Katholische Gemeinden

Ein bisschen Gemeinschaftsgefühl mit ersten Präsenzgottesdiensten

Das versprechen sich die Seelsorgeeinheiten von Präsenzgottesdiensten mit den notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen

15.01.2021 UPDATE: 16.01.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 15 Sekunden
Bewährte Hygienekonzepte, wenig Besucherinnen und Besucher sowie große Kirchen: Damit begründen die Seelsorgeeinheiten in der Region die Wiederaufnahme der Präsenzgottesdienste - auch in der katholischen Kirche in Rauenberg. Foto:  Pfeifer

Von Sebastian Lerche

Region Wiesloch/Walldorf. Gottesdienste in den Kirchen drücken in der Corona-Krise schon aufs Gemüt. Pfarrer Alexander Hafner, Leiter der Seelsorgeeinheit Wiesloch-Dielheim, steht in den Kirchenräume beispielsweise von St. Cyriak oder Heilige Dreifaltigkeit Wiesloch statt vor 500 bis 600 möglichen Besucherinnen und Besuchern nur vor 60 bis 80.

Trotzdem möchten Hafner, der Pfarrgemeinderat und das Seelsorgeteam die Präsenzgottesdienste am heutigen Samstag wieder aufnehmen. Über die Weihnachtsfeiertage und bis Dreikönig hatte man sie ihm zufolge ausgesetzt, weil die schiere Fülle nicht zu bewältigen gewesen wäre: Damit meint er sowohl die Zahl der Gottesdienste als auch die zu erwartenden Besucherscharen. Die Vor- und Nachbereitungen, insbesondere auch das Reinigen und Desinfizieren des Kirchenraums, wären schon zeitlich nicht machbar gewesen. "Aber die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen."

Dank einiger findiger junger Leute erhielten Hafner und sein Team die Chance, geistliche Impulse und Gottesdienste übers Internet auszusenden. Das sei ihm sehr wichtig gewesen. Und: "Die wurden gut angenommen, gerade der Weihnachtsgruß", bei dem die Seelsorgeeinheit mehr als 1500 "Klicks", also Besucherinnen und Besucher, verzeichnete. Aber für viele Gläubige sei der Zugang zu Computer und Internet schwer und der Bedarf an Präsenzgottesdiensten, an wenigstens ein bisschen Gemeinschaftsgefühl, sei da, so Hafner.

Er verweist auf bewährte Hygienekonzepte, "in unseren großen Kirchen können wir die Abstände einhalten". Die Mitgestaltung einer Messe, etwa mit Gesang oder Musik, sei stark reduziert. Der Friedensgruß mit traditioneller Handreichung wurde ihm zufolge umgewandelt, da hätten sich die Gläubigen kreativ gezeigt und verneigten sich voreinander oder winkten. Der Anblick der kleinen Besucherschar inmitten der vielen leeren Bänke sei "sehr gewöhnungsbedürftig". Noch anstrengender sei nur die völlig leere Kirche und er, Hafner, bloß umringt von Kameras und ganz wenigen Teammitgliedern.

"Wir fangen jetzt mit einer überschaubaren Zahl an Gottesdiensten wieder an", erklärt der Pfarrer. "Unter der Woche haben wir sie stark ausgedünnt." Dabei werde man immer die aktuellen Infektionszahlen und die Beurteilung durch Politik und Fachleute im Blick behalten.

Auch die Seelsorgeeinheit Letzenberg lässt es langsam angehen: Laut Pfarrer Joachim Viedt betrachtet man es als Versuch, jetzt am Wochenende zunächst nur drei Präsenzgottesdienste zu veranstalten. Man sei jederzeit bereit, wieder umzuschwenken, sollten es die Corona-Situation beziehungsweise die Erfahrungen vor Ort erfordern.

"Ich verfolge täglich die Entwicklung der Coronazahlen", so Viedt. Es habe in der Adventszeit intensive Diskussionen innerhalb der Seelsorgeeinheit gegeben, ob man die Präsenzgottesdienste aussetzt. Jetzt, angesichts relativ niedriger Fallzahlen, habe er sich gedacht: "Eigentlich könnten wir es probieren." Die Resonanz bei Pfarrgemeinderat und Seelsorgeteam aber sei "nicht so toll" gewesen, räumt er offen ein: Viele zögerten mit Blick auf den harten "Lockdown" des Staates und auf den Schutz ihrer Gesundheit und der der anderen Menschen. Nur drei der sechs Pfarrgemeinden der Seelsorgeeinheit wollten Präsenzgottesdienste wieder aufnehmen, so Viedt.

"Ich gehe nicht von vielen Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern aus", meint er: Es gelte jetzt zunächst auch das Interesse festzustellen, ebenso wie die sichere Durchführbarkeit. Auch er hat den Wunsch nach Präsenzgottesdiensten festgestellt, beispielsweise an Seelenämtern zum Gedenken an Verstorbene. Über die letzten Wochen hatten mehrere verschoben werden müssen, die könnte man eventuell jetzt nachholen.

Die Alternative sind Internet-Gottesdienste, bei denen sich dankenswerterweise ein spontan gebildetes Projektteam engagiert. 2000 bis 3000 Klicks hat es laut Viedt bei den fünf Gottesdiensten in der Weihnachtszeit und bis Dreikönig gegeben. "Dieses Angebot wollen wir auch fortführen, wir investieren derzeit in eine bessere technische Ausstattung, damit die Qualität der Übertragungen steigt", erklärt der Pfarrer.

Aber ein Präsenzgottesdienst sei eben nicht so leicht ersetzbar. Und in den großen Kirchen der Seelsorgeeinheit könne man die Abstands- und Hygieneregeln einhalten. "Nur 40 bis 50 Leute ist bedrückend, aber ich fände es schön, wenn das nicht einschläft", so Joachim Viedt.

Nur wenn die Hygienemaßnahmen diszipliniert eingehalten werden und die Pandemie-Lage es zulasse, wolle man das Angebot an Präsenzgottesdiensten allmählich wieder hochfahren, so Viedt: "Aber das volle Programm ist natürlich noch nicht wieder möglich."

Gute Erfahrungen hat die Seelsorgeeinheit Walldorf-St. Leon-Rot gemacht, die ihre Präsenzgottesdienste über die Feiertage nicht ausgesetzt hat. Zum einen blieben die Besucherzahlen "weit unter dem, was selbst mit den Coronavorschriften möglich gewesen wäre", berichtet Pfarrer Michael Hettich. Es habe "keine Probleme" gegeben und auch die Befürchtung, Leute abweisen zu müssen, habe sich nicht bewahrheitet.

Dafür "äußerten die Besucherinnen und Besucher Dankbarkeit für die Möglichkeit eines Präsenzgottesdiensts", so Hettich. Viele ältere Menschen oder solche, die zur Risikogruppe gehören, hätten auf den Besuch verzichtet, ebenso jüngere, die vorhatten, ihre Familien zu Weihnachten zu besuchen. Aber viele von denen waren per Internet zugeschaltet, die Präsenzgottesdienste über die Feiertage wurden auch live übertragen.

"Alle, die gern gekommen wären, aber nicht konnten, haben wir in unsere Gedanken eingeschlossen", hebt Pfarrer Hettich die Idee der Stellvertretung hervor: dass man eine Messe für andere Menschen mitfeiere. "Und es war wirklich schön, gemeinsam mit anderen Menschen zu feiern. Da wurde ein Gefühl der Verbundenheit wach", und das vermisse man eben.

Das Angebot in Walldorf und St. Leon-Rot bleibe jedoch so reduziert wie auch bisher in der Corona-Krise, mit je einem Gottesdienst in allen drei Pfarrgemeinden am Wochenende und je einem unter der Woche.

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