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Projekt "Respect Coaches" wird trotz Erfolgs eingestellt

An der Merian-Realschule endet das Bundesprogramm zum Jahresende. Beteiligte erklären, was das bedeutet.

05.10.2023 UPDATE: 05.10.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Vermitteln Schülern Sozialkompetenz (v.l.): Rektor Stefan Baust, „Respect Coach“ Katrin Strobel, Derya Sahan von der Fachstelle Extremismusdistanzierung und Stefanie Jebram von der AG katholisch-sozialer Bildungswerke. Foto: Beckmann

Von Silke Beckmann

Ladenburg. Vor zwei Jahren hat an der Ladenburger Merian-Realschule das Bundesprogramm "Respekt Coaches" der JMD (Jugendmigrationsdienste) Einzug gehalten – ein Präventionsprogramm unter dem Motto "Lass uns reden! Reden bringt Respekt", das demokratische Werte für junge Menschen erlebbar macht und sie in ihrer Persönlichkeit stärkt.

So formuliert es "Respekt Coach" Katrin Strobel vom Träger Internationaler Bund (IB), der an der Schule schon etliche Angebote verwirklicht hat mit dem Ziel, dass sich Schüler aktiv mit Demokratie, Respekt und Toleranz auseinandersetzen. Dazu gehörte im letzten Schuljahr etwa ein Sozialkompetenztraining für die Klassenstufe sieben, als "ergänzender Baustein unseres Sozialprofils", wie Rektor Stefan Baust erklärt hatte, und ganz aktuell ein interaktiv gestalteter Workshop mit den achten und neunten Klassen zum Thema Alltagsrassismus.

Organisiert hatte ihn Katrin Strobel zusammen mit Bildungsreferentin Stefanie Jebram von der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke (AKSB) und Derya Sahan von der Fachstelle Extremismusdistanzierung (FEX) im Demokratiezentrum Baden-Württemberg. Die gute Nachricht: Rektor Baust spricht von einem umfangreichen Mehrwert für die Schülerschaft, den das "Respekt-Coaches"-Programm mit sich bringt, angefangen bei Resilienz im Umgang mit Konflikten, Medienkompetenz, einem großen Plus im gesellschaftlichen Bereich, was etwa Toleranz, Vielfalt, Sozialkompetenz und den respektvollen Umgang miteinander anbelangt, auch das Motivations- und Lerntraining sei für die Abschlussschüler ausgesprochen hilfreich gewesen. Umso schwerer wog die kurz vor Sommerferienbeginn erhaltene Nachricht, dass die Bundesmittel vor Kurzem gestrichen wurden, was ein abruptes Aus des Programms zum Jahresende bedeutet.

Schulsozialarbeiterin Karin Rehwald ist zwar mit einer 50-Prozent-Stelle angetreten, doch "wir hoffen, dass wir bald wieder auf eine Dreiviertel-Stelle aufstocken dürfen". Und schließlich laufen auch die Gelder für das "Rückenwind"-Programm in einem Jahr aus, "sodass wir ab dem Schuljahr 2024/25, was ,Rückenwind’ und Fördermittel betrifft, in den Vor-Corona-Zustand zurückfallen", so Baust. Und das betrifft nicht nur die Merian-Realschule: Laut der Jugendmigrationsdienste konnten "mit fast 10.000 Gruppenangeboten bislang über 365.000 junge Menschen an knapp 600 Kooperationsschulen von dem Programm profitieren", ergänzt der Rektor.

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Auch Katrin Strobel sieht die Entwicklung kritisch. Ursprünglich sollte das Programm bis Ende 2024 laufen, Inhalte für das zweite Schulhalbjahr, darunter die Extremismus-Prävention, sind bereits besprochen worden und können nur nicht mehr umgesetzt werden. Ein Folgeprogramm sei zwar geplant, startet aber erst 2025: "Das ist für uns unverständlich." Und bedeutet nicht nur ein Jahr lang Leerlauf, das sogenannte Startchancen-Programm sei auch inhaltlich ganz anders ausgerichtet. "Wir versuchen jetzt, das Ruder herumzureißen, und haben daher eine Petition ins Leben gerufen." Den Stellenwert politischer Jugendarbeit betont auch Stefanie Jebram. Mit Fokus auf Primärprävention entwickelt die AKSB unter dem Titel "RespACT" passgenaue Konzepte für das Programm an Schulen, wie beispielsweise Programme zu Fake News oder dem Thema Ukraine-Krieg.

Unter der Überschrift "Radikalisierungsprävention" setzt die Fachstelle Extremismusdistanzierung ihren Schwerpunkt bei Distanzierungshilfen, wie Derya Sahan erklärt. Und da die für das ganze Bundesland zuständige Fachstelle mit sieben Personen schmal besetzt ist, sei die Zusammenarbeit mit Schulen besonders wichtig.

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