Als die Römerstadt zur Filmkulisse wurde
Maria Salinger drehte in dieser Woche in Ladenburg. Der RNZ-Artikel brachte viele Komparsen. Die Premierenvorstellung ist in Leutershausen.

Von Axel Sturm
Ladenburg. "Na, da ist heute wieder einiges los bei uns", sagte der evangelische Pfarrer David Reichert, als er aus dem Fenster in den Kirchengarten blickte. Auf der Treppe vor der Kirche probten die Kinder des Anne-Frank-Kindergartens mit Leiterin Angelika Gelle für einen Gottesdienst-Auftritt, aber auch das Filmteam von Maria Salinger hatte sich für den Dreh in und vor der Stadtkirche angemeldet.
Am ersten Drehtag für die romantische Komödie "Bubbles" gab es am Set schon richtig viel zu tun. Erste Szenen des 30-minütigen Kurzfilms der Ladenburgerin, die in Hollywood studiert, waren am Donnerstagnachmittag, 22. Juni, im Kasten. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und handelt von einem Zwillingspaar und der ganz großen Liebe. Salinger übernimmt in dem Film nicht nur Regie und Produktion, sie spielt auch die Zwillingsrollen gleich mit.
Für die Studentin war ihre Abschlussarbeit, die der Film ist, mit einem riesigen Aufwand verbunden. Die Drehorte besichtigen, die Genehmigungen einholen, die Requisiten der 1980er-Jahre besorgen, die Komparsen aussuchen oder die Unterkünfte für die befreundeten Schauspieler organisieren. Doch Salinger meisterte all diese Aufgaben: "Ich habe meine Eltern einfach für ein paar Tage aus ihrer Wohnung gesperrt, um das Filmteam bei uns einzuquartieren", sagte die junge Frau grinsend, die sich in der Filmwelt verwirklichen will. Gut, dass sie in Ladenburg einen großen Freundeskreis hat, aber auch der Zeitungsartikel "war Gold wert", erzählte sie, denn daraufhin hätten sich über 20 Komparsen gemeldet. Ihre Freundin Lina Werner hat die Laienschauspieler gecastet. Sie ist im Marketing tätig und bewies ein gutes Händchen bei der Auswahl der Hochzeitsgäste, der Restaurantbesucher oder der "coolen Typen", die an der 80er-Jahre-Bar stehen.
Dabei war hilfreich, dass Salinger die Drehorte wie ihre eigene Westentasche kennt. Im Restaurant Kartoffel wurde das Hochzeitsmahl eingenommen, im Goldenen Hirsch die Barszenen gedreht und in einem verlassenen Haus im Kurzgewann wurde der Streit eines Brautpaares kurz vor der Hochzeit abgelichtet. Schnittig waren die Szenen auf dem Motorrad, die im Odenwald gedreht wurden, und für die Filmaufnahmen am Ladenburger Bahnhof und auf dem Marktplatz der Römerstadt erteilte der Chef des Ordnungsamtes, Rüdiger Wolf, problemlos die erforderlichen Drehgenehmigungen. Lustig ging es auch auf dem Obsthof Schuhmann zu, wo es ebenfalls Aufnahmen gab.
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Die gute Seele am Set war für die Studentin, die nach ihrem Abschluss in Hollywood wieder nach Europa zurückkehren wird, ihre Jugendfreundin Mona Wiest. Sie sei immer zur Stelle gewesen, wenn etwas Außergewöhnliches organisiert werden musste und wenn Maria etwas vergessen hatte, habe sie ihr zur Seite gestanden, um sie zu unterstützen.
Eine große Hilfe war für das Filmteam die Ladenburgerin Gaby Ensink. Auch sie las den Zeitungsartikel und holte danach ihre Kleider und Hüte aus den 80ern aus ihrem Kellerschrank hervor. "Ich war begeistert, als ich die tollen Klamotten sah", erzählte Salinger, die Ensink in ihrem Garten besuchte, wo sie die Kleider und Hüte in Augenschein nahm. Die Ex-Vorsitzende des Garango-Vereins ist ein Kind der 1980 er Jahre. Sie kaufte damals Unikate der Heidelberger Modedesignerin Ann Sertel, aber auch die Marke Betty Barclay zählte zu Ensinks Lieblingsausstattern. Außerdem ist sie stolz auf ihre Hut-Sammlung. "Die Kleider wegwerfen – das war für mich nie eine Option", meinte Ensink, die zusammen mit Uschi Haverkate fasziniert die Produktion verfolgte.
Für Hauptrollen und Kameraführung hatte Salinger einige befreundete Profi-Schauspieler mit Dreherfahrung engagiert. Den genervten zukünftigen Ehemann spielte der Berliner Film- und Theaterschauspieler Robert Milan Knorr, der bereits mehrere Nachwuchs-Auszeichnungen erhalten hat. Gern dabei war auch der Heidelberger Schauspieler Lennart Gottmann, der schon einige Rollen am Heidelberger Stadttheater gespielt hat. Ganz begeistert vom Drehort war der Kölner Kameramann Leonard Graf, dessen Firma Gleichberg-Pictures auch schon die Beatrice-Egli-Show aufzeichnete. "Ladenburg ist eine tolle Location – es macht Freude, hier zu drehen", meinte der Kameraprofi, der zuversichtlich ist, dass der Kurzfilm "richtig gut" werden wird, und alle hoffen, dass der Streifen auf diversen Festivals gezeigt wird.
Als Nächstes geht es jetzt an den Schnitt. "Ende Oktober müssten wir damit fertig sein", schätzte Salinger. Die Premiere in der Region wird – vermutlich im Dezember oder Januar – im Olympia Kino in Leutershausen gefeiert. Dort dürfte ein ausverkauftes Haus sicher sein.