Wieslocher Polizeirevier - "Wir ruhen uns nicht aus"
Aber mit Blick auf die Kriminalitätsstatistik 2018 ist die Polizei positiv gestimmt - Präventionsarbeit trägt Früchte

Zogen eine durchaus positive Bilanz der Kriminalitätsstatistik 2018: (v.li.) Thomas Fänderich, Peter Albrecht und Jürgen Engelhardt vom Wieslocher Polizeirevier. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (seb) Eine "positive Bilanz" steht unterm Strich der Kriminalitätsstatistik von 2018: Der leichte Anstieg um rund zwei Prozent auf 5325 registrierte Straftaten ist eher eine zufällige Schwankung, die leichte Steigerung der Aufklärungsquote auf rund 59 Prozent ein Erfolg. Das solle "das Leid der Opfer nicht schmälern", so der Wieslocher Revierleiter Peter Albrecht, sein Stellvertreter Thomas Fänderich und Jürgen Engelhardt, zuständig für Kriminalitätsprävention. Aber angesichts der rund 139.000 Einwohner im Revierbereich sei diese Kriminalitätsrate nicht alarmierend.
"Das heißt nicht, dass wir komplett zufrieden sind", so Albrecht: "Wir ruhen uns nicht auf den Lorbeeren aus." Die Statistik sei vielleicht nur "eine Momentaufnahme", sie gebe aber Hinweise, wo die Polizei verstärkt tätig werden muss. Kurz verwies er im Pressegespräch aber auf die hohe Belastung der Kollegen, die Personalressourcen seien nach wie vor knapp, "die Demografie schlägt zu": mit zahlreichen Pensionierungen nämlich. Verschiedene Programme zur Nachwuchsgewinnung laufen, daher erwartet der Revierchef "in zwei Jahren deutlichen Aufwind".
Anstieg der Sexualdelikte ...
Die schwersten Fälle 2018 waren sechs Tötungsdelikte, von denen aber nur eine Tat vollendet wurde: der tragische Fall eines Mannes in Sandhausen, der sich von der Pflege seiner schwer erkrankten Frau überfordert sah und sie erdrosselte. Die übrigen fünf Fälle blieben, wie die Polizei es ausdrückt, im Versuchsstadium, einer in Rotenberg, einer in Wiesloch, einer in Leimen und zwei weitere in Sandhausen. Es waren Auseinandersetzungen zwischen Partnern oder Bekannten, die Opfer wurden teils schwer verletzt, sind aber am Leben.
Körperverletzungsdelikte insgesamt bewegten sich 2018 minimal über dem Vorjahresniveau mit 560 Fällen. Sie blieben damit wie Diebstahl (minus 14 Prozent auf 1526 Fälle) und Betrug (plus 25 Prozent auf 1115 Fälle) Schwerpunkte der Ermittlungsarbeit. "Durchaus Kummer" bereitet der Anstieg der Sexualdelikte um knapp elf Prozent auf 81 Taten, so Albrecht, "im Vergleich" keine große Zahl, "auch wenn mir da die Worte im Hals stecken bleiben". Erfreulich hier wiederum die hohe Aufklärungsquote von 82 Prozent. Zum Teil ist der Anstieg laut dem Revierleiter der Gesetzesverschärfung, zudem der gestiegenen Sensibilität in der Bevölkerung geschuldet. In den größeren Städten und Gemeinden sind die Fallzahlen erwartungsgemäß am höchsten. In Wiesloch waren es 26 Fälle (davon sechs Mal sexueller Missbrauch, drei Vergewaltigungen), in Walldorf 20 derartige Delikte (14 Mal sexueller Missbrauch, eine Vergewaltigung) und in St. Leon-Rot sieben Delikte (vier Mal sexueller Missbrauch, zwei Mal Vergewaltigung).
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"Sensationell gute Werte" vermeldet Albrecht bei Wohnungseinbrüchen: Die sind gegenüber dem Vorjahr um fast die Hälfte auf 85 Fälle "massiv zurückgegangen". Ähnlich sieht es bei Autoaufbrüchen aus: Sie gingen um knapp 37 Prozent auf 100 Fälle zurück, aber Navigationsgeräte und Multifunktionslenkräder bleiben begehrt. Albrecht sieht da Nachbesserungsbedarf auch bei Sicherungssystemen, Stichwort "schlüsselloser Zugang". Die Ladendiebstähle liegen mit 131 Fällen um rund 29 Prozent unterm Vorjahreswert. Die intensiven Aufklärungsbemühungen und auch Präventionsarbeiten der Polizei hätten die Region "für Einbrecherbanden unattraktiv gemacht".
Dazu gehöre, sichtbar an strategisch günstigen Orten Präsenz zu zeigen, um Täter abzuschrecken, und mitunter auch, selbst den Einbrecher zu mimen: Gemeinsam mit Jürgen Engelhardt habe er schon Häuser "ausgespäht", so Peter Albrecht, und Aufklärungs-Broschüren mit Hinweisen auf Schwachstellen in geöffnete Fenster geworfen, sehr zur Überraschung der Bewohner. Überhaupt sei Vorbeugung mit Aufklärung und Beratung "eine der vornehmsten Aufgaben der Polizei".
Einen ähnlichen Schwerpunkt, bei dem er aber gern noch mehr unternehmen würde, setzt der Revierleiter bei der Drogenkriminalität. Mit 454 Fällen ist man auf dem "hohen Niveau" des Vorjahrs geblieben - doch das bedeutet nur, dass die Polizei ebensoviele Ressourcen auf Kontrollen aufwenden konnte, schließlich zeigen die Täter sich nicht selbst an. "Das treibt uns um", sagt Albrecht: Sucht, ob das oft verharmloste Cannabis oder noch härtere Drogen, begegne der Polizei ständig wieder, bei Verkehrsunfällen, Körperverletzungen, häuslicher Gewalt oder Vergewaltigungen: "Das hat massive Auswirkungen aufs Zusammenleben in der Region." Die Wirkstoffmengen seien pro Dosis permanent gesteigert worden, noch dazu seien vermehrt synthetisch verstärkte Drogenmixturen erhältlich, mit allen Nebenwirkungen, "was die Gehirnschäden angeht, braucht man ja nur das Psychiatrische Zentrum zu fragen". Wann immer möglich, soll verstärkt kontrolliert werden, "besonders im Straßenverkehr".
Entsprechend den Nutzungsgewohnheiten der Allgemeinheit haben die Betrügereien über Telefon und Internet zugenommen, mit schockierender Hartnäckigkeit werden zudem Senioren zum Ziel "und regelrecht zermürbt", so Albrecht. Da sei man, ähnlich wie bei Einbrüchen, mit auf wachsame Nachbarn angewiesen - oder auch Bankangestellte, so Fänderich, die ihre Kunden kennen und bei den Senioren nachfragen, ehe sie große Mengen Bargeld aushändigen. Noch schlimmer die zunehmende Rücksichtslosigkeit der Räuber, die Geldautomaten sprengen, nachdem in Bankfilialen offenbar (dank der Zeitschlösser) nichts mehr zu holen ist. Ein Fall geschah erst kürzlich, Anfang April, mitten in der Eppelheimer Hauptstraße. Durch Trümmer könnten da Passanten oder Anwohner verletzt werden, so Albrecht, zudem würden Gebäude schwer beschädigt.
Kurz betonte der Revierleiter, dass ihm die sogenannten "nichtdeutschen" Täter nicht mehr Sorgen als die einheimischen bereiten, deren Kriminalität "hat bei Weitem nicht das Ausmaß, wie uns gewisse Interessengruppen glauben machen wollen". Im Auge behält man auch bestimmte "Pappenheimer" unter den Jugendlichen, selbst wenn ihr Anteil unter
... bereitet Kummer
den Tätern insgesamt nicht bedenklich ist, so Albrecht. Die Strafen nach der "Halloween-Randale" 2017 in Walldorf haben zwar offenbar Eindruck hinterlassen, aber ehe quasi eine "neue Generation" nachwachse, wolle man auch da Präsenz zeigen.
Was die Zahl der registrierten Straftaten in jeder Gemeinde angeht, wird der Unterschied zwischen eher ländlichen Gebieten und den größeren Städten deutlich. Die niedrigste Kriminalitätsbelastung, bezogen auf die Einwohnerzahl, hat Rauenberg, gegenüber 2017 sank die Zahl der Fälle um 172 auf 164. Ähnlich gering ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, in Mühlhausen (171 Fälle, 2017 waren es 131), Dielheim (204 Fälle, ein Anstieg von zwei Prozent) und Malsch (Anstieg gegenüber 2017 von 71 auf 84 Fälle). St. Leon-Rot bewegt sich quasi im Mittelfeld mit 480 Straftaten (ein Minus gegenüber 2017 von zehn Prozent). Wiesloch ist am zweithöchsten von Kriminalität belastet und verzeichnet ein Plus von 13 Prozent auf 1433 Straftaten. Den unrühmlichen Spitzenplatz hat Walldorf, auch wenn die Fallzahlen um fünf Prozent auf 856 gesunken sind. Sandhausen ist mit 625 (ein Minus von acht Prozent) relativ hoch belastet, Nußloch mit 268 Fällen (minus 16 Prozent) eher gering, Leimen liegt mit 1040 Fällen (plus elf Prozent) dazwischen.