Ladenburg

Schon die Römer kannten Wellness-Oasen

Eine Investition in die Erlebbarkeit: In Ladenburg wurde das Lobdengau-Museum mit einem Römergarten aufgewertet.

23.03.2022 UPDATE: 30.09.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 26 Sekunden
Auch bei Touristen ist das Lobdengau-Museum in Ladenburg beliebt. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. "Ich habe noch nie einen eigenen Garten gehabt, und jetzt habe ich an meinem Arbeitsplatz den schönsten Garten weit und breit", freut sich der Leiter des Ladenburger Lobdengau-Museums, Andreas Hensen. "Sein Garten" - damit ist der Römergarten auf der Terrasse des Museums gemeint - gehört freilich der Öffentlichkeit, und Hensen betonte, dass es sich in der Metropolregion um ein einzigartiges Objekt handelt.

In der Tat gibt es in der Region die unterschiedlichsten Grünanlagen. Park-Anlagen wie der Luisenpark in Mannheim, Schlossgärten wie in Schwetzingen und Heidelberg oder Schau- und Sichtungsgärten wie den Weinheimer Hermannshof. Einen Römergarten gibt es allerdings nur in Ladenburg, und es waren umfangreiche botanische Recherchen erforderlich, um den Garten so zu gestalten, wie ihn die Römer vor mehr als 1900 Jahren wohl auch in Lopodunum angelegt hätten.

Bei der Erschließung der Südstadt wurden bereits in den 1970er-Jahren einige römische Villen ausgegraben. Der legendäre Archäologe Berndmark Heukemes entdeckte hier das größte römische Theater nördlich der Alpen. Im römischen Lopodunum gab es Militäransiedlungen und Reiter-Kastelle mit vielen Hundert Legionären. Weil die Römer auf ihr gewohntes Essen nicht verzichten wollten, wurden in Amphoren Olivenöl, Wein oder scharfe Gemüsepulpen sowie Feigen und Datteln nach Süddeutschland gebracht.

Es gab aber auch Lebensmittel, die die Römer schätzten und die schon damals in unserer Region angebaut werden konnten. Getreide, Hirse, Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen und Linsen, Steckrüben, Kürbisse, Fenchel und Salate wie Endivien, aber auch Kräuter wie Salbei, Thymian oder Kreuzkümmel wurden in der Umgebung der Stadt, die 98 nach Christus gegründet wurde, geerntet.

Der jetzt angelegte römische Nutzgarten am Lobdengau-Museum wurde bereits im vergangenen Jahr eröffnet. Nun wurde auch der "Erholungsbereich" eingeweiht, denn schon die Römer wussten, was eine "Wellness-Oase" ist. Unter den schattigen Zitrus- und Olivenbäumen schuf man Bänke und Liegebereiche. In die Gärten wurden Kunstgegenstände wie Skulpturen und Säulen platziert. Aufwendig gestaltete, anspruchsvolle Fresken dokumentierten auch die gesellschaftliche Stellung der Gartenbesitzer. Museumsleiter Hensen ist es dank seiner guten Kontakte zum Pompejanum sogar gelungen, die Rechte für die Präsentation einer Fresko-Nachbildung aus dem "Haus des goldenen Armreifs" in Pompeji zu erhalten.

Auch Bürgermeister Stefan Schmutz war bei der Einweihung der römischen Brunnenanlage erfreut, weil es gelungen ist, in Ladenburg eine weitere Besonderheit zu präsentieren. 50 000 Euro seien investiert worden, um das Lobdengau-Museum noch "erlebbarer" zu machen, sagte Schmutz. Die Stadt leistete die erforderlichen Vorarbeiten, denn die Museumsterrasse musste vor dem Anlegen des Gartens abgedichtet werden. Den Hauptteil der Kosten übernahm die Stiftung des Lobdengau-Museums, der Heimatbund machte einige Tausend Euro locker, und auch Privatspender und ehrenamtlich getätigte Leistungen sorgten dafür, dass der Römergarten nun mit einem Brunnen der Öffentlichkeit übergeben werden konnte.

Die Heizungsbautechnik sowie die Brunnenbau-Technik der Römer war schon damals auf einem hohen Niveau. Mit der Mächtigkeit der Springbrunnen in den Gärten und der Schönheit der Wasserspiele drückten die Villen-Inhaber aus, welch hohen gesellschaftlichen Stand sie besaßen. "Brunnen waren in der Römerzeit ein fester Bestandteil der römischen Atrien", erläuterte Museumsleiter Hensen. Oft waren die Brunnen und Becken die einzigen Wasserstellen im Haus. Das Wasser im Garten wurde zum Kochen, aber auch zum Baden verwendet.

Ganz bewusst legten die Römer um den Brunnen die Aufenthaltsbereiche an. Hier gab es Liege- und Sitzgelegenheiten, denn das plätschernde Wasser sorgte an heißen Sommertagen für eine angenehme Kühlung. Die Form des Brunnens im Ladenburger Römergarten wurde übrigens nicht zufällig gewählt.

Die geschwungenen Linien der Sandsteinumrandungen waren typisch für die Brunnenbauer in Pompeji, betonte Hensen. Dass das jetzige Aussehen des Römergartens nicht in Stein gemeißelt ist, ergänzte Garten-Ingenieur Werner Molitor, der federführend das Projekt begleitete. "Ein Garten ist nie fertig, und das gilt auch für den Ladenburger Römergarten", meinte der Experte.

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