Ladenburg

Theaterinitiative feierte mit "Push Up 1-3" Premiere in Ilvesheim

Wenn die Karriere über allem steht: Weitere Vorstellungen in der Pflastermühle gibt es im Oktober.

29.09.2021 UPDATE: 30.09.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
CEO Angelika (Susann Beier, r.) und Abteilungsleiterin Sabine (Heike Ernst) streiten hemmungslos. Foto: Beckmann

Von Silke Beckmann

Ladenburg. Die Spitze der Karriereleiter fest im Blick: Wer ganz nach oben will, muss tough und sich stets selbst der Nächste sein. Wie sich das aufs Firmenklima auswirkt, erfuhren die Premierengäste der Theaterinitiative Ladenburg (TiL) bei deren Inszenierung "Push-Up 1–3" unter Regie von Jeanette Rosen in der gut gefüllten Ilvesheimer Mehrzweckhalle. Denn das Stück des Gegenwartsdramatikers Roland Schimmelpfennig spielt in einem großen internationalen Konzern, dessen sechs Mitarbeiter sich allesamt Aufstiegschancen ausrechnen – am besten direkt nach Delhi, um dort das neue Entwicklungszentrum zu leiten.

Doch noch befinden sie sich in Deutschland, unterstrichen auch durch das farblich klar strukturierte Bühnenbild in Schwarz, Rot oder Gold. So sind, jeweils unifarben, die drei Gegenspieler-Paare gekleidet, entsprechend auch ihr Büromobiliar gestrichen. Den ersten hitzigen Schlagabtausch in der satirisch überzeichneten Tragikomödie liefert sich die goldene Fraktion: Direktionsassistent Robert (Bahattin Korkmaz) stampft das von Marketingleiterin Patrizia (Nadine Adler) entwickelte Werbekonzept in Grund und Boden. Hemmungslos giften sie einander an und fallen sich gegenseitig ins Wort. Das nächste lodernde Wortgefecht liefern sich CEO Angelika (Susanne Beier) und die ehrgeizige junge Abteilungsleiterin Sabine (Heike Ernst): beide in Rot gekleidet, beide nicht auf den Mund gefallen, beide mit für sich klar definierten Zielen. Und schließlich die beiden Einzelkämpfer ganz in Schwarz: der einsam im Netz surfende Computerfreak Frank (Matthias Langholz) und Hans (Rainer Buchinger), der statt Vorruhestand die Herausforderung sucht, auf dem Hometrainer fit bleibt und sich gedanklich bereits in Delhi wähnt. Kommentiert wird das temporeiche Geschehen von zwei Security-Mitarbeitern, dem Trompete spielenden Heinrich (Alexander Sauer) und Maria (Gwen Schick).

In Aktion ist jeweils nur eines der konkurrierenden Paare, die anderen bleiben quasi eingefroren im Hintergrund. Das gilt auch für die monologischen Passagen, in denen die Einzelnen dem Publikum immer wieder Einblicke in ihr Inneres offenbaren. Denn Schwächen, Unsicherheiten, gar Gefühle haben zwar in der Interaktion keinen Platz. Aber wenn keiner zuhört, brechen sich die eigenen Geister Bahn.

Ob und wie Konflikte aufgelöst werden und wer letztlich tatsächlich den Weg nach Delhi antritt, wird an dieser Stelle nicht verraten. Kein Geheimnis ist dagegen, dass die Akteure mit diesem ausgesprochen textlastigen Stück, in dem es sprachlich bisweilen recht derb zugeht, eine tolle Leistung abgeliefert haben: pfiffige Wechsel, ausdrucksstarkes Agieren, überzeugendes Auftreten. "Schauspielerisch super", befand etwa Sarah Ottinger, die die Vorstellung gemeinsam mit ihrer Mutter Monika Ottinger besucht hatte. Beide spielen aktiv in der Theatergruppe des MGV Aurelia 1883 Ilvesheim, in der Mundart angesagt ist: "Für uns also eine Umgewöhnung." "Push-up 1-3" habe ihnen gefallen. Beeindruckt waren sie auch von der zu lernenden Menge an Text.

Auch interessant
Ladenburg: Der "Schmoller-Kreisel" ist eine echte Augenweide
Ladenburg: Wahlamt verschickte Unterlagen sogar nach Thailand
Ladenburg: BUND will Kindergruppe aufbauen
Ladenburg: Wie Schüler gern den Wasserturm hätten
FEG Ladenburg: Zum 30-jährigen Bestehen kamen sogar die Biker

Und so hörten die Akteure viel Applaus und bedankten sich ihrerseits bei Regisseurin Jeanette Rosen, Souffleuse Saskia Schumacher und Techniker Christian Gaber. VHS-Leiterin Melanie Dommel, froh, dass die TiL "nach langer, langer Zeit endlich wieder live" auftreten dürfe, überreichte einen Präsentkorb.

Ort des Geschehens

Info: In der Pflastermühle in Ladenburg spielt die TiL am 16. und 17. Oktober sowie 21. bis 24. Oktober (sonntags um 18 Uhr, ansonsten ab 20 Uhr). Karten sind bei der VHS (www.vhs-ladenburg.de) erhältlich.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.