Fastnachtsumzug in Malsch ist wegen Corona abgesagt
Verordnungen machen es den Veranstaltern unmöglich, Umzug und Prunksitzung zu organisieren - Einziger Ausfall war bislang 1991

Von Timo Teufert
Malsch. Jedes Jahr zieht der Fastnachtsumzug in Malsch bis zu 25.000 Besucherinnen und Besucher an. Im nächsten Jahr wird es am Fastnachtssonntag aber keinen närrischen Lindwurm durch die 3500-Einwohner-Gemeinde geben. Da die Auflagen der Corona-Verordnung nicht eingehalten werden können, haben sich die Verantwortlichen des Verkehrs- und Heimatvereins Malsch jetzt entschlossen, das närrischen Treiben mit seinen rund 1000 Mitwirkenden und den teilweise haushohen Wagen abzusagen. Auch eine Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot Malsch in der Letzenberghalle wird es im Frühjahr nicht geben.
"Wir haben lange darauf gehofft, dass wir etwas machen können", erklärte Konrad Becker, erster Präsident der Karnevalsgesellschaft am Montagabend im Rathaus in Malsch. Man habe aber einsehen müssen, dass dies nicht möglich sei und am Montag, 7. September, intern entschieden, alle Veranstaltungen der Mälscher Kampagne 2020/21 abzusagen. Bestätigt wurde die Entscheidung der Karnevalsabsage dann vorgestern bei einer Vorstands- und Beiratssitzung des Verkehrs- und Heimatvereins, der Veranstalter des Umzuges ist.
"Schon heute ist der Umzug eine Mammutaufgabe für so einen kleinen Ort wie Malsch", erklärte der Vorsitzende Werner Keßler. Zusätzlich die Corona-Beschränkungen durchzusetzen, sei schlicht unmöglich. "Deshalb war schon früh klar, dass wir den Umzug 2021 nicht hinkriegen." Zumal auch andere Umzüge, etwa in Ziegelhausen, bereits abgesagt wurden und der Verband badisch-pfälzischer Karnevalsvereine schon im Mai empfohlen hatte, die Kampagne 2020/21 ausfallen zu lassen.
"Wir haben uns die Absage nicht leicht gemacht und intensiv geprüft", berichtet Peter Dohmeier, stellvertretender Vorsitzender des Verkehrs- und Heimatvereins. Allein das Abstandsgebot könne bei dem Ansturm an Zuschauern nicht eingehalten werden. "Die Maskenpflicht könnten wir ebenfalls nicht durchsetzen und auch ein Hygienekonzept dürfte in Hinblick auf die Toiletten nicht umsetzbar sein", so Dohmeier. Und ein Alkoholverbot, das man schon einmal diskutiert habe, sei nicht zu kontrollieren. Man bräuchte mindestens 50 Sicherheitsleute dazu. "Wir können also in keinem Punkt die Corona-Verordnung erfüllen", so Dohmeier.
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"Emotional ist die Absage eine Katastrophe", findet Thomas Keilbach, zweiter Präsident der Blau-Roten. Denn nicht nur der Umzug, bei dem die "Ka Ge" mitläuft und den Abschlusswagen mit Prinzenpaar, Elferrat und Gardemädchen stellt, ist betroffen, auch die Prunksitzung der Gesellschaft wird nicht stattfinden: "Auf der Bühne haben wir sonst 100 Aktive", so Becker. Mit den Helfern hinter den Kulissen sind es sogar noch einmal deutlich mehr. 500 Gäste sind sonst beim Spektakel in der Letzenberghalle dabei, zur Zeit dürfen wegen der Abstandsregeln nur 80 Personen gleichzeitig in die Halle.
Auch die Gruppen, die sonst für das Programm sorgen, konnten bislang noch nicht proben. Allein für die Tanzgruppen gebe es unzählige Auflagen für das Training, so Becker. "Und auch unsere Gesangsgruppe, die Letzenbergstare, konnten bislang wegen Corona noch nicht zusammenkommen", erläutert Becker. Darum hatte es der Verein etwas leichter als andere. Schließlich mache die "Ka Ge" alles selbst: von der Show bis zur Bewirtung. "Andere Vereine, die Leute für die Prunksitzung einkaufen, planen ja meist ein Jahr im Voraus", weiß der Präsident.
Auch Bürgermeisterin Sibylle Würfel war an der Entscheidung, die Fastnachtsveranstaltungen abzusagen, beteiligt: "Es ist für mich unvorstellbar, dass es 2021 keinen Umzug geben wird. Aber die Umstände geben das derzeit nicht her." Sie zeigte sich betrübt, dass es überhaupt keine Veranstaltungen in der fünften Jahreszeit geben wird: "Die Mälscher Fastnacht besteht ja nicht nur aus dem Umzug, sondern hat ganz viele Bestandteile", so Würfel. Doch man wisse nicht, wie man die Menschen bei diesen Großveranstaltungen schützen sollte. Schon im Frühjahr sei ihr klar gewesen, dass es in Zeiten einer Pandemie schwer werden würde, einen Umzug zu organisieren. "Ich habe deshalb darauf gedrungen, dass wir direkt nach der Sommerpause eine Entscheidung brauchen", so die Bürgermeisterin. Schließlich stecke in den Wagen und den Kostümen so viel Arbeit, da sei es nur fair, die Ehrenamtlichen, die sich darum kümmern, rechtzeitig zu informieren.
Seit 1952 gibt es die organisierte Fastnacht in Malsch. "Fastnacht ist in Malsch ganz hoch angesiedelt", weiß Keilbach. Vor der jetzigen Absage ist die Kampagne erst einmal ausgefallen: "Das war beim Golfkrieg 1991. Damals hatten wir schon alles vorbereitet: Mittwoch und Donnerstag wurde die Halle dekoriert, Freitag stand die Generalprobe für die Prunksitzung an", erinnert sich Becker. Am Freitagmorgen seien dann bundesweit alle Fastnachtsveranstaltungen abgesagt worden. 2021 geschieht die Absage jetzt mit Vorlauf – und das bisherige Prinzenpaar – Nadine Klary und Julian Förderer vom Musikverein – bleiben im Amt.




