes Konzept aber nicht umsetzen: Erny wollte im Wasserturm ein Museum für historische Tonträger eröffnen.

Die Vorstellungen des Seckenheimer Architekten lassen sich aus finanziellen Gründen aber nicht mehr verwirklichen, wie bei einem Stadtrundgang der SPD-Gemeinderatsfraktion mit Erny jüngst zu hören war (die RNZ berichtete). Danach nahmen die Diskussionen um den Wasserturm wieder an Fahrt auf, zumal auch der neue Bürgermeister Stefan Schmutz das Thema auf seine Agenda setzte.

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Mit Erny hat Schmutz bereits mehrere Gespräche geführt. Der Bürgermeister ist zwar offen für neue Lösungen, die wirtschaftlich tragfähig sind, wegen der finanziellen Probleme der Stadt allerdings nicht bereit, den Turm zurückzukaufen. Das könne er sich nur schwer vorstellen, sagte der Verwaltungschef vor wenigen Wochen auf RNZ-Anfrage. Mit der Rücknahme des Turms trüge die Stadt wieder die Verantwortung für den baulichen Zustand des 1903 erbauten Wasserturms. Investitionen in Höhe von mehreren 100.000 Euro stehen wohl an, um ein sinnvolles Konzept verwirklichen zu können.

"Der Turm wird nie wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden können", legte sich Sven Witteler bereits fest, was aber nicht heißen solle, dass das Projekt uninteressant sei. "Wir werden uns mit dem Thema weiterhin beschäftigen", sprachen die beiden von einem interessanten "Liebhaberprojekt". Eine Wohnnutzung, wie sie im Wallstadter Wasserturm umgesetzt wurde, schließt Ingenieurin Burkhardt in Ladenburg aus: Die zu geringe Fläche der Zwischenetagen gäbe eine Wohnnutzung nicht her. Da der stählerne Wassertank an der Spitze des 40 Meter hohen Turms noch eingebaut ist, gebe es auch hier keine Möglichkeit für einen Wohnbereich. Witteler und Burkhardt sehen daher einen "extrem hohen Investitionsbedarf". Für Investoren, die Kapitalerträge erzielen wollen, sei das Projekt nichts.

Trotzdem sei es nicht ausgeschlossen, dass sich ein Liebhaber findet, der Interesse zeigt, den Wasserturm museal oder gastronomisch zu nutzen. Dafür müssten sich aber auch die Entscheidungsträger am Ladenburger Ratstisch bewegen, die es bisher ablehnten, ein Teil des Grundstückes um den Wasserturm zu verkaufen. Nur so könnte ein tragfähiges gastronomisches Konzept mit einem attraktiven Außenbereich umgesetzt werden, sagte der Turminhaber Erny beim Stadtrundgang. Er selbst ist vorsichtig optimistisch, dass ein Investor gefunden wird. Die BW-Projektentwicklung wird wohl eher nicht dazu gehören. Es sollen sich aber weitere Investoren gemeldet haben, die sich mit dem Thema befassen wollen.

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