Vorerst doch kein Auto-Kino (Update)
Bürgermeister Schmutz hätte nichts dagegen - Interessent reichte die Kapazität auf der Festwiese nicht aus

Ladenburg. (stu) Mit den Gesprächen, ob in Ladenburg ein Auto-Kino auf der Festwiese installiert werden kann, war Bürgermeister Stefan Schmutz bereits auf der Zielgerade. Doch dann kam es kurz vor der Vertragsunterzeichnung doch noch zu einem "Filmriss". Dem Ludwigsburger Interessenten waren die Kapazitäten auf der Festwiese dann doch nicht ausreichend. Schmutz hatte angeboten, dass höchstens 150 Autos auf der Festwiese vor der Leinwand geparkt werden dürfen.
Mittlerweile haben in der Corona-Krise viele weitere Städte und Kommunen Interesse, ein Auto-Kino einzurichten. Weil Freizeitaktivitäten wie beispielsweise ein Kinogang oder ein Konzertbesuch wegen der Abstandsregelungen derzeit nicht möglich sind, werden machbare Alternativen gesucht. Für Schmutz zählt der Besuch von Auto-Kino-Vorführungen dazu. Die Anbieter suchen sich allerdings Standorte aus, die wirtschaftlich am interessantesten sind. Die Stadt Sinsheim will beispielsweise die Stadionparkplätze der TSG Hoffenheim nutzen, und am Heidelberger und am Mannheimer Neuen Messplatz sollen viele Hundert Fahrzeuge vorfahren. Schmutz sagte der RNZ, dass es aber weitere Interessenten gibt, die Interesse am Auto-Kino-Standort Ladenburg haben. Gespräche seien bereits terminiert. Schmutz ist daher optimistisch, dass es mit dem Freizeitangebot in der Coronazeit doch noch klappen könnte.
Update: 3. Mai 2020, 19.45 Uhr
Kommt bald ein Auto-Kino auf die Ladenburger Festwiese?
Von Axel Sturm
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Ladenburg. Bis in die 1970er Jahre gab es in Ladenburg zwei Kinos: die "Schloss-Lichtspiele" am heutigen Neckartor-Platz und das "Capitol" in der Bahnhofstraße. Die Anfrage eines Kinobetreibers könnte in Ladenburg nun ein neues Kinozeit-Alter einläuten – und dies in Coronazeiten. Bekanntlich sind wegen den gesetzlich vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen, um das Virus einzudämmen, auch alle Lichtspielhäuser in Deutschland geschlossen. Eine Lockerung ist derzeit nicht in Sicht, sodass ein großes Kino-Sterben immer wahrscheinlicher wird.
Einige Kinobetreiber gehen in der Coronakrise daher neue Wege. Sie erinnerten sich an die große Zeit der Auto-Kinos, die in den 1970er- und 1980er Jahren Hochkonjunktur hatten. Das System war genial. Filmfans fuhren mit dem eigenen Auto auf ein eingezäuntes Gelände, auf dem eine riesige Leinwand aufgebaut war. Auf markierten Parkflächen wurden die Autos abgestellt. Jeder Abstellplatz hatte eine eigene technische Station. Für den guten Ton wurde durch das Seitenfenster ein Lautsprecher ins Autoinnere gehängt. In kühlen Nächten sorgte im Autoinneren eine Standheizung, die an der Technikstation angeschlossen war, für wohlige Wärme. Dafür musste man eine Mark extra bezahlen. "Sparfüchse" nahmen lieber eine Decke mit, mit der man es sich mit der Liebsten auf der Rückbank bequem und warm machen konnte.
In der Region gab es ein Auto-Kino in Mannheim-Friedrichsfeld, das 19 Jahre, von 1968 bis 1987, direkt an der A 656 existierte. Die erste Ölkrise 1973 führte zum schleichenden Ende dieser Institution.
Wie die RNZ erfuhr, sind gleich mehrere Kinobetreiber an den Ladenburger Bürgermeister Stefan Schmutz herangetreten, um die Möglichkeit auszuloten, in Ladenburg kurzfristig ein Auto-Kino zu installieren. Auf Anfrage bestätigte Schmutz die Kontakte. Der Bürgermeister steht dieser Idee zunächst einmal aufgeschlossen gegenüber. Noch sei man in der Prüfungsphase, sagte Schmutz, der sich aber vorstellen kann, dass die Festwiese in Corona-Zeiten eine Autokino-Wiese wird. Baulich dürfte das keine Probleme bereiten, denn die Fläche hat einen festen Untergrund, der sogar dafür ausgelegt ist, dass Autos keinen Schaden anrichten.
Die Leinwand des Ladenburger Auto-Kinos soll im Bereich des Wasserturms befestigt werden. "Ein Auto-Kino kann die Corona-Sicherheitsanforderungen erfüllen. Kontakt mit anderen Besuchern – außer die Person, die mit im Auto ist – gibt es nicht", findet Schmutz die Idee "richtig spannend".
Der Bürgermeister wird täglich damit konfrontiert, dass die Menschen sich nach Normalität sehnen. Derzeit vermissen besonders junge Leute den Besuch von Konzerten, aber auch von Kinos. Konzerte sind in Coronazeiten erst einmal tabu, klassische Kinobesuche auch.
"Daher habe ich darüber nachgedacht, ob ein Auto-Kino auch in Ladenburg funktionieren würde", sagte Schmutz der RNZ. Die Experten aus der Kino-Branche meinen ja. Schmutz selbst prüft derzeit noch einige offenen Fragen, die er aber für lösbar hält: "Ich kann mir gut vorstellen, dass es klappen könnte."
Übrigens: Standheizungen und Lautsprecher für das Wageninnere braucht es heute nicht mehr. Der Filmton wird heute über das eigene Autoradio empfangen. In einigen Autokinos, die derzeit wie Pilze aus den Boden schießen, gibt es auch Snacks – aufgrund der momentanen Situationen jedoch zumeist nur nach Vorbestellung.