Gratis-Binden und -Tampons am Carl-Benz-Gymnasium
Das Hygiene-Projekt der Schule wird gut angenommen. "Klopapier bringt ja auch keiner selbst mit", argumentiert die Schülervertretung.

Von Silke Beckmann
Ladenburg. "Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass so etwas zur Verfügung steht", finden Schülersprecherin Johanna Wüst und Oberstufensprecherin Friedlinde Höhnle, beide Mitglieder des SMV-Teams am Carl-Benz-Gymnasium (CBG). Die Rede ist vom Hygiene-Projekt der Schule, genau genommen von den neuen Tampon- und Binden-Spendern, die seit einigen Monaten zur kostenlosen Bedienung in den Mädchentoiletten hängen.
Angestoßen und umgesetzt wurde die Installation der Automaten durch ein Gemeinschaftsprojekt von SMV und Stadt, die Initiative ging jedoch von der Schülerschaft aus: "Bemerkenswert", betonte Schulleiterin Hannelore Buchheister, und auch Bürgermeister Schmutz sprach den Schülerinnen seine Anerkennung aus: "Ihr habt einen neuen Standard gesetzt."
Den Anstoß gab vor rund einem Jahr eine SMV-Leitungssitzung, die Johanna Wüst mit ihrem Amtskollegen Mathis Gerber besuchte. Im Rahmen des Austauschs über Veranstaltungen und Aktionen an den jeweiligen Schulen "ist uns aufgefallen, dass wir hier noch gar keine Hygieneartikel haben", schildert die 16-jährige Johanna Wüst. Etwas, das ihrer Überzeugung nach "in jeder Schule zur Verfügung stehen sollte". "Klopapier bringt ja auch keiner selbst mit", ergänzt Friedlinde Höhnle (17) und merkt an: "Über die Hälfte unserer Schülerschaft ist weiblich."
Zufälligerweise hatte Schulsozialarbeiterin Helen Wichert nahezu zeitgleich Ähnliches im Sinn. Und zwar im Rahmen des Ladenburger Lago-Projekts, mit dem die Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendarbeit Baden-Württemberg gezielt Projekte zugunsten eines wertschätzenden Miteinanders förderte, die vor Ort mit Schülern und dem Jugendzentrum umgesetzt wurden. Laut der städtischen Integrationsbeauftragten Parul Schreier gab es in diesem Zuge auch Rückmeldungen, dass das Thema Menstruation aus der Tabuzone geholt gehöre und Aufklärungsbedarf bestehe, woraufhin Workshops stattfanden und Infomaterial besorgt wurde. Und auch die Hygiene-Automaten-Idee aufkam.
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Mit fünf Spendern wurden die Sanitärräume im CBG ausgestattet, finanziert von der Stadt, die mit 500 Euro außerdem für die zuvor per SMV-Umfrage unter den künftigen Nutzerinnen ermittelten Wunsch-Produkte aufkam. "Sehr positiv" sei das Projekt angenommen worden, "wir haben damit total gute Erfahrungen gemacht", bilanziert Johanna Wüst: ein Plus an Sauberkeit, vernünftiger Umgang, keine übermäßige Nachfrage nach den ausdrücklich für Notfälle bereitstehenden Artikeln, die von den jeweiligen Stufensprechern aufgefüllt werden. "Die Akzeptanz ist auch Eurem Engagement zu verdanken", lobt Rektorin Buchheister und ist überzeugt: "Es trägt schon zum Wohlfühlen an Schulen bei, wenn man sicher sein kann, dass so sensible Bereiche gut ausgestattet sind."
Die Sorge der Initiatorinnen, in Sachen künftiger Produkt-Ausstattung nun auf Sponsorensuche gehen zu müssen, zerstreute Bürgermeister Schmutz: "Ihr habt mit eurer Initiative eine Tür aufgestoßen, die nicht mehr zugeht." Und "eine Sache angesprochen, die eigentlich selbstverständlich sein sollte". Als Schulträger werde man daher das erforderliche Budget für entsprechende Hygiene-Produkte und die Anschaffung der Spender zur Verfügung stellen. Das gelte für alle Schulen in Trägerschaft der Stadt, einschließlich der Grundschulen, wo es, so Schulsozialarbeiter Patrick Falckenberg, "durchaus Bedarf gibt".
Den jungen Initiatorinnen sprach Schmutz ein "Riesenkompliment" aus: "Die Art, wie Ihr Politik macht und Euch für andere eingesetzt habt, macht mich stolz und froh."